Rezensionen zu
Die Erben von Seydell - Das Gestüt

schöner Historienroman ohne zufriedenstellendes Ende

25.10.2020

Sophie Martaler erzählen in „Die Erben von Seydell“ die Familiengeschichte der Seydells, die in der Lüneburger Heide ein großes Gestüt besitzen. Die beiden Söhne des Gestütsinhabers sind so unterschiedlich, dass sie sich nach dem Tod des Vaters nicht zu einer gemeinsamen Linie zusammenraufen können und im Streit auseinander gehen. Von da ab erzählt das Buch aus 3 Perpektiven: Der älteste Sohn Ludwig, der mit seiner Frau Luise das Gestüt bewirtschaftet und dabei in mehrere Krisen gerät. Hier wird das Leben im ausgehenden 19. Jahrhundert in Deutschland facettenreich dargestellt. Der jüngere Sohn Alexander flieht nach Navarras und findet sich dort auf einem Gestüt in ganz anderem Kontext, der spanischen Diktatur wieder. Und zuletzt finden sich einige Kapitel, in denen kurz nach dem 2. Weltkrieg eine Elisabeth, die eigentlich in London lebt von ihrem Onkel einen Teil des Gestüts in Deutschland erbt, zum Erbantritt aber Kontakt mit einem spanischen Herrn aufnehmen muss und dazu nach Navarras reist. Leider findet das Buch keinen Abschluss – es bleibt bis zuletzt offen, in welcher Beziehung Elisabeth und die spanische Familie steht und welche Geheimnisse sie verbindet. So facettenreich das Buch die politischen und gesellschaftlichen Aspekte der Zeit um 1900 darstellt und die Autoren sich auch in die Themen der Pferdezucht gut eingarbeitet haben, ist die Komposition durch das absolut offenen Ende sehr unbefriedigend. Auch als erstes Buch einer Reihe wünscht sich die Leserin nach mehreren hundert Seiten doch wenigstens eine gewisse Lösung oder Perspektive für ihre Figuren und nicht das komplette Nirwana.