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Rezensionen zu
Nomaden der Ozeane – Das Geheimnis der Meeresschildkröten

Frauke Bagusche

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Nature Writing ist eine Genre, mit dem dieser Blog startete und auch das Buch Nomaden der Ozeane – Das Geheimnis der Meeresschildkröten fügt dem bunten Teppich aus wissenschaftlichen Fakten, biographischem Storytelling sowie essayistischen Reflexionen über das eigene Naturerleben weitere Verknüpfungen hinzu. Die archaischen Meeresschildkröten, Zeitgenossen der Dinosaurier, gehören zu den faszinierendsten Lebewesen der Weltmeere. Obwohl sie weder über eine freundlich Mimik noch eine Public Relations Abteilung verfügen ist ihr Image weltweit positiv. Traditionellen Kulturen, wie jener der neuseeländischen Maories, sind sie heilig. Ihr Schildkröten-Tattoo steht für Reisen und Navigation, Friedfertigkeit und ein langes fruchtbares Leben. [Bilddatei eingefügt # Bildquelle: kostenlose Clipart von VectorPortal] Die ebenso geschäftstüchtigen wie an Meeresfrüchten interessierten antiken Griechen schmückten von 550 bis 530 vor Christus die ersten Münzen mit einer Meeresschildkröte. [Bilddatei eingefügt # Abb.: Aegina Stater; Bildquelle: Wikipedia] Auch auf modernen Banknoten wie denen Brasiliens, der Malediven oder der französischen Überseegebiete sind die Schildträger abgebildet. Sehr bekannt ist der Mythos der Weltschildkröte, auch kosmische Schildkröte bezeichnet, in dem eine gigantische Schildkröte die ganze Welt trägt. In den witzigen Scheibenwelt-Romanen des Terry Pratchett wird sie als Sternenschildkröte Groß-A’Tuin bezeichnet. Die Vorstellung, dass die Welt auf dem Rücken einer riesigen Schildkröte liegt, kennen auch die Indianer, weswegen sie Nordamerika als Turtle Island, also die Schildkröteninsel bezeichnen. Die ersten Begegnungen mit Meeresschildkröten meiner Töchter fanden im Zeichentrickfilm Findet Nemo statt. Trotz ihres positiven Images sind leider alle sieben Arten von Meeresschildkröten gefährdet oder sogar stark bedroht. Der Verzehr von Schildkröten und ihrer Eier hat zwar abgenommen, aber der starke Fischereidruck führt dazu, dass sich die Panzerechsen allzu oft in Fischernetzen oder abgerissenen Geisternetzen verfangen. Hierbei handelt es sich um jährlich 640.000 Tonnen verlorener Fischernetze, die als bis zu hunderte Meter lange Todesfallen durch die Meere treiben. Ebenso problematisch ist, dass Meeresschildkröten Plastiktüten verschlingen: Zuvor nahm man an, dass sie die durch das Wasser schwebenden Tüten für Quallen halten. Nun weiß man, dass sich sogar auf kleinsten Plastikteilchen Mikroorganismen und Algen ansiedeln, welche ein Gas absondern, welches ebenso von Phytoplankton produziert wird. Bei Phytoplankton handelt es sich wiederum um eine der Hauptnahrungsquellen von Meeresschildkröten. Trotzdem ist, es in Plastiktüten zu beißen und diese herunterzuschlucken kein wirkliches Zeichen großer Weisheit und zeigt, dass wir Menschen uns beim Betrachten und Bewerten von Tieren immer wieder selbst spiegeln. Meeresschildkröten sind eben Zeitgenossen der Dinosaurier. Seinerzeit in der mittleren und späten Kreidezeit, vor 74 Millionen Jahren, verfügte die Archelon ischyros, über die Größe und das Gewicht eines VW Käfers. Das größte gefundene Exemplar mit dem Namen Brigitta ist im Naturhistorischen Museum Wien zu besichtigen. [Bilddatei eingefügt # Abb.: Skelettrekonstruktion des Archelon ischyros; Bildquelle: Wikipedia] Ein so massiver Körper war in dem Western Interior Seaway überlebenswichtig. Ein zeitreisender menschlicher Schwimmer hätte zwischen sehr viel größeren räuberischen Reptilien, wie Mosasauriern, Plesiosauriern und Ichtyo-Sauern nicht lange überlebt. Es gibt übrigens eine BBC-Doku aus dem Jahre 2003 mit dem reißerischen Titel Monster der Tiefe – Im Reich der Urzeitmonster (Originaltitel: Sea Monsters), in der so eine Zeitreise informativ und unterhaltsam dargestellt wird. Nach einem lesenswerten Vorwort wird in Sieben Wanderer, fünf Ozeane, die Entwicklungsgeschichte der Meeresschildkröten, ihr faszinierender Körperbau, ihre Sinnesleistungen und ihre Kommunikation vorgestellt. Anschließend folgen die Porträts von sieben Arten der Meeresschildkröten, bei denen Dr. Frauke Bagusche deren Besonderheiten, Unterschiede und Verhaltensweisen und Lebensräume erklärt: * Grüne Meeresschildkröten – die Teilzeitvegetarier * Unechte Karettschildkröten – die Kreuzfahrtschiffe mit vier Flossen * Echte Karettschildkröten – die Architekten der Korallenriffe * Oliv-Bastardschildkröten – sie nisten in Massen * Atlantik-Bastardschildkröten – die seltensten der Panzerträger * Wallriffschildkröten – die Heimattreuen * Lederschildkröten – die Tieftauchchampions [Bilddatei eingefügt # Abb.: Blick ins Buch; Bildquelle: KRAUTJUNKER] Im Kapitel Die nächste Generation wird die Fortpflanzung, der Einfluss der Temperatur auf die Geschlechtsentwicklung in den Eiern und der Lebenszyklus in den Weltmeeren samt ihren faszinierenden Navigationsfähigkeiten erläutert. Wie U-Boote schwimmen Meeresschildkröten auf ihren Wanderungen immer wieder im Kreis, um geomagnetische Messungen vorzunehmen. Nach neuesten Erkenntnissen bedienen sie sich hierbei symbiotischer, magnetotaktischer Bakterien. Ebenso nutzen sie ihre erstaunlichen Geruchssinne, die ihnen wie erwähnt leider auch vorgaukeln, dass Plastiktüten lecker sind. In dem kurzen Kapitel Die Weisheit trägt Panzer werden die Spuren der Meeresschildkröten in der Kulturgeschichte nachgezeichnet. Bedrohte Panzerträger erklärt, warum die Populationen der Meeresschildkröten, welche alle möglichen Umwelt- und Klimaveränderungen seit 74 Millionen Jahren überlebten, immer stärker sinken. Jahrhundertelange Überfischung, Umweltzerstörung, Zerstörung der Lebensräume sind die Hauptursachen. Es gibt jedoch Grund zur Hoffnung: Schildkrötenfreundliche Fischernetze, Umschulung von Wilderern zu Wildhütern und Maßnahmen wie Schutzstationen mit spezialisierten Tierärzten und Tierpflegern, Reservate, Zollkontrollen oder Zuchtbemühungen in Zoos bzw. Meeresaquarien. In Eine ungewisse Zukunft werden Risiken und Chancen beleuchtet, welche in den kommenden Jahren die Entwicklung der Populationen beeinflussen werden. Vor der Danksagung sowie den Quellen und weiterführenden Informationen ist Eine Flosse voll Hoffnung ein dreiseitiger Aufruf für den Umweltschutz, einen geringeren Fleischkonsum und die Verringerung des CO2-Fußabdrucks, um die globale Erwärmung einzudämmen. Ich gehöre ja noch zu einer Generation, die lernte, dass das Römische Reich vor 2.000 Jahren seine Blütezeit einer 2 °C höheren Durchschnittstemperatur verdankte und mit ähnliche treffsicheren Vorhersagen vor einer neuen Eiszeit aufgrund der Abgase gewarnt wurde. Ein Wermutstropfen zum Schluss: Jemanden, dem eine schöne Schriftsprache ein ähnliches sinnliches Vergnügen wie ein schönes Mahl bereitet, empfindet jedes gegenderte Wort wie einen Biss auf Mäuseknochen beim genießerischen Speisen. Das Gendern ist eine ideologische Sprachverhunzung, die nicht nur von 80 % der Bevölkerung sondern auch von der maßgebenden deutschen Instanz für die Rechtschreibung, dem Rat für Rechtschreibung, vehement abgelehnt wird. Es ist ein anmaßender Bruch in der natürlichen Sprachentwicklung. In der Linguistik bezeichnet der Genderstern nichts, da er ein sprachfremdes Symbol ohne Inhalt ist. Abgesehen davon, wird das Gendern in diesem Buch nicht konsequent umgesetzt. So gibt es beispielsweise auf S. 41 erst Wissenschaftler*innen, dann ein Forscherteam und schließlich Autoren. Auf S. 105 gibt es Forscher*innen, auf S. 107 Forschende und auf S. 113 Biologen… Mir verdirbt die Genderei die Freude am Lesen und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Welt dadurch ein besserer Ort wird. [Bilddatei eingefügt # Abb.: Blick ins Buch; Bildquelle: KRAUTJUNKER] Was mir an Büchern des Genres Nature Writing grundsätzlich gut gefällt ist, dass man nach der Lektüre die vorgestellten Arten ungemein interessanter findet. Wer weiß schon, dass auf dem Panzer einer unechten Karettschildkröte mehr als hundert verschiedene Arten von Algen über Seepocken bis hin zu kleineren Krebsen leben oder dass auch Meeresschildkröten an der Taucherkrankheit leiden können? Siehst Du das nächste Mal im Zoo oder einer Dokumentation Grüne Meeresschildkröten wirst Du daran denken, dass sie unter Wasser gärtnern. Mit jedem Verstehen der Welt wächst das Vergnügen an ihr, deswegen beherzigen gute Lehrer, Verkäufer, Seelsorger und Eltern das Motto: „The brain runs on fun“. Die Gestaltung des Buches ist hochwertig und ästhetisch. Dies beginnt beim schönen Schutzumschlag, geht weiter beim darunter liegenden himmelhauchblauen festen Einband mit weißer Schrift und setzt sich bei Papier, Schrift sowie den zahlreichen Illustrationen und Fotos fort. Insgesamt ist Nomaden der Ozeane – Das Geheimnis der Meeresschildkröten ein unterhaltsames und informatives Buch, welches dem Leser mit flüssigem Storytelling einen umfassenden Blick auf diese faszinierenden Tiere vermittelt. Dr. Frauke Bagusche verfügt zweifellos über ein breites und tiefes Wissen in Sachen Meeresschildkröten und vergisst beim Schreiben nicht, Neulinge ohne Vorkenntnisse didaktisch abzuholen. Fachbegriffe werden gleich erklärt, sodass der Lesefluss nicht stockt. Ihr Stil ist locker und gut verständlich, ohne literarische Klasse zu erreichen. Bibliomanen vermissen die Wortmusik, für viele Leser hingegen erleichtert dies den Lesefluss. Dem Genre Nature Writing entsprechend handelt es sich bei Frauke Bagusches Nomaden der Ozeane – Das Geheimnis der Meeresschildkröten nicht um ein trockenes Fachbuch, sondern ein Werk, in dem sich Naturwissenschaft, Natur- und Kulturgeschichte mit biographischen Anekdoten und persönlichen Einsichten zu einem naturverliebten Infotainment vermischen. Strandkorbgeeignetes Lesefutter.

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Wenn mir der Alltag zu stressig wird, tauche ich gerne ab. Nichts beruhigt mich mehr als das Meer und die Unterwasserwelt. Die Meeresbiologin Frauke Bagusche hat mit „Die Nomaden der Ozeane“ Interessantes über die Meeresschildkröten, persönliche Erlebnisse und Wissenswertes über das Ökosystem Meer zusammengetragen und mir den Tauchgang leicht gemacht. Ich war schneller vom Blau umgeben als gedacht. Anfangs begeben wir uns zurück in die Kreidezeit (Beginn der Kreidezeit vor 145 Millionen Jahren) und lernen die Vorfahren der heutigen Meeresschildkröten kennen. Später werden auch die verschiedenen Arten, ihre Auffälligkeiten und ihre Besonderheiten detailliert betrachtet. Wo nisten sie, wie groß sind ihre Gelege, wohin zieht es die geschlüpften Jungen? Besonders fasziniert hat mich, dass die Temperatur eine große Rolle dabei spielt, ob weibliche oder männliche Tiere schlüpfen und sehr interessiert hat mich, mehr über die verschiedenen Meeresströmungen und die Saragossasee zu erfahren. All den spannenden und schönen Seiten steht jedoch viel Bedrohliches gegenüber, was hier im Buch ebenfalls Platz gefunden hat. Die größten Gefahren für Meeresschildkröten weltweit sind unter anderem Beifang in der Fischerei, Küstenerschließung, Klimawandel und Wilderei. Die erste Hälfte habe ich mit Begeisterung gelesen. Die zweite Hälfte war immer noch informativ, aber hier hätte ich mir aufgrund vieler Zahlen und Mengenangaben Grafiken gewünscht. So würde das Gelesen oftmals besser hängenbleiben. Zunehmend kam es irgendwann auch zu Wortwiederholungen, die dem Buch den letzten Feinschliff verwehrt haben. „Leider“ war häufig vorhanden. Auf einer Seite sogar viermal. Trotz meiner kleinen Kritikpunkte kann ich dieses Sachbuch empfehlen. Inhaltlich hat es mich vollends überzeugt. Die Liebe und Begeisterung für diese Tiere ist deutlich spürbar auf jeder einzelnen Seite und man merkt, wie viel Herzblut dahintersteckt. Ich konnte abschalten und gleichzeitig meinen Horizont erweitern.

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