Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Und keiner spricht darüber

Patricia Lockwood

(2)
(1)
(0)
(0)
(0)
€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Poetic

Von: betweenenchantingpages

19.05.2022

„Und keiner spricht darüber“ von Patricia Lockwood ist einer der verwirrendsten, aber auch fesselsten und interessantesten Romane, die ich seit längerem gelesen habe. Die Hauptcharakterin, welcher wir in diesem Roman folgen, ist ein Online-Star, im sogenannten „Portal“. In diesem fügen sich Bilder, Texte zu einer Landschaft zusammen. Jedoch bricht eine Tragödie ein. Von Klappentext allein, erfährt man nicht so viel was im Roman geschieht. Ich für meinen Teil fand das gut, da man dadurch nicht mit falschen Erwartungen an das Buch gegangen ist. Patricia Lockwood‘s Schreibstil ist einzigartig. Er hatte etwas poesieartiges, aber auch irgendwie nicht. Er war verwirrend und man konnte ihm trotzdem leicht folgen. Patricia Lockwood hat einfach ein faszinierenden Roman geschaffen.

Lesen Sie weiter

Das Internetportal ist der Ort ihres Ruhms. Dort wurde sie mit einem albernen Post berühmt und hält sich den ganzen Tag dort auf. Sie verbringt mehr Zeit mit dem Handy als mit ihrem Mann, nur nachts hängt sie ihren Kopf an den Haken, betrinkt sich, um abzuschalten, sich fallen lassen zu können. Manchmal hält sie den Tee in dem englischen Cottage für real, sucht ihre Teetasse, wird von Baby-Hitlers verfolgt oder ist bemüht, ihre laufende Menstruation Fototauglich abzulichten. Ein Realitätsverlust in einer Welt, die so wild chaotisch, bunt, beängstigend und fremd und dabei so spannend ist wie ein ununterbrochenes schräges Märchen, das einem erzählt wird. Eine fortlaufende Fiktion, in der sie existiert, sich erfindet, sich verliert.Poetische Bilder, menschliche Gefühle und eine innere Zerrissenheit schildert Patricia Lockwood auf beeindruckende Weise, sodass dieser absurder Höllentrip in ein virtuelles Kaleidoskop gefakter Realität wie traumhaft und magisch und deshalb umso beängstigender ist. Hinein in dieses Pseudoleben bricht die Geburt ihrer Nichte, die anders ist als andere Kinder und die die Frage nach dem Bewusstsein auf eine neue Ebene hebt. Eine Ebene jenseits der angeblichen Schwarmintelligenz und millionenfacher Postings. Die Unmittelbarkeit der empfundenen Liebe, ein intensives halbes Jahr mit Sonderbuggy und Sauerstoffgerät entfremden sie von ihrem vorigen Leben, reißen sie heraus aus der Internetwelt und konfrontieren sie mit den wirklich wichtigen Fragen. Ein phantasievolles, gelungenes und hochliterarisches Buch in dem die Verführungskraft des Internet vor der intensiven Realitätserfahrung der Liebe zu einem besonderen Kind verblasst. Ein Kind, das die vorgegaukelte Perfektion und sogenannte Normalität in Frage stellt.Zurecht auf der Shortlist des Bookerpreises und des Women‘s Prize for Fiction 2021. Aus dem Englischen von Ann-Kristin Mittag, btb 2022

Lesen Sie weiter

"Und keiner spricht darüber" von Patricia Lockwood handelt von einer Frau, die im sogenannten "Portal" Berühmtheit erlangte und in deren surreale Welt eine Tragödie im echten Leben hereinbricht. Der mosaikhafte Erzählstil dieses Romans war wahrlich eine Herausforderung für mich. Vor allem zu Beginn musste ich mich zwingen nicht vorzeitig aufzugeben. Denn es werden Abschnitte aneinandergereiht, die auf den ersten Blick keinen Sinn ergeben, wild durcheinandergewürfelt und in keinem Zusammenhang zu stehen scheinen. Doch mit der Zeit gewöhnte ich mich immer mehr an diesen Stil, filterte aus der schier unendlichen Fülle an kurzen Fragmenten die eigentliche Handlung heraus und legte so eine Tragödie frei, die mich sehr berührte. Der erste Teil beschäftigt sich noch mit dem ungezwungenen Leben der Protagonistin, die aufgrund mehrer Tweets zu einer Art Internets-Star geworden ist. Sie lässt uns an ihrem unkonventionellen Leben teilhaben, das sich mehr im "Portal" als in der realen Welt abspielt. Sie hat auch allen Grund vor der Wirklichkeit zu fliehen, da Amerika mittlerweile von einem Diktator regiert wird. Doch ab der Mitte des Romans erhält die Handlung einen dramatischen Twist. Denn es geschieht etwas, dem die Protagonistin sich nicht mehr entziehen kann und das sie auf einen Schlag in die Wirklichkeit zurück katapultiert. Ab dann erlangt der Roman zudem eine Ernsthaftigkeit, die mich verblüffte. Denn was sich aus den tweetartigen Abschnitten heraus schält ist eine hochaktuelle und wichtige Geschichte, die vom bigotten Teil Amerikas erzählt, von christlichen Fundamentalisten, dem verzweifelten Versuch das Recht auf Selbstbestimmung und Unversehrtheit zu bewahren, der Frage was ein lebenswertes Leben ist und der unerschütterlichen Liebe einer Familie zu einem kleinen unschuldigen Leben. Fazit: "Und keiner spricht darüber" ist eine intensive, eine komplizierte, aber lohnenswerte Lektüre, die meine ganze Aufmerksamkeit forderte und über die ich noch eine ganze Weile nachdenken werde.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.