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Rezensionen zu
"Ich brauche einen Liebhaber, der mich am Denken hindert"

Michaela Karl

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Allumfassende Biografien interessanter, rebellischer und ambivalenter Persönlichkeiten haben es mir seit langem angetan. Deshalb freue ich mich jedes Mal, wenn Michaela Karl zur Tinte greift. Bereits über Isadora Duncan und Dorothy Parker habe ich in diesem Zug aus Karls historischer Reihe gelesen. Schon die Titel laden zum Lesen ein sowas wie: "Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber“: Dorothy Parker oder ihr brandneuer Roman“: „Ich brauche einen Liebhaber, der mich am Denken hindert": Katherine Mansfield. Deshalb vorab schon ein herzliches Danke @bloggerportal und @btbVerlag für das Näherbringen der unangepassten und freigeistigen Persönlichkeit Katherine Mansfield. Heute ist die Boheme Katherine Mansfield (1888-1923) weltweit hochgeschätzt, doch zu ihren Lebzeiten war sie eine Außenseiterin. Mit dem festen Vorsatz, eine renommierte Schriftstellerin zu werden siedelt Mansfield in den frühen 10er von Neuseeland nach England über. In der einflussreichen Gesellschaft der Bloomsbury Group sorgt sie für Aufsehen, aber auch für Kontroversen. Bekannte Persönlichkeiten wie Virginia Woolf und ihre Kollegen betrachten sie als literarische Außenseiterin, während sie selbst sich als Genie sieht. Trotz ihres enormen kreativen Potenzials, ihres Talents und ihres Humors muss sie sich mit ihrer inneren Rastlosigkeit auseinandersetzen. Und dann schlägt das Schicksal erneut zu und es wird auf nicht nur auf intellektueller Ebene gekämpft sondern auch ihre Gesundheit zieht in den „Krieg“. Karl präsentiert ein umfassendes Porträt dieser gegensätzlichen Künstlerin und plädiert gleichzeitig für Toleranz und Akzeptanz im Umgang mit anderen Lebensentwürfen. Da ich bislang nicht mit den Werken von Katherine Mansfield vertraut war, hat mich die Neugierde auf die Pionierin der modernen englischen Kurzgeschichte gepackt. Im Verlauf des Buches kristallisierte sich das Bild dieser rebellischen, eigenwilligen neuseeländischen Londonerin immer deutlicher heraus. Michaela Karl widmet sich der neuseeländischen Herkunft Katherine Mansfield Beauchamp bis hin zu ihrer Londoner Schaffenszeit bis hin nach Avon, wo sie in einer alternativen Lebensgemeinschaft ihr Ende findet. Mansfield leidet ständig unter dem Gefühl als minderwertige Fremde zu gelten. Sie projiziert ihre Sehnsüchte stets dorthin, wo sie gerade nicht ist oder auf jeden der gerade nicht bei ihr ist. Karl hat mal wieder gründliche Recherchen betrieben und zahlreiche Briefe und Kurzgeschichten zitiert. Dies verdeutlicht, wie Mansfield persönliche Erfahrungen in ihrer schriftstellerischen Arbeit verarbeitet. Ihre treue Freundin Ida Baker, ihr Ehemann John Middleton Murry oder enge Bekannte wie D. H. Lawrence und Frieda von Richthofen waren Ziel ihrer schroffen Art und Herablassung. Doch trotzdem hielten sie meistens zu ihr. Murry hat sie regelrecht postum in den Heiligenstand gehoben. Am meisten Sympathien hege ich für die arme Ida, die sich regelrecht für ihre Freundin aufgegeben hat. Mansfields hoher Anspruch, perfekte Texte zu verfassen und auch nach schweren gesundheitlichen Rückschlägen ein selbstbestimmtes Leben zu führen ist beeindruckend. Mansfield hatte zweifellos viele Facetten und nicht alle rosig. Michaela Karl gelingt es jedoch Schicht für Schicht an Mansfield Essenz zu gelangen. Ich habe jetzt richtig Lust ein paar Kurzgeschichten von Mansfield zu lesen, gut, dass Murry sie nicht wie aufgetragen vernichtet hat.

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Obwohl ich bisher noch nichts von Katherine Mansfield gelesen habe, interessierte mich diese neuseeländisch-britische Schriftstellerin, die als Wegbereiterin der modernen englischen Short Story gilt – erst recht, nachdem ich den Prolog dieser Biografie gelesen habe. Die Person, die dort beschrieben wird, klingt eher nach einer frei erfundenen Figur als einem realen Menschen, doch im Laufe des Buches verfestigte sich das Bild dieser rebellischen, unkonventionellen Frau immer mehr. Michaela Karl geht sehr ausführlich auf die familiäre Herkunft von Katherine Mansfield Beauchamp ein. Diese spielt eine wichtige Rolle, denn zum einen leidet die Neuseeländerin, immer wieder darunter, dass sie in London als Fremde und als minderwertig angesehen wird, zum anderen fühlt sie sich zeitlebens zwischen ihrer Heimat und England hin- und hergerissen und projiziert ihre Sehnsucht immer dorthin, wo sie sich gerade nicht aufhält. Die Autorin hat sehr akribisch recherchiert und zitiert aus zahlreichen Briefen und Kurzgeschichten, um zu zeigen, in welchem Umfang Katherine persönliche Erlebnisse schriftstellerisch verarbeitet hat. Oft fragte ich mich, wie ihre ergebene Freundin Ida Baker, ihr Ehemann John Middleton Murry oder ihre engen Bekannten D. H. Lawrence und Frieda von Richthofen es bloß mit hier aushielten, so eingebildet, herablassend, launisch und verletzend sie war. Die Ermunterungsbriefe, die sie an sich selbst schrieb, fand ich dagegen amüsant und ihren hohen Anspruch, formvollendete Texte zu schreiben und auch nach ihrer schweren Erkrankung selbstbestimmt zu leben, eindrucksvoll. Sie hatte in der Tat sehr viele Gesichter, die Michaela Karl in dieser detaillierten Biografie mit viel Einfühlungsvermögen nach und nach zum Vorschein bringt.

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