Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Die Schweigende

Ellen Sandberg

(112)
(21)
(3)
(1)
(0)
€ 16,00 [D] inkl. MwSt. | € 16,50 [A] | CHF 22,50* (* empf. VK-Preis)

Sehr ergreifender Roman

Von: S. P.

12.11.2020

"Die Schweigende" ist der erste Roman, den ich von Ellen Sandberg gelesen habe. Er war sehr beeindruckend, berührend, bedrückend, erschütternd, unfassbar an einigen Stellen, emotional aufwühlend und ergreifend. Und auch wenn er Fiktion ist, beruht er leider auf tragischen Ereignissen, die genau so stattgefunden haben können. Und das ist das Schlimme. Kaum jemand bis niemand kann zur Rechenschaft gezogen werden, und die Opfer leiden ihr Leben lang - bis in die nächsten Generationen hinein.

Lesen Sie weiter

Als Jens Remy, seit 54 Jahren glücklich verheiratet mit Karin Remy, Vater dreier Töchter und Großvater von vier Enkeln überraschend stirbt, bittet er seine mittlere Tochter Imke darum, nach Peter zu suchen. Imke, die nicht weiß, wer mit dem Vornamen gemeint ist, fragt ihre Mutter Karin um Rat. Doch diese ist voller Trauer um ihren geliebten Mann und behauptet zunächst keinen Peter zu kennen, bevor sie Imke später zurechtweist, sich nicht in fremde Angelegenheiten einzumischen. Während ein Streit um das Erbe ausbricht, da sich die jüngste Schwester Anne mit ihrem Anteil des Erbes den Traum der Selbstständigkeit erfüllen möchte, forscht Imke weiter und findet nicht nur heraus, wer Peter war, sondern auch warum ihre Mutter die Vergangenheit ruhen lassen möchte. "Die Schweigende" ist eine Familiengeschichte, die in der Gegenwart im Jahr 2019 handelt und in der Vergangenheit die Jahre ab 1956 erzählt, als Karin 14 Jahre alt ist und ihre Jugend genießt. Doch in den 1950er-Jahren sind dem Drang nach Freiheit noch enge Grenzen gesetzt und vor allem alleinerziehende Mütter werden argwöhnisch betrachtet. Eine Provokation ist dann zu viel, die schwerwiegende Folgen hat - nicht nur für Karin sondern auch ihren Bruder Pelle. Die Kapitel werden abwechselnd aus der Perspektive von Karin und einer ihrer drei Töchter erzählt. Die Schilderungen sind dabei so eindringlich, dass man einen tiefen Einblick in das Wesen der Schwestern und ihrer Mutter erhält. Alle vier sind geprägt von der Vergangenheit und ihrer Erziehung, der es an Mutterliebe gemangelt hat. Dabei wird deutlich, wie unterschiedlich die drei Schwestern sich entwickelt haben und welche Art von Bindung sie zu ihrer Mutter haben. Während Geli und Anne fast schon gleichgültig wirken und auf ihr eigenes Wohlbefinden bedacht sind, ist Imke die einzige, die sich um ihre Mutter kümmert, die Interesse für ihre Vergangenheit zeigt und verstehen möchte, warum ihre Mutter so ist wie sie ist. Die Autorin schildert ein dunkles Kapitel Nachkriegsdeutschlands - das Leben von Kindern in so genannten Erziehungsheimen - über das ich schon Romane gelesen habe, das aber auch in diesem Fall wieder ungeschönt grausam erzählt und aufgrund des realen Hintergrunds unsagbar erschütternd ist. Man leidet mit Karin und denjenigen, die das selbe Schicksal erlitten haben unweigerlich mit, wobei man sich immer wieder fragt, wie gerade gottesfürchtige Menschen Kindern so menschenverachtende Dinge antun konnte, warum so viele Menschen weggeschaut haben und wie lange Staat und Gesellschaft nicht hinter die Mauern blicken wollten. So wird in dieser fiktiven Geschichte klar, warum es Karin so schwerfiel, eine in ihren Augen gute Ehefrau und liebende, zärtliche Mutter zu sein. Auch wird deutlich, inwiefern solche traumatischen Erlebnisse nicht nur die Biografie einer Person prägen, sondern dass die Nachwirkungen auch Generationen später noch zu spüren sind. "Die Schweigende" ist eine fesselnde Geschichte, die mich vor allem durch die starke Charakterzeichnung überzeugen konnte, auch wenn ich so manche Aktion von Anne oder Geli etwas überzogen fand.

Lesen Sie weiter

Rezensionsexemplar - Achtung Spoiler! Der letzte Wunsch von Imkes Vater ist, dass sie Peter finden soll. Doch wer ist Peter? Weder sie noch ihre beiden Schwestern haben eine Idee, um wen es sich handeln kann. Die schweigsame Mutter leugnet, einen Peter zu kennen, wirkt dabei allerdings wenig glaubwürdig. Angelika und Anne sind so mit eigenen Themen beschäftigt, dass sie dafür plädieren, den Wunsch des Vaters zu ignorieren. Imke kann das nicht und macht sich auf die Such. Schnell findet sie heraus, dass es sich bei Peter um den Bruder ihrer Mutter handelt, von dessen Existenz sie bis dahin nicht den Hauch einer Ahnung hatte. Die Geschichte taucht tief ein in ein grausames Kapitel deutscher Geschichte: Das Schicksal von Heimkindern in der Nachkriegszeit und die Rolle der Kirche dabei. Beim Lesen wurde mir mehr als einmal Übel bei der Vorstellung, was dort alles passiert ist. Dass das nicht ausgedacht ist, weiß ich, weil meine Tante in den 1960er Jahren Fürsorgerin war und den Beruf an den Nagel gehängt hat, weil sie ihn nicht mehr ausgehalten hat. Bis Seite 231 macht die Geschichte im Kern zuweilen eher den Eindruck eines Familienromans mit etwas überspannten Frauen - deshalb auch nur 4 von 5 Sternen. Aber spätestens mit der Fahrt in das ehemalige Kinderheim der Barmherzigen Schwestern bei München ist die Ernsthaftigkeit nicht mehr wegzudenken. “Kein Blick zurück” ist das Lebensmotto von Karin. Hat sie sich und ihren Töchtern damit einen gefallen getan? Nein. Hätte Sie anders gekonnt? Offenbar nicht. Jeder lebt sein Leben, so gut er kann.

Lesen Sie weiter

Spannung und Nachdenklichkeit

Von: Natali Bergen

09.11.2020

Mit diesem Buch hat mich Ellen Sandberg in ihren Bann gezogen. Das Buch ist zwar etwas sprunghaft geschrieben und handelt verschiedene Perspektiven ab, trotzdem ist man sofort drin im Geschehen und kann es nicht mehr beiseite legen. Ich bewundere, wie die Autorin sich an ein Tabu-Thema heranwagt (die gewalttätige, kalte und herzlose Erziehung in Kinderheimen in Nachkriegsdeutschland) und schonungslos anprangert. Gekoppelt mit einer faszinierenden Familiengeschichte, vielleicht einen winzigen Tick zu klischeebeladen, ist man mit diesem Buch für die kalte Jahreszeit (oder für den erneut drohenden Lockdown...) gut gerüstet. Ich bin sehr gespannt auf das nächste Buch.

Lesen Sie weiter

Familiengeschichte

Von: ingalein

04.11.2020

Ein sehr gut geschriebener lesenswerter Roman-spannend und packend. Nach außen ist die Familie mit drei Töchtern eine Bilderbuchfamilie. Der Vater kümmert sich sehr um seine Kinder. Er unternimmt viel mit seinen Kindern, spielt und lacht mit Ihnen und ist immer für sie da. Während die Mutter oft verschlossen und kaltherzig erscheint. Von den Töchtern kümmert sich Imke nach dem Tod des Vaters sehr um ihre Mutter. Sie wohnt im Ort in der Nähe. Sie hat Ihrem Vater vor seinem Tod ein Versprechen gegeben und deckt dadurch die Vergangenheit der Familie und ihrer Mutter auf. Im Ergebnis dessen versteht sie das Verhalten Ihre Mutter besser. Es ist eine packende Familiengeschichte und es macht Lust auf Bücher von Ellen Sandberg.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.