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Rezension zu
Einer muss doch anfangen!

Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten

Von: Bettina Müschen
22.03.2021

Zum 100. Geburtstag am 9. Mai 2021 hat Werner Milstein ein Porträt von Sophie Scholl, einer der Symbolfiguren des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus, geschrieben. Der Autor erzählt die Kindheit und Jugend von Sofia Magdalena, die sich später Sophie schrieb und schildert dabei den Bezug zu ihren Eltern und vor allem auch zu ihren Geschwistern. Die Haltung ihrer Eltern hat Sophie sehr beeinflusst und ihr ein festes Fundament vermittelt. Bis zu ihrem Ende hat die Familie immer zusammengehalten und ist dabei ihrem Motto "Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten" gefolgt. Der Autor beschreibt dabei keine unerreichbare Heldin, sondern zeigt Sophie als ganz normalen Menschen, der zweifelt und sucht, aber auch frech und fröhlich sein kann. Werner Milstein vermittelt dem Leser dabei was im Leben von Sophie Scholl eine Rolle gespielt hat, man erfährt, welche Musik in ihrer Jugend gehört, welche Bücher gelesen und worüber diskutiert wurde. Die Gesprächskultur, der Glaube und die Diskussionen darüber sowie die Begegnung mit Schriftstellern und Malern haben Sophie sehr geprägt und sicher dazu beigetragen, dass in ihrem Leben immer nur das eigene Gewissen als Kompass galt. Immer wieder sind auch Texte von Sophie und ihren Freunden sowie Zeichnungen des künstlerisch sehr begabten Mädchens im Buch zu finden, die mich sehr berührt haben. Neben dem eher trockenen Erzählstil des Autors, der die Fakten des Lebensweges von Sophie Scholl schildert, sind diese Quellen für mich Zeitzeugnisse, die nie vergessen werden dürfen. Für die Ideen, die im Nationalsozialismus vermittelt wurden hatten sich anfangs auch die fünf Scholl-Geschwister begeistert. Gegen den Widerstand ihrer regimekritischen Eltern profilierten sich Hans und Sophie in der Hitlerjugend sogar als Führungspersonen. Doch schon bald erkennen die Geschwister, welche Haltung sich hinter den Idealen der „neuen Zeit „ verbergen und mit wachem Geist und sehr viel Mut treffen sie ihre Entscheidung, Widerstand zu leisten. Die Haltung der Geschwister Scholl und der anderen Mitglieder der „Weißen Rose“ sollten auch heute noch Vorbild sein und dazu ermutigen, sich aufrecht und gewaltfrei dem Unrecht in den Weg zu stellen. Hinsehen, wo andere wegsehen, den Mund aufmachen, wo andere schweigen und beschützen, wo andere angreifen – diese Haltung ist gerade in der heutigen Zeit, wo rechtes Gedankengut verstärkt geäußert wird. sehr wichtig und Vorbilder wie Sophie Scholl kann es gar nicht genug geben. Mich hat dieses Buch sehr berührt und ich wünsche mir eine große Leserschaft, allerdings halte ich es leider kaum geeignet für die Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die laut Klappentext angesprochen werden sollen. Ich halte es für fraglich, ob diese Zielgruppe davon so „gepackt“ wird wie ich. Ohne ein gewisses Vorwissen und die Bereitschaft, sich auch durch Diskussionen zu theologischen Themen durchzuarbeiten, könnten womöglich jugendliche Leser abspringen. Andererseits gibt es sicher auch heute viele Jugendliche, die genau wie Sophie ihr Leben und ihre Haltung hinterfragen. Wünschen würde ich mir daher, dass dieser Titel Schullektüre wird und gemeinsam im Unterricht besprochen wird.

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