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Rezension zu
GOTT

Wem gehört das Leben?

Von: fredi.liest
30.09.2020

Ferdinand von Schirach thematisiert, anlässlich des Urteil des Bundesverfassungsgerichts Ende Februar über die Beihilfe zum Suizid durch Ärzte und Sterbehilfe-Vereine um den §§ 217 StGB in seinem neusten Theaterstück „Gott“ einen solchen Fall des Sterbehilfe-Wunsch. Ein 2015 verabschiedetes Gesetz entschied in Deutschland: nein, doch mit der Entscheidung des BVerfG im Februar 2020 und dem damit verbundenen ja, wurden zahlreiche Kritiker - darunter die deutschen Bischöfe und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, sowie ehemalige Mitglieder des Deutschen Ethikrats aber auch aus der Ärzteschaft - laut. In diesem Gerichtsdramen wird Richard Gärtner - 78, Witwer, psychisch und physisch gesund, aber ohne seine zuvor verstorbene Frau möchte er nicht mehr weiterleben - zu dem Sterbewilligen. Mittels der Experten - einer Verfassungsjuristin, eines Arztes und eines kath. Bischofs - wird die eigentliche Debatte im Stück geführt. Die Leitfrage ist dabei „Wem gehört unser Leben?“ - „Gehört es einem Gott? Gehört es dem Staat? Der Gesellschaft, der Familie, den Freunden? Oder gehört es nur uns selbst?“ Somit wird die Würde des Menschen, der ersten Satz des Grundgesetzes und das fünfte Gebot: „Du sollst nicht töten.“ in den Mittelpunkt gerückt. Es scheint, dass Ferdinand von Schirach die Frage worin gutes und richtiges Handeln in Bezug auf Sterbehilfe besteht, erörtern möchte. Und wieder darf das Publikum abstimmen, wie es ausgeht: Darf Richard Gärtner, der den Anspruch stellt, mit Hilfe eines Arztes zu sterben, und zwar nicht in der Schweiz, sondern eben in seiner Heimat, die tödliche Dosis Natrium-Pentobarbital bekommen, die ihm bislang vorenthalten wurde? Gerade da Schirach Zurückhaltung beim Werben für eine Position - doch (s)eine durchaus kritische Haltung gegenüber der katholischen Position ist herauszulesen - übte, sind auch die anschliessenden Essays (Suizid und Suizidbeihilfe in existentieller, religiöser und kultureller Hinsicht von Hartmut Kreß, zur Hilfe zum Suizid von Bettina Schöne-Seifert und zum Suizid im Recht von Henning Rosenau), die das Stück weiter in der gegenwärtigen Debatte verorten, lesenswert.

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