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Rezension zu
Als die Welt stehen blieb

Ein Buch am Puls der Zeit und doch eins für die Ewigkeit

Von: Hans Fritz Günther
02.11.2020

Was meine Neugierde auf dieses Buch weckte, war die Frage: Wie geht eine Autorin dystopischer Romane damit um, wenn eine Dystopie plötzlich Wirklichkeit wird? Oft hatten Wissenschaftler vor einer Pandemie gewarnt. Dann verbreitete sich explosionsartig Covid-19 in der Welt. Und Maja Lunde war, wie wir alle mittendrin. Ich habe ihr Buch verschlungen. Es ist weit mehr als nur die persönliche Erzählung ihrer Erlebnisse während des Lockdowns. Im Homeoffice zu arbeiten war Maja Lunde als Autorin ja gewöhnt. Aber Homeoffice plus Homeschooling der drei Kinder? Eher nicht. Tröstlich zu erfahren, dass auch sie keine besseren Rezepte für den Umgang damit hatte. Im Gegenteil: Der Einbruch der Pandemie in die eigene, vermeintlich heile Welt ließ die Autorin sogar verstummen! Sie konnte an ihrem Roman nicht wie geplant weiterschreiben. Stattdessen entstand dieses persönliche Tagebuch, bei dem ich mich während des Lesens oft dabei ertappte, wie ich zustimmend mit dem Kopf nickte und dachte. „Ja, genau so war es.“ Maja Lunde schildert sehr präzise und gefühlvoll ihre emotionalen Reaktionen auf die Ereignisse. Besonders gefallen hat mir, dass sie auch die unangenehmen Seiten, ihre Selbstzweifel, ihre Selbstkritik und den Ärger über ihre Schreibblockade nicht aussparte, um sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Dinge, die man dem eigenen Tagebuch anvertraut, die aber niemals jemand lesen soll, weil sie gefühlt viel zu peinlich wären. Maja Lunde teilt sie mit uns. Und beim Lesen wurde mir bewusst, dass uns gerade das menschlich macht. Offen gesteht sie, dass ihr der Kontrollverlust zu schaffen machte: „Ich hatte meine eigene Geschichte unter Kontrolle… Jetzt bestimmen andere. Das Einzige, was ich noch unter Kontrolle habe, sind einige wenige Details, hier, in meinen eigenen vier Wänden… Ich will meine Fiktion zurück.“ Trost findet sie bei ihrem Mann, der ihr sagt, dass es nicht gleich die Apokalypse sein müsse „wie in deinen Büchern.“ „Als die Welt stehen blieb“, ist aber nicht nur eine Chronik des Frühlings im Pandemiejahr 2020, sondern auch die Geschichte einer Autorin, die, nachdem die wirklichkeitsgewordene Dystopie sie vorübergehend verstummen ließ, ihre Stimme wiederfand. Von ihrem Buch geht eine kathartische Wirkung aus. Ihr Buch ist History in the making. Für mich eine klare Leseempfehlung!

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