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Rezension zu
Bad Feminist

Die Kunst des Feminismus' oder: warum ich trotzdem gerne koche

Von: Bücherfluss
17.07.2019

Im Zuge der #metoo-Debatte sprossen die Bücher zum Thema Feminismus beinahe wie Unkraut aus dem Boden. Frauen jedes Alters positionierten sich lautstark zu den unterschiedlichsten Themen des "Frau-Seins", wie zum Beispiel der Frage, ob man sich unter Würde verkaufe, wenn man dann doch irgendwie die Farbe "pink" mag, wie man zu Musik und/oder Literatur stehen solle, in der ein schlechtes Frauenbild dargestellt wird und generell wie man sich in Diskussionen über das Bild der "modernen Frau" zu verhalten habe. Ratgeber waren überall, Streitschriften für die Rechte der Frauen standen in Massen in unserem Buchladen und irgendwie hatte man als Buchhändler das Gefühl, genau diese Bücher auch empfehlen zu müssen, weil man ihn doch sonst nicht richtig unterstützen würde, den laut tobenden Kampf für die Rechte der Frau. Plötzlich war ein jeder Feminist und nur eine falsche Äußerung zog einen Schwall von Beschimpfungen nach sich - es gab schließlich Regeln, an die man sich als guter Feminist halten musste. Roxane Gay tut das allerdings nicht - und gibt sich selbst lautstark den Titel "Bad Feminist". In ihren viel diskutierten Essays gesteht sie frei heraus ihre Vorliebe für schlechte Fashion-Magazine und schreibt über frauenfeindlichen Rap von Musikern, die sie trotz dessen für ihre Musik verehrt. Voller Selbstironie zieht sie die Grenzen des Feminismus' und stellt sich mehr als einmal die Frage: Wann bin ich eine schlechte Feministin - und wieso? Ist es noch gesellschaftlich gestattet, gerne zu kochen? Darf Putzen als Frau überhaupt noch Spaß machen oder ist das schon der Anfang vom Ende? Und wieso zum Teufel muss man plötzlich seine Vorliebe für die Farbe "pink" verleugnen, um dem Bild einer selbstständigen Frau zu entsprechen? Voller Sarkasmus offenbart Gay all jene Dinge, die uns zu schlechten Feministen machen und lockert dabei das starre, festgefahrene Bild vom "echten" Feminismus gehörig auf. Aktuell wie nie zerreißt sie Bücher und Serien, hinterfragt die Handlung von Filmen und liefert in vielen ihrer Essay neue Erkenntnisse. Roxane Gay stellt den Feminismus auf den Kopf und kritisiert nebenbei, so ernst wie nie, Politik, Medien und gesellschaftliche Konventionen. Und so gelangt man am Ende des Buches vor allem zu einer Erkenntnis: das Ganze ein bisschen lockerer zu sehen. Dabei bezieht sich dies keinesfalls auf die Rechte der Frau oder auf Aspekte wie Geschlechtergleichheit - diese vertritt Gay energisch und resolut, sie widerspricht, protestiert und mahnt an. Gleichzeitig fordert sie uns jedoch auf, unseren Fehlern etwas mehr Raum zu geben, all jene kleinen Dinge zu akzeptieren, die uns zu "schlechten" Feministen machen - und trotzdem weiter laut, wild und ungebremst für die Rechte der Frau einzustehen. P.S.: Alle männlichen Endungen schließen die weiblichen Endungen mit ein - Text-Flow und so. Beschwerden über schlechten Feminismus können gerne als Kommentar hinterlassen werden - werden dann allerdings gelöscht.

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