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Rezensionen zu
Der Kriminalist

Tim Sullivan

Die Bristol-Reihe (1)

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Detective Sergeant George Cross der Avon and Somerset Police arbeitet akribisch und streng strukturiert. Er ist dabei kein Teamplayer, sondern löst seine Fälle am liebsten allein und auf seine Weise. Im Kollegenkreis wird er deshalb argwöhnisch betrachtet und ihm selbst fällt es schwer, mit ihnen zu interagieren. Aufgrund seiner enormen Erfolgsquote lässt sein Vorgesetzter ihm weitgehend freie Hand, auch wenn Cross' Partnerin DS Josie Ottey das Nachsehen hat. Als ein Obdachloser in Bristol tot aufgefunden wird, erscheint der Sachverhalt eindeutig und ein anderer Obdachloser, der mit ihm Streit hatte, wird verhaftet. Dieser kann sich aufgrund seines Alkoholkonsums jedoch nicht an den Abend erinnern und gibt ein halbherziges Geständnis ab. Cross ist nicht überzeugt, ermittelt weiter und stößt auf eine Verbindung zu einem anderen Mordfall, der vor 15 Jahren nicht aufgeklärt werden konnte. Nachdem Cross eine Reihe von Ungereimtheiten feststellt, wendet er sich an den damals zuständigen Ermittler, der inzwischen pensioniert ist und offenbar wenig Interesse an einer Mitwirkung bei der Aufklärung beider Mordfälle hat. "Der Kriminalist" ist der erste Band der Krimiserie um den am Asperger Syndrom leidenden Kriminalbeamten George Cross. Die Darstellung seines Charakters ist detailliert und anschaulich. Allerdings sind die retardierenden Erklärungen zu den Symptomen des Asperger Syndroms und zu den Auswirkungen auf Cross' Handlungen, seinen Einschränkungen im Alltag und seinen besonderen Fähigkeiten als Polizist ausufernd, belehrend und in dem Umfang unnötig, um Verständnis für Cross zu wecken. Die Aufklärung des Kriminalfalls ist dagegen durchgehend spannend, Motiv und Täter nicht vorhersehbar. Es ist frühzeitig offensichtlich, dass in dem inzwischen als Cold Case zu den Akten gelegten Mordfalls stümperhaft ermittelt wurde und naheliegend, dass der ehemalige Ermittler etwas zu verbergen hat. Aber auch die Familie der Opfer verhält sich verdächtig, so dass die Ermittlungen erschwert werden. Die hartnäckige Arbeit von Cross, sein Anspruch an Perfektionismus und sein Sinn für Gerechtigkeit zeigen sich in einer sehr sorgfältigen Arbeitsweise und Analyse, auch wenn es ihm schwerfällt Mimik und Gesten zu interpretieren. Cross dreht jeden Stein um und es sind mannigfaltige Puzzleteile aus der Vergangenheit, die mühevoll zusammengesucht werden müssen, um den Cold Case und den aktuellen Mordfall aufzuklären. "Der Kriminalist" ist kein Kriminalroman, der auf einen spektakulären Showdown hinarbeitet, sondern durch akribische Detektivarbeit und einen spannend konstruierten Plot überzeugt. Einzig die wiederholenden Erläuterungen zum Asperger Syndrom sowie die plötzlich erfolgenden, kurzen Perspektivwechsel, die nicht unbedingt nötige Einblicke in die Nebencharaktere liefern, bremsen die Handlung aus und ziehen den Roman in die Länge.

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„Der Kriminalist“ ist der erste Band der Krimireihe mit DS George Cross, der für die Major Crime Unit der Polizei von Somerset und Avon arbeitet. Cross ist Asperger-Autist, was sich allerdings nicht negativ auf seine berufliche Qualifikation auswirkt. Im Gegenteil. Brillant in seinem Job, hat er die höchste Aufklärungsquote der Einheit und wird insbesondere von der Staatsanwaltschaft geschätzt, da er nicht nur äußerst akkurat ermittelt sondern die Ergebnisse auch logisch nachvollziehbar präsentiert. Im Gegensatz dazu geht der Umgang mit Vorgesetzten und Kollegen leider nicht so glatt über die Bühne, denn hier machen sich seine Detailversessenheit und sein Mangel an Empathie immer wieder störend bemerkbar. So auch im Fall der Leiche im Park, offenbar das Opfer einer Auseinandersetzung unter Obdachlosen mit tödlichem Ausgang. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden, doch Cross bezweifelt dessen Schuld. Gemeinsam mit seiner Partnerin, die ihn im Auge behalten soll, stellt er Nachforschungen an und findet tatsächlich eine Verbindung zu einen fünfzehn Jahre zurückliegenden Cold Case. Ein Mord, der nie aufgeklärt wurde. Und wenn Cross einmal Witterung aufgenommen hat, lässt er bei seiner Suche nach Gerechtigkeit nicht locker, auch wenn er mit seinen Ermittlungen in ein Wespennest sticht und einflussreiche Kräfte des Polizeiapparates verprellt. Ich mag Polizeiromane und bin spätestens seit Gil Ribeiros Leander-Lost-Reihe ein Fan von Ermittlern, die wegen ihrer besonderen Fähigkeiten aus dem Rahmen fallen. Aber im Gegensatz zu diesem hat Cross kein Team im Rücken, das ihn unterstützt und auf das er sich verlassen kann, was allerdings bei ihm nicht nur an seiner Unnachgiebigkeit während der Ermittlungen liegt. Es sind auch seine persönliche Eigenheiten, insbesondere die Distanziertheit gegenüber seinen Kollegen, die ihn unzugänglich und zum Außenseiter machen, was der Autor Tim Sullivan (von Haus aus Drehbuchautor) in allen Facetten gelungen aufzeigt. Die Protagonisten sind sehr gut charakterisiert, die Story ist spannend, das Handlungsgerüst logisch aufgebaut und unerwartete Wendungen sorgen immer wieder für Überraschungsmomente. Ein gelungener Auftakt mit einer sympathischen Hauptfigur, von der ich gerne in Zukunft noch mehr lesen möchte (im Original liegen bereits sechs Bände vor, die hoffentlich bald den Weg zu der Übersetzerin Frauke Meier finden).

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