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Rezensionen zu
Die Hungrige

Claire Kohda

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Lydria ist hungrig. Immer. Doch ihren Hunger kann sie nicht einfach mit einer Portion Sushi stillen. Sie ist ein Vampir und auf Blut angewiesen. Doch das ist erstens gar nicht so leicht zu bekommen und zweitens mit einer gehörigen Portion Selbstekel verbunden. Und so versucht Lydia sich von ihrem Hunger mit Youtube „what I eat in a day“ Videos und mit Hilfe ihrer Kunst abzulenken. Nachdem Lydia ihre Mutter in einem Pflegeheim unterbringen musste, erfüllt sie sich einen Wunsch, tritt ein Praktikum in einer Kunstgalerie an und versucht endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Der Autorin Claire Kohda ist mit ihrem Debüt ein sehr moderner Vampirroman gelungen. Statt blutrünstiger Fledermauskämpfe haben wir hier einen sehr ruhigen und melancholischen Roman. Auf jeder Seite spürt man Lydias Kampf gegen ihre dämonische Natur. Sie wurde stark von ihrer Mutter, ebenfalls eine Vampirin, beeinflusst. In ihrer Jugend wurde Lydia immer wieder eingetrichtert, das Vampirdasein wäre eine dämonische Strafe, die Mutter und Tochter für ihre Sünden ertragen müssten. Und so ist Lydia gefangen in ihren Selbstzweifeln und natürlich dem Hunger – nach Blut, aber auch nach Anerkennung ihrer Mutter, nach ehrlichen Freundschaften und ganz gewöhnlichen Beziehungen.

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Der Vampir 🧛‍♂️, wie wir ihn kennen, als verführerischer Wiedergänger in Menschengestalt, wurde von John Polidori 1816 während eines verregneten Sommers am Genfer See erfunden. In einem Wettstreit zwischen ihm, Lord Byron, Mary und Percy Shelley entstanden Geistergeschichten, die sich die jungen Autor*innen wechselseitig vorlasen. Auch „Frankenstein“ hatte hier seinen Ursprung. Der attraktive Blutsauger oder sein weibliches Pendant, das von Joseph Sheridan Le Fanu 1872 in der Figur der lesbischen Vampirin „Carmilla“ einführt wurde, sind das Andere, das Bedrohliche, die Nacht. Die Figur diente lange als Metapher für das Unbewusste, für unterdrückte sexuelle Begierden, wie in Bram Stokers „Dracula“ (1897), in dem der Biss zum sexuellen Akt wird. Gleichzeitig wird der Vampir zum Außenseiter, dessen menschliche Seite sich in die Gesellschaft zurücksehnt, der Liebe sucht und an seiner Monstrosität scheitert. Hier setzt Claire Kohda, japanisch-englische Musikerin und Autorin, mit ihrem Debütroman „Die Hungrige“ an. Die junge Kunstakademieabsolventin Lydia wünscht sich, einen Partner zu finden, zu heiraten, ein kleines Leben mit Kindern und Tieren zu führen. Sie träumt von Ramen, Sushi und Misosuppe, wahrscheinlich das Erbe ihres japanischen Vaters. Aber nichts von alledem ist für sie bestimmt, denn sie ist die ewig Hungrige, die Blut trinken muss. Als ihre Quelle für Schweineblut versiegt, wird es brenzlig. Sie hat nicht gelernt, sich selbst zu versorgen, ihre Natur anzunehmen, denn ihre Mutter hat sie in dem Glauben erzogen, das eigene Wesen unterdrücken zu müssen, es als unrein und dämonisch zu begreifen. Als diese dement wird, muss Lydia ihren eigenen Weg gehen. Sie bezieht ein kleines Atelier in einem Haus für Kunstschaffende, beginnt ein Praktikum in einer renommierten Galerie und macht sich auf die Suche nach sich selbst. Dabei verliebt sie sich in Ben, einem der anderen Künstler, wird in der Galerie von Gideon, dem unheimlichen Besitzer, sexuell belästigt und stirbt fast an dem Wunsch, menschlicher zu werden, als sie Milch trinkt und sich unwissentlich vergiftet. Es ist ein Roman über Selbstfindung, weibliches Empowerment und Intersektionalität. Als junge Engländerin mit einer malaiisch-englischen Mutter und einem bereits verstorbenen japanischen Künstler als Vater, die in einer patriarchalischen Branche, dem Kunstbetrieb, in dem Frauen immer noch zu Objekten degradiert werden, Fuß zu fassen versucht, ist sie mehrfachen Diskriminierungen ausgesetzt. Fazit: Ein unterhaltsamer Roman, der dem Vampirmotiv eine neue spannende Variante hinzugefügt hat. Auch die intermedialen Bezüge z.B. zu anderen starken Frauen wie „Buffy - the Vampire Slayer“ macht den Roman auch für Genrekenner*innen zu einem Lesevergnügen.

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Coming of Age trifft auf Vampirroman

Von: Bookfeminist

30.03.2024

Wir treffen auf die 23-jährige Lydia. Sie ist ein Vampir. Das weiß aber nur ihre Mutter, die von Lydia erst kürzlich in ein Pflegeheim gebracht worden ist. Lydia hat mit ihrer Mutter immer sehr isoliert und abseits von Menschen gelebt. Die Mutter wollte nicht, dass Lydia echten Menschen zu nahe kommt und diese herausfinden, dass ihre Tochter ein Vampir ist. Nun ist Lydia aber auf sich alleine gestellt und muss sich selbst versorgen. Sie findet keine Nahrung, die Metzgerei in der sie immer Schweineblut geholt haben hat geschlossen. Zu ihren Hungerssorgen gesellen sich die Geldsorgen. Aktuell arbeitet sie als unbezahlte Praktikantin in einem lokalen Kunstkollektiv. Dort bewundert sie die Beziehungen zwischen ihren Kolleg*innen, etwas was völlig fremd für sie ist und was sie auch nicht richtig nachvollziehen kann. Ihre Kolleg*innen scheinen aber auch auf andere Weise interessant, vor allem auf die Halspartie hat sie es abgesehen. Lydia ist eine Figur für sich. Nicht unsympathisch, aber eben auch nicht sympathisch. Sie ist antriebslos und verlässt ihre Wohnung nur ungern. Die Isolation der Mutter hat ihre Spuren hinterlassen. Lydia ist verloren und kämpft mit ihrer Gesundheit und weiß noch nicht so richtig wo es im Leben für Sie hingehen soll. Kohda bezieht sich mit der Figur somit auf viele Themen die Menschen mit Anfang/Mitte zwanzig beschäftigten, wenn man den Teil mit dem Vampirsein abzieht. Der Roman ist sehr sarkastisch geschrieben. Der Schreibstil hat mir sehr zugesagt, was auch für die Übersetzung von Barbara Schaden spricht. Fantasyelemente findet man bis auf das Vampirsein von Lydia nicht. Ein Coming of Age Roman, der durch die Erweiterung auf das Vampirsein neuartig daherkommt und den ich sehr gerne empfehlen mag.

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Lydia ist zum ersten Mal in ihrem Leben allein, seit sie ihre Mutter in ein Pflegeheim bringen musste. Die Ärzte vermuten eine Alzheimer-Erkrankung, doch Lydia weiß, dass das nicht stimmt, denn ihre Mutter ist – wie sie selbst – eine Vampirin. Nun soll ihr neues Leben mit einem Praktikum in einer Galerie beginnen. Beim Einzug in ihr Atelier lernt Lydia Ben kennen, der ihr sofort gefällt. Der Fakt, dass er bereits eine Freundin hat, soll bald ihr geringstes Problem sein, denn es gibt jede Menge Schwierigkeiten zu bewältigen. „Die Hungrige“ ist der erste Roman der Musikerin und Autorin Claire Kohda. Protagonistin Lydia erzählt aus der Ich-Perspektive und in der Gegenwartsform und das finde ich besonders gelungen, ist sie doch so völlig anders, als wir Vampire bisher in der Literatur erlebt haben. Im Prinzip ist Lydia wie jede andere junge Frau auch, nur dass sie nicht leben kann, wie Menschen es tun. Besonders fasziniert ist sie vom Thema Essen und recherchiert immer wieder in den sozialen Medien, was andere zu sich nehmen. Sie selbst kann nur von Blut überleben. Lydias Charakter ist stark von der Erziehung ihrer Mutter geprägt, die ihr stets eintrichterte, Vampire müssten für die eigene Existenz Buße tun. Als Kind eines japanischen Vaters, den sie nie kennengelernt hat, und einer malaysisch-britischen Mutter wird sie außerdem in der Schule gehänselt. Ihre beste und einzige Freundin muss sie irgendwann zurücklassen, damit diese nicht bemerkt, dass Lydia nicht im selben Tempo altert. So wächst sie auf, ohne je mit anderen essen zu können, ohne andauernde Freundschaften, ohne eine Beziehung und trotz ihrer körperlichen Stärke möchte sie es allen immer nur recht machen. Als Lydia sich Ben annähert, ergibt sich zum ersten Mal die Chance auf ein wenig Normalität. Doch es gibt immer noch Kämpfe auszufechten: die Suche nach Nahrung, die unangenehmen Annäherungsversuche des Galeriechefs, die Schwierigkeiten ihrer Mutter, sich im Pflegeheim einzuleben und dann ist da noch Bens wirklich nette Freundin Anju. Wie soll Lydia in all dem Chaos existieren? Ein moderner, feministischer Vampirroman.

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“Ich hätte nicht sagen können, ob ich anfing, ihn zu mögen, und mit ihm zusammensein wollte, oder ob ich Hunger hatte und ihn als Nahrung begehrte.” - irgendwie relatable, was Claire Kohda in ihrem modernen Vampirroman “Die Hungrige”, übersetzt von Barbara Schaden, schreibt. In typischer “sad girl fiction”-Manier folgen wir einer (selbst)destruktiven, obsessiven jungen Frau/Vampirin. Lydia geht’s nicht gut. Ihre Vampirmutter ist dement, sie musste sie in ein Heim geben, was Schwierigkeiten mit sich bringt, weil, wie soll sie sich dort ernähren? Obendrein steht sie sich bei ihrem nicht-bezahlten Praktikum in einer Kunstgallerie die Beine in den Bauch, ohne Aussicht auf Erfolg als selbstständige Künstlerin. “Lydia hat Hunger. Seit sie denken kann, sehnt sie sich nach Sashimi, Ramen oder Onigiri mit saurer Pflaumenfüllung.”, steht im Klappentext, denn Speisen sind für Lydia der Inbegriff von Menschlichkeit, welche sie so sehr begehrt. Ich liebe es, wenn ein Roman es schafft, eine Idee zu nehmen - hier: Hunger - und entlang dieser ganz viele Themen zu verbinden. Die leckeren Gerichte stellen für Lydia das dar, was sie nie haben wird, weil sie auf vielen Ebenen immer eine Außenseiterin war, die das Geschehen mehr beobachtet, als Teil von ihm sein zu können. Auch werden durch das Thema Differenzen und Gemeinsamkeiten erzählt, beispielsweise wenn es um die Speisen aus dem Land von Lydias Mutter geht, die sie begehrt, aber nie vollständig für sich haben durfte. Ganz subtil wurde Lydia zu einem total vielschichten Charakter, den ich liebgewonnen habe. Außerdem habe ich mich nicht nur über die vielen Referenzen zu Künstler*innen und Kunstwerken gefreut, sondern auch darüber, dass die Schattenseiten des Kulturbetriebs, insbesondere Machtmissbrauch, beleuchtet wurden - ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Bin ich satt geworden? Der letzte Bissen hat gefehlt, für meinen Geschmack hätte sich Kohda noch weiter in die Weirdness reinlegen können. Aber “Die Hungrige” schafft es für mich, das Komische und das Melancholische auszubalancieren. Von mir gibt es eine klare Empfehlung und 4,25 Sterne. Schaut euch vorher auf jeden Fall die Content Notes an - insbesondere das obsessive Verhalten zu Essen wird hier behandelt.

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