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Rezensionen zu
Die Stadt der Lebenden

Nicola Lagioia

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€ 25,00 [D] inkl. MwSt. | € 25,70 [A] | CHF 34,50* (* empf. VK-Preis)

🔪 Um was geht’s? Im Jahr 2016 wird der 23-jährige Luca Varani von Marco Prato und Manuel Foffo auf bestialische Weise zu Tode gequält. Stundenlang foltern die beiden ihr Opfer mit Messern, einem Hammer und mit Schlägen, bis Luca Varani seinen Verletzungen erliegt. Dieser grausame Fall sorgte damals weit über die Grenzen Italiens hinaus für Aufregung. Wie konnte so eine Tat geschehen? Was war der Auslöser? Welche Faktoren führten schließlich zu der Tat? Mit dem Buch versucht Nicola Lagioia eine Art Aufarbeitung. Interessant und erschreckend zugleich. 🔪 Meine Meinung: Ich kannte den Fall bereits und doch hat mich dieses grausame Verbrechen erneut berührt. Mit welcher Brutalität hier ein Menschenleben ausgelöscht wurde, ist schwer zu verdauen. Die Tat wird ausführlich beschrieben. Das könnte zart besaitete Leser verstören. Gut, dass sich der Autor nicht auf die Nacherzählung der Tat beschränkt. Er recherchiert, analysiert, spricht mit Familien und Freunden, zitiert aus Verhörprotokollen und weiteren Medien, sodass der Leser einen fundierten Einblick erhält. Dabei wirft er auch einen Blick auf die (römische) Gesellschaft und die ewige Stadt an sich. Dass es in Rom nicht nur Heilige gibt, war klar. Und auch hinter der polierten Fassade der Stadt lauert, wie man hier deutlich erfährt, so mancher Abgrund. Nicola Lagioia schreibt leidenschaftlich, aber auch distanziert, sodass kein reißerischer Roman entstanden ist, sondern eine Analyse mit Herz und Verstand. Absolut lesenswert! 🔪 Für wen ist das Buch etwas? Du liest True Crime nicht nur zur Unterhaltung, sondern möchtest dich intensiv mit einem Fall auseinandersetzen? Dann ist das Buch die perfekte Lektüre für dich.

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Ich stehe True Crime Formaten zwiespältig gegenüber, obwohl ich sie zeitweise sehr intensiv konsumiert habe. Es gab lange Phasen in meinem Leben, in denen meine Aufmerksamkeitsspanne gerade für eine Stunde komprimiertes Verbrechen mit einer Mischung aus Schauer, Mitgefühl und Abscheu gereicht hat. Doch True Crime Inhalte und Formate darauf zu reduzieren, ist zu unterkomplex und wird den zum Teil sehr hochwertig journalistisch aufbereiteten Produktionen nicht gerecht. Denn die Analyse von Verbrechen kann über das Umfeld und die Gesellschaft, in denen sie verübt werden, Aufschluss geben. Die Psychologie von Tat und Täter*innen verrät uns oft viel über den Zustand unseres Zusammenlebens und die Abgründe, die auch in uns lauern könnten. „Was waren diese beiden Angeklagten für Menschen? Litten sie an schweren psychischen Störungen? Oder waren sie Monster? »Es gibt keine Monster«, sagte Andreano zu den Journalisten, »wir sind es, die immer wieder Monster erschaffen, um unser Gewissen zu erleichtern.«“ Genau das macht für mich die Faszination von „Die Stadt der Lebenden aus“. Lagioia blickt in seiner Mischung aus Reportage und Roman nicht nur in die menschlichen Abgründe, sonder vor allem in die Abgründe einer Stadt. Keiner beliebigen Stadt, sondern der ewigen Stadt. Der Stadt der Lebenden. Lagioia zeichnet das faszinierende Porträt einer verkommenen, moralisch verwahrlosten und korrumpierten Stadt, die auf der anderen Seite durch eine einzigartige und anarchische Freiheit verführerisch ist. Das Eckdaten des Verbrechens, das Lagioia recherchiert und analysiert, kannte ich bereits, nicht aber die genaue Zusammensetztung des gesellschaftlichen Milieus, denen die beiden Täter entstammten. Die beiden Männer, die im Drogenrausch in einer kleinen Wohnung einen dritten, jüngeren Mann quälten und töteten, stammen aus den oberen, gutangesehenen Schichten Roms. Das Verbrechen selbst erschütterte 2016 ganz Italien und löste eine Welle an Klassendiskussionen, Queerfeindlichkeit und sensationslüsternen Presseaktivitäten aus. Nicola Lagioia hat den Fall von Anfang an detailliert recherchiert und in „Die Stadt der Lebenden“ äußerst fesselnd aufgearbeitet. In der Tradition von Capotes „Kaltblütig“ vermeidet er eigene moralische Wertung und überlässt diese mir als Leser*in. Mir gefallen auch die kleinen, autobiografischen Anteile, die Lagioia einfließen lässt, was sein Buch nahbar und authentisch macht. Für mich war „Die Stadt der Lebenden“ ein wahrer Pageturner, den Schreibstil empfand ich trotz kleinerer möglicher Kritikpunkte als sehr gelungen! Lesen- und empfehlenswerte Unterhaltung auf höchsten Niveau.

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Ein grausames, faszinierend geschriebenes Buch

Von: Marike Filippi

18.07.2023

Meiner war definitiv "Die Stadt der Lebenden" von Nicola. Ich habe es extrem fasziniert verschlungen, auch wenn die Story wahnsinnig barbarisch, grausam und sinnlos ist. Der Autor schafft es auf eine geniale Art und Weise zwischen Interviews und Sidestorys zu switchen, schreibt seine eigenen Gedanken und Meinungen dazu und veranschaulicht dabei die Szenerie in Rom geradezu meisterhaft. 🔹️ Es geht um das Verbrechen zweier Männer, das auf eine wahre Geschichte beruht. Wir lernen Marco und Manuel kennen, die sich nur viermal im Leben gesehen haben und bei ihrem letzten Treff, völlig zugedröhnt und unter Einfluss von Alkohol scheinbar völlig ohne Grund einen Jungen bis zu seinem Tod foltern. Wir haben hier einen Einblick in die Psychologie dieser beiden Menschen, nehmen den Aufruhr der Menschen in Rom war und haben Einblicke in die verschiedensten Sichtweisen von Menschen, die die beiden und das Opfer "kannten". 🔹️ Es ist definitiv krass. Nichts für schwache Nerven, aber absolut empfehlenswert!

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Nicola Lagioia – Die Stadt der Lebenden Rezension von Thomas „Wie, bekokst?“, er klang zornig. „Wie konntest Du so tief sinken?“ In manchen Fällen sind Floskeln hilfreich. „Papa, ehrlich gesagt bin ich noch tiefer gesunken.“ Jetzt war Valter perplex. Eine allzu arglose Frage lag ihm auf der Zunge: „Was kann schlimmer sein als Kokain?“ „Wir haben jemanden umgebracht.“ Mit diesem Geständnis kam im Frühjahr 2016 eine Tat ans Licht der Öffentlichkeit, die ganz Italien erschütterte und deren Sinnlosigkeit die Menschen auch heute noch fassungslos zurücklässt. Denn im März 2016 wurde Luca Varani von Manuel Foffo und Marco Prato, zwei jungen Männern aus „gutem Hause“ über mehrere Stunden hinweg gequält und zu Tode gefoltert… Der Journalist Nicola Lagioia begleitete damals diesen Fall und je länger er sich mit dem Geschehen befasste, desto mehr entspann sich ein Gewirr aus Sex, Gewalt, Drogen und Orientierungslosigkeit. Luca Varani, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammte, wurde als Baby von Silvana und Giorgio Varani adoptiert. Seit er 14 Jahre alt war, war er mit Maria Gaia zusammen. Jeder, der das Paar kannte, erwartete, dass die beiden irgendwann einmal heiraten würden. Er besuchte die Abendschule, machte eine Ausbildung als Automechaniker. Auf Bildern lächelt er immer, manchmal lässt er sich mit einem Kätzchen fotografieren. Doch er hat auch eine dunkle Seite: er verkauft seinen Körper für Geld und Drogen an andere Männer. Das wissen allerdings die wenigsten. Manuel Foffo ist 29, studiert Jura, was der Wunsch seines Vaters, eines prominenten Restaurantbesitzers war. Er ist mit seinem Leben unzufrieden, nimmt Drogen und lässt sein Studium schleifen. Sein scheinbar übermächtiger Vater erdrückt ihn, hat er das Gefühl. An Silvester 2015 trifft er auf Marco Prato und beginnt mit ihm, obwohl er sich selbst für heterosexuell hält, eine Affäre, die ihn komplett aus der Bahn wirft. Marco Prato ist ebenfalls 29 Jahre alt. Er ist der Sohn des bekannten Kulturmanagers Ledo Prato und veranstaltet zahlreiche Events in der LGBTQ-Szene Roms, was ihm selbst einen gewissen Bekanntheitsgrad eingebracht hat. Es reizt ihn, heterosexuelle Männer zu verführen. Anfang März 2016 bietet er Luca Varani für die Teilnahme an einer Party 100€. Varani nimmt an. Er wird die „Party“ nicht überleben. Was bringt zwei bisher unbescholtene Männer dazu, einen bestialischen Mord zu begehen? Wie reagiert das Umfeld, wie die Öffentlichkeit? Und hätte die Tat verhindert werden können, wenn man rechtzeitig gegengesteuert hätte? Oder kam sie aus dem Nichts? Diesen Frage geht Nicola Lagioia nach. Nach zahlreichen Zeitungsartikeln, die er nach der Tat und während des Prozesses veröffentlicht hat, stellt er diese Recherchen nun in einem Buch vor, das bewegt. Dabei ist er nie spekulativ oder sensationsgeil, sondern berichtet im Gegenteil sehr nüchtern über die Tat, die Reaktionen der Verwandten, die Stimmung in der Öffentlichkeit und die Versuche einger Politiker, diese Tat für ihre Agenda auszunutzen. Heraus kommt ein Tatsachenbericht, der schockiert, der weh tut und in seiner Nüchternheit die ganze Brutalität eines unvorstellbaren Verbrechens darstellt…

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