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Rezensionen zu
All das zu verlieren

Leïla Slimani

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Ein Ehemann, der sich aufarbeitet, um die Familie zu ernähren, eine wunderschöne Wohnung im 18. Pariser Arrondissement und einen kleinen Sohn – all das hat Adèle zu verlieren. Und dennoch: Sie kann nicht anders. Sexsucht, Anorexie, Angststörungen, all das beherrscht ihre Gedanken, ihr Verhalten, ihre Person. Und so konstruiert sie über viele Jahre hinweg in fast schon liebevoller Kleinarbeit ein Doppelleben mit zweitem Laptop, geheimem Handy und einer endlos langen Liste an Affären. Bis ihre größte Angst eines Tages Wirklichkeit wird und ihr Geheimnis auffliegt – mit unerwarteten Folgen. Mit „All das zu verlieren“ gelingt Leïla Slimani ein bitterböses Porträt über eine durch und durch narzisstische Frau, deren viele psychische Baustellen erst nach und nach ihre wahren Ausmaße preisgeben. Während ihre Ess- und Angststörung recht lapidar daherkommen – und damit die Anpassungsfähigkeit vieler chronisch psychosomatisch Erkrankter hervorragend widerspiegeln – schlägt uns Slimani die sexuelle Besessenheit ihrer Protagonistin förmlich ins Gesicht. Mir wurde das beim Lesen teilweise zu anstrengend und an der ein oder anderen Stelle auch zu brutal. Die Entwicklungen, nachdem Adèle auffliegt, sind bedrückend, die Geschichte kippt auf eine völlig andere Weise ins Düstere, und obwohl ich das Buch immer wieder recht aufreibend fand, ergibt es in seiner Gesamtheit vollkommen Sinn, mit all seinen strapaziösen Bildern. Slimani erzeugt mit ihren Worten die gleichen Emotionen in den Lesenden wie sie die Protagonistin durchlebt: Ekel, Schmerz, Fassungslosigkeit und so viele Fragen. Einzig das Ende, das ich nicht vorweg nehmen möchte, hat mich äußerst unbefriedigt zurück gelassen – was trotzdem, irgendwie, zur Geschichte passt.

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Adèle hat eigentlich alles, was man sich wünschen kann. Verheiratet mit ihrem erfolgreichen Arzt lebt sie in Paris, hat einen bezaubernden kleinen Sohn und arbeitet mehr zum Zeitvertreib als Journalistin. Nach außen ist das Familienleben perfekt, aber in Adèle tobt ein Krieg, sie lebt ein Leben, das sie nicht will. Geheiratet hat sie nur, weil es günstig war, um aus den bescheidenen Familienverhältnissen zu entfliehen, aber ihr Mann kann ihr nicht geben, was sie braucht. Schon lange ist ihr Liebesleben nicht mehr existent und sie such tagtäglich den Kick. Mal mit fremden Männern, mal mit Bekannten. Sie will begehrt werden, sonst hat sie den Eindruck nicht zu existieren. Ihren Alltag bekommt sie immer weniger in den Griff und zu ihrem Sohn konnte sie nie eine Verbindung aufbauen, denn ihr ganzes Denken dreht sich nur um eines: den nächsten Mann finden, der ihr verfällt. Leïla Slimanis erster Roman erscheint jetzt erst in Deutschland, interessanterweise nach „Sex und Lügen“, das als direkte Reaktion darauf entstanden ist, denn in ihrer marokkanischen Heimat hat man nur wenig begeistert auf das Buch reagiert, das ein Verhalten einer Frau beschreibt, das gegen alle Konventionen ist und scharf verurteilt wurde. Die Geschichte ist eigentlich nur eine Momentaufnahme aus Adèles Leben, denn die Handlung ist recht reduziert. Es reiht sich ein Abenteuer an das nächste, ohne dass es hier eine tatsächliche Entwicklung gäbe. Zwar ahnt man, dass sich der Konflikt zwischen den Ehepartnern zuspitzen muss, was auch geschieht, vor allem nachdem Adèles Mann hinter das Doppelleben kommt und sich gezwungen sieht, darauf zu reagieren, was ihn zunächst einigermaßen überfordert. Die Figur der Adèle ist leider etwas begrenzt in ihrer Komplexität. Ihre Sexsucht steht im Zentrum der Handlung und ihrer Persönlichkeit und alles andere wird diesem untergeordnet. Woher dies kommt, bleibt offen, auch scheint sie wenig reflektiert in Bezug darauf, was die Sucht mit ihr und ihrer Familie macht. Sie wird beherrscht durch das Verlangen und schaltet dabei alle anderen Gedanken aus, was unweigerlich in der Katastrophe enden muss. Psychologisch jedoch in sich stimmig und nachvollziehbar, wie ein Leben durch eine Abhängigkeit egal welcher Art völlig dominiert wird und sich nur noch darum dreht.

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