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Rezension zu
GOTT

Wem gehört unser Leben?

Von: elena_liest
13.09.2020

"Wem gehört unser Leben? Gehört es einem Gott? Gehört es dem Staat, der Gesellschaft, der Familie, den Freunden? Oder gehört es nur uns selbst?" - Ferdinand von Schirach, "GOTT" "GOTT" von Ferdinand von Schirach ist ein Theaterstück in zwei Akten, das die Frage der ärztlichen Beihilfe zum Suizid vor dem Hintergrund der verfassungsrechtlichen und strafrechtlichen Bestimmungen in der Bundesrepublik Deutschland thematisiert. Angesetzt ist das Stück in einem Ethikrat, angestoßen wurde die Debatte hier durch den 78-jährigen Richard Gärtner, der, zwar körperlich und geistig völlig gesund, seinen Lebenswillen durch den Tod seiner Ehefrau verloren hat. Gärtner hat beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine tödliche Dosis Natrium-Pentobarbital beantragt. In einer Zusammensetzung aus Hausärztin, Rechtsanwalt, Ethikratmitglied, Rechtsanwaltsverständige, medizinischem Sachverständigen und theologischem Sachverständigen diskutiert der Rat die ärztliche Beihilfe zum Suizid aus mehreren denkbaren Blickwinkeln. Besonders interessant und kritisch zu bewerten war hier die Sichtweise des Theologen. "Nun, meine Damen und Herren, die Frage, die wir uns vorgelegt haben, klingt also recht einfach: Ein Mensch möchte nicht mehr weiterleben und bittet um ärztliche Hilfe, sich zu töten." Dass diese einfach klingende Frage nicht wirklich einfach zu beantworten ist arbeitet von Schirach in "GOTT" auf hervorragende und einzigartige Weise heraus. Sehr schmal kommt das Buch daher, gewohnt schlicht und mit prägnanter, treffender Sprache. Dahinter steckt aber wieder die gewohnte Wucht der Werke dieses Autors. Am Ende bleibt die Frage offen, wie ärztliche Beihilfe zum Suizid zu bewerten ist. Das Ergebnis der Abstimmung des Publikums wird nicht mitgeteilt, die*der Leser*in kann/darf/muss selbst zu einer Entscheidung kommen. Ich persönlich konnte für mich keine abschließende Antwort finden. Denn eines haben alle Argumentationen gemein: sie sind nachvollziehbar. Sowohl die Stimmen für, als auch die Stimmen dagegen bringen unumstößliche Erklärungen hervor und ich schwankte beim Lesen zwischen den verschiedenen Ansichten. Für mich gibt es am Ende Tendenzen in eine bestimmte Richtung, das ist aber dann doch jeder*jedem Lesenden selbst überlassen. Abgerundet wird das Theaterstück von drei Essays von Sachverständigen, die das Thema nochmals in ein anderes Licht rücken. Mal wieder hat es von Schirach geschafft, eine höchst brisante Thematik in den Mittelpunkt der Diskussionen zu rücken, vor allem auch vor dem Hintergrund der aktuellen Rechtslage. Ich bin mehr als begeistert und freue mich, dass nach "Kaffee und Zigaretten", das nicht wirklich meinem Geschmack entsprach, "GOTT" wieder ein gewohnter Volltreffer wurde. Ich werde noch lange über Buch und Thema nachdenken und kann euch versprechen, dass es euch nach der Lektüre genauso gehen wird. Ich vergebe 5 / 5 🌟.

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