Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Haltung ist Stärke

Im Kabinett Kohl auf der Regierungsbank , 1995
»Rückblickend kann ich sagen, dass ich als Frau nie das Gefühl hatte, in den beiden Kabinetten von Helmut Kohl von 1990 bis 1994 und dann 1994 bis 1998 benachteiligt zu sein. Bei meinem Eintritt in die Bundesregierung am 18. Mai 1992 waren relativ viele Frauen Kabinettsmitglied, immerhin 4 Ministerinnen und die Europastaatsministerin Ursula Seiler-Albring im Auswärtigen Amt. Dazu gehörte in diesem
ersten gesamtdeutschen Kabinett Angela Merkel als Ministerin für Frauen und Jugend, Irmgard Schwaetzer als Bauministerin, Hannelore Rönsch als Familien- und Seniorenministerin und Gerda Hasselfeld im Gesundheitsressort.«
Zwei Ministerinnen im Kabinett Kohl in den 90er-Jahren
»Ich empfand Angela Merkel damals als eine offene, kommunikative Kollegin. (...) Ich habe dort eine wichtige Eigenschaft von Angela Merkel kennenlernen können, die nach meiner Einschätzung ihren Regierungsstil bis heute prägt. Sie will – typisch Naturwissenschaftlerin – genau wissen, welche Fakten für eine bestimmte Situation entscheidend sind, welche Lösungsansätze mit welchen Auswirkungen es gibt, welche Bedingungen dafür notwendig sind und welche Kritik zu erwarten ist. Sie will wissen, auf was sie sich einlässt, auch wenn nicht alle Reaktionen und Entwicklungen vorhersehbar sind.«
Jahresgespräch beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, links Präsident Andreas Voßkuhle, rechts Vizepräsident Ferdinand Kirchhof
»Am selben Tag erklärt das Gericht mit ausdrücklichem Bezug auf das Lauschangriff-Urteil, dass die in dem von der Bundesregierung novellierten Außenwirtschaftsgesetz vorgesehene Ausdehnung der Befugnisse des Zollkriminalamtes zur heimlichen Überwachung des Brief- und Telefonverkehrs mit dem Post- und Fernmeldegeheimnis des Artikels 10 GG nicht vereinbar ist.«
Ernennung zur Bundesjustizministerin durch Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 18.5.1992 in Bonn
»Das Gefühl, dass meine Ernennung zur Justizministerin ganz selbstverständlich ist, entstand damals angesichts der Besonderheit nicht bei mir, und auch in der Öffentlichkeit wurde ich stark und neugierig beäugt. Man beobachtete mich und wollte wissen: Was macht die denn da in einem solchen Ressort, das gerade in Zusammenhang mit der deutschen Einheit eine ganz besondere Bedeutung hatte. Denn die deutsche Einheit musste auch rechtlich gestaltet werden. Dieses >Mal schauen, kann die das?< wäre möglicherweise bei einem Mann nicht erfolgt.«
Aushändigung der Entlassungsurkunde durch Bundespräsident Roman Herzog nach dem Rücktritt am 17.1.1996
»Nachdem ich meinen Rücktritt bekannt gegeben hatte, galt es noch Einiges durchzustehen, bis die Amtsübergabe an meinen Nachfolger stattfand. Als ich im Januar 1996 die Entlassungsurkunde von Bundespräsident Richard von Weizsäcker erhielt, war das ein weiterer unvergesslicher hochemotionaler Moment. Aber es gab für mich nie einen Punkt, an dem ich fürchtete, in ein tiefes Loch zu fallen, aus dem ich
nicht mehr herausfinden würde. Damals hätte ich mir natürlich nicht träumen lassen, dass mich meine Partei 13 Jahre später noch einmal fragen würde, ob ich Bundesjustizministerin werden wollte. Und erst recht nicht, dass ich einmal als erste und einzige Ministerin in der Geschichte der Bundesrepublik nach ihrem Rücktritt wieder das gleiche Amt bekleiden würde.«
Bei einer Podiumsdiskussion mit Joachim Gauck, dem damaligen Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Anfang der 90er-Jahre
»In der von Hildegard Hamm-Brücher im Jahr 1964 gegründeten Theodor-Heuss-Stiftung arbeite ich seit vielen Jahren als stellvertretende Vorsitzende mit. (...) In dieser Arbeit habe ich Joachim Gauck als Vorstandsmitglied in den 90er-Jahren kennen und als unabhängigen Freigeist schätzen gelernt. War Hildegard Hamm-Brücher die beste Bundespräsidentin, die es nicht gegeben hat – so ein Kommentar zu ihrem Tod im Dezember 2016 –, so war Joachim Gauck der Bundespräsident, der wie kein anderer das Freiheitsethos verkörpert hat. Ich bin bis heute etwas stolz, dass die FDP ihn als Kandidaten der CDU/CSU/FDP-Koalition in der letzten Legislaturperiode durchsetzen konnte. In seiner ruhigen, unaufgeregten und sehr engagierten Art gab Bundespräsident Joachim Gauck Orientierung und setzte Maßstäbe in dieser von Zukunftsängsten und Unsicherheit geprägten Zeit.«
Vereidigung als Bundesministerin der Justiz im Deutschen Bundestag durch Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (20.5.1992)
»Als ich das erste Mal Ministerin wurde, kannte mich kein Mensch. Niemand hatte mich, wie es so schön heißt, auf der Agenda. Ich war eineinhalb Jahre im Bundestag im Rechtsausschuss gewesen, dann sehr überraschend und unerwartet Ministerin geworden, weil Hans-Dietrich Genscher aus gesundheitlichen Gründen auch für die meisten Menschen sehr plötzlich zurückgetreten war und Klaus Kinkel, der bisherige
Bundesjustizminister, sein Nachfolger wurde. Dadurch war so eine Art Domino-Effekt eingetreten. (...) Helmut Kohl hatte erkannt, dass die Zeit reif war für Frauen im Kabinett und verhielt sich strategisch klug, das auch sichtbar zu machen.«
Mit Ehemann Ernst Schnarrenberger
»Zum Ende meiner Schulzeit in Minden am Caroline-von-Humboldt-Gymnasium habe ich meinen Mann, Ernst Schnarrenberger, kennen gelernt. Er gehörte zum Freundeskreis des Bruders einer Schulkameradin, mit der ich bis zum Abitur, also 1970, engeren Kontakt hatte. Ernst ging wie die meisten seiner Freunde auf eine Privatschule bei Bielefeld und machte ein externes Abitur an einem Bielefelder Gymnasium. Wir haben öfter in größerer Runde zusammen gefeiert. »Gefunkt« hat es dann nach dem Abitur bei einem Ausflug nach Wangerooge. (...) 1975 habe ich das Erste und drei Jahre später, 1978, dann das Zweite Juristische Staatsexamen abgelegt. Weder das Feiern, noch das Jobben oder das zeitweise intensive Skatspielen haben meine Studienzeit über den damaligen Durchschnitt hinaus verlängert. Dazwischen, 1976, haben wir geheiratet.«

GENRE