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Rezension zu
Über Menschen

Über Menschen in aktuellen Zeiten - sehr gut geschrieben

Von: Nicoles Bücherwelt
27.03.2021

Über Menschen und Ängste in aktuellen Zeiten… Dora ist mit ihrer kleinen Hündin aufs Land gezogen. Sie brauchte dringend einen Tapetenwechsel, mehr Freiheit, Raum zum Atmen. Aber ganz so idyllisch wie gedacht ist Bracken, das kleine Dorf im brandenburgischen Nirgendwo, nicht. In Doras Haus gibt es noch keine Möbel, der Garten gleicht einer Wildnis, und die Busverbindung in die Kreisstadt ist ein Witz. Vor allem aber verbirgt sich hinter der hohen Gartenmauer ein Nachbar, der mit kahlrasiertem Kopf und rechten Sprüchen sämtlichen Vorurteilen zu entsprechen scheint. Geflohen vor dem Lockdown in der Großstadt muss Dora sich fragen, was sie in dieser anarchischen Leere sucht: Abstand von Robert, ihrem Freund, der ihr in seinem verbissenen Klimaaktivismus immer fremder wird? Zuflucht wegen der inneren Unruhe, die sie nachts nicht mehr schlafen lässt? Antwort auf die Frage, wann die Welt eigentlich so durcheinandergeraten ist? Während Dora noch versucht, die eigenen Gedanken und Dämonen in Schach zu halten, geschehen in ihrer unmittelbaren Nähe Dinge, mit denen sie nicht rechnen konnte. Ihr zeigen sich Menschen, die in kein Raster passen, ihre Vorstellungen und ihr bisheriges Leben aufs Massivste herausfordern und sie etwas erfahren lassen, von dem sie niemals gedacht hätte, dass sie es sucht. (Quelle: Klappentext – Luchterhand Verlag) „Über Menschen“ ist der neue Roman von Juli Zeh und ziemlich aktuell: Denn die Handlung ist im Frühjahr 2020 angesiedelt, zu der Zeit, als der erste Lockdown und damit die große Unsicherheit und die Angst vor dem Corona-Virus gerade erst beginnt. „Es gibt jetzt so viele neue Begriffe. Social Distancing. Exponentielles Wachstum. Übersterblichkeit und Spuckschutzscheibe. Dora kommt schon seit Wochen nicht mehr mit. Vielleicht auch schon seit Monaten oder Jahren, aber durch Corona ist das Nicht-mehr-Mitkommen manifest geworden.“ – Seite 16, eBook Genau zu diesem Zeitpunkt entschließt sich die 36-jährige Dora, Berlin den Rücken zu kehren und aufs Land zu ziehen – in dem kleinen Dorf Bracken in Brandenburg hat sich vor einigen Monaten ein altes Gutshaus mit großem Grundstück am Dorfrand gekauft. Im ersten Drittel des Romans erfahren wir überwiegend, wie sich Doras Leben bisher entwickelt hat und welche Gründe sie hatte, fast Hals über Kopf aus der Großstadtwohnung zu fliehen – und vielleicht auch vor ihrem Freund Robert, der ihr immer fremder geworden ist. „Sie ließ nicht nur Robert hinter sich, sondern auch die Großstadt, die Enge, das Dauerfeuer der Informationen und Emotionen. Es fühlte sich an, als verließe sie die bekannte Welt, in einem Raumschiff auf dem Weg zu neuen Galaxien." – Seite 32, eBook Ein Halt in ihrem Leben ist ihre Hündin mit dem besonderen Namen Jochen-der-Rochen, die hier auch einen besonderen Platz einnimmt. Nach und nach lernt sie das Dorf kennen und auch deren Bewohner, die unterschiedlicher nicht sein können. Dora ist hin- und hergerissen: Muss sie Angst haben vor einigen – besonders vor ihrem direkten Nachbarn, der sich ihr als „der Dorf-Nazi“ vorgestellt hat? Gleichzeitig muss sie sich selbst wiederfinden und entscheiden, wie ihr zukünftiges Leben aussehen wird. Über allem schwebt natürlich die Corona-Krise – all die realen Ängste, Unsicherheiten und die Hilflosigkeit hat die Autorin hier klar eingefangen. „Die Räume riechen nach Desinfektionsmittel und Menschenleere.“ – Seite 203, eBook Neben vielen Momentaufnahmen -sowohl von den verschiedenen Schauplätzen, als auch Kleinigkeiten aus Doras neuem Alltag- werden hier auch die verschiedenen Charaktere mit ihren ebenso verschiedenen Meinungen ausführlich beschrieben. Interessant und überraschend ist, wie die Handlung sich entwickelt und in eine ganz andere Richtung führt als anfangs gedacht. Auch Doras Weg ist sehr gut zu verfolgen: Ihre Zweifel und Unsicherheit, in die sich manchmal Wut mischt, weil sie in manchen Momenten einfach nicht weiß, wie sie mit ihrem Nachbarn umgehen soll. Mein Fazit: Ein interessanter und sehr aktueller Roman, dessen Handlungsverlauf überrascht und mit großartigem Schreibstil überzeugt. Das Buch lässt sich flüssig und sehr gut lesen – detailreich und mit der Kunst, Kleinigkeiten und Momentaufnahmen sehr gut einzufangen ist Juli Zeh hier ein bemerkenswerter und nachdenklicher Roman gelungen. Spannend zu verfolgen und sehr lesenswert!

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