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Was Focusing bewirken kann

Focusing-Therapie ist die Kunst, die Aufmerksamkeit des Klienten immer wieder vom konkreten Gedanken, von der Imagination zum Erleben des Ganzen, der Thema-Körper-Situation im Hier und Jetzt zu führen und von dort neue Schritte zu erwarten. Wir beginnen mit dem Körper und beziehen uns auf den ganz konkreten Prozess, der im Moment hier stattfindet. Das kann sich zunächst ungewohnt anfühlen. Wir sind es gewohnt, dass unsere Wahrnehmung unser Erleben zergliedert. Wir meinen im herkömmlichen Denken, es sei notwendig, kleine, fassbare Einheiten zu erschaffen, um von dort aus die folgerichtig scheinenden Schritte zu unternehmen.
Ich möchte Sie nun zu einem kleinen Experiment einladen.

Während Sie jetzt lesen, bitte ich Sie, einmal tiefer durchzuatmen, langsam zu werden und über das Buch hinauszusehen … schauen Sie sich etwas um. Nehmen Sie Ihre Umgebung wahr. Betrachten Sie den Raum um sich. (Bitte pendeln Sie mit Ihrem Blick zwischen der Lektüre dieser Übung und Ihrer Umgebung.) Was sehen Sie, wenn Sie Ihren Blick schweifen lassen? Beantworten Sie diese Frage bitte nicht in Worten, sondern als »ganzheitliche Schau«: »Was sehe ich?« Dabei könnten Sie bemerken, wie Sie alles gleichzeitig im Gewahrsein haben. Bleiben Sie etwas bei dieser Art von Wahrnehmung, die ohne Sprache ist und die auch die Struktur der Gegenstände nicht wirklich unterscheidet. Bleiben Sie noch eine kleine Weile dabei, die Umgebung in Ihrem Gesichtskreis gleichzeitig sein zu lassen. So ähnlich können wir auch einem Menschen gegenübersitzen. Erst einmal diesen Menschen ganz sein zu lassen – ohne von uns aus einen Aspekt hervorzuheben.
Nehmen wir an, dass sich jetzt wie von Zauberhand ein Schmetterling direkt auf Ihre Hand setze. Wie würde sich Ihre Wahrnehmung verändern? Ihr bislang defokussiertes Schauen würde sich bei diesem Einzelphänomen konzentrieren. Sie würden die Flügel, das feine Beben des Schmetterlingskörpers, die Strukturen und Farben der Flügel und möglicherweise die zarten Fühler betrachten. Das Gesamte der Umgebung ginge dabei verloren. Das Ganze träte in den Hintergrund.



Vielleicht möchten Sie noch einen Moment nachsinnen. Ich möchte behaupten, dass wir in unserem Alltag die meiste Zeit gar nicht nach dem kognitiven »Einheiten-Zergliederungs-Modell« wahrnehmen und funktionieren. Vielleicht haben Sie Lust bekommen, dem noch weiter nachzugehen und sich selbst noch etwas zu beobachten …?

GENRE