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Rezensionen zu
Smoke

Dan Vyleta

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Smoke (Dan Vyleta)

Von: Poldi

13.06.2017

Thomas und Charlie wachsen in London am Ende des 19. Jahrhunderts in einem Internat auf, auf dem die beiden Adeligen lernen sollen, ihre Gefühle zu kontrollieren. Denn jeder schlechte Gedanke, jede Sünde, äußerst sich in Rauch, der aus den Körperöffnungen strömt. Während beide versuchen, ihr Innerstes bestmöglich vor der Außenwelt abzuschirmen, entdecken sie, dass einige Menschen keinen Rauch verströmen, wie schlecht sie auch sein mögen... Dan Vyleta, ein kanadischer Autor mit deutschen Wurzeln, hat mit seinem neuen Roman „Smoke“ erstmals auch hierzulande für Aufmerksamkeit gesorgt. Der Grundgedanke ist sehr reizvoll, der Leser stellt sich gleich viele Fragen, die drängenste ist wohl: Woher kommt der Rauch? Genau dies wird im Laufe der Handlung zwar nicht aufgeklärt und als gegeben genommen, was ich aber nicht als sonderlich störend empfunden habe. Denn es werden zahlreiche weitere Details rund um den Rauch offenbart, sodass die von Vyleta geschaffene Welt einen sehr düsteren und reizvollen Anstrich bekommt. Die Handlung selbst geht sehr interessant los, kommt aber schnell auch wieder ins Stocken. Ein wirklicher Spannungsbogen kann sich dabei leider nicht aufbauen. Dennoch habe ich nie das Interesse verloren, sondern fand die neuen Entwicklungen reizvoll. Nicht jeden Twist habe ich als gelungen gefunden, insbesondere im letzten Drittel sind nicht alle Wendungen für mich nachvollziehbar dargestellt. Insgesamt hat mich die Handlung wegen der sehr interessanten Struktur der dargestellten Welt aber überzeugt. Der Schreibstil des Autors ist streckenweise leider etwas zu langwierig gelungen, er beschreibt recht ausschweifend und detailliert – was an sich nichts schlechtes sein muss, hier aber den Ezählfluss hemmt. So bekommt der Roman aber auch einen sehr philosophischen Dreh, der die Gesellschaft hinterfragt und dabei auch aktuelle Fragen aufwirft. Etwas verwirrend war der Wechsel der sprachlichen Perspektive, mal wurde von einem allwissenden Erzähler berichtet, mal aus der Ich-Perspektive. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen und bin in den ersten Seiten darüber gestolpert, hinterher hat sich aber alles organisch zusammengefügt. Sehr gut gefallen hat mir die Ausgestaltung der Charaktere, die sehr intensiv dargestellt werden, insbesondere die beiden Hauptcharaktere kommen sehr gut zur Geltung und werden in ihrer Unterschiedlichkeit individuell dargestellt. Sie sind mir ans Herz gewachsen, sodass ich auch trotz einiger Kanten in der Handlung beiden bis zum Ende der Handlung gefolgt bin. „Smoke“ ist kein Pageturner, kein zur Perfektion geschliffenes Werk und wird wegen der stellenweise langatmigen Erzählweise sicherlich nicht jedem gefallen. Ich habe der Handlung aber sehr gern gefolgt, da mich diese düstere Welt voller Rauch sehr fasziniert hat. Die Charaktere kommen dabei gut zur Geltung, auch dass nicht alle Geheimnisse aufgedeckt werden, ist stimmig umgesetzt. Ein interessanter Roman!

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Meine persönliche Meinung Das Cover: Die Buchgestaltung ist sehr passend und macht schon anhand des geheimnisvollen Covers auf die Handlung sehr neugierig. Der Rauch der sich durch das Cover zieht wirkt mysteriös und etwas schauerlich, was zu der Thematik des Buches sehr gut gewählt ist. Die Handlung: Man befindet sich als Leser im viktorianischen London und erlebt die beiden Jungen Charlie und Thomas in ihrem Internatsleben. Beide bemühen sich, so wenig düstere Gedanken wie nur möglich zu haben und damit wenig Rauch zu produzieren. Mit dem durchaus sehr spannenden Setting stellte ich mir gleichzeitig die Frage, wie es überhaupt dazu kam, dass Menschen Rauch produzieren, sobald sie einen düsteren Gedanken haben. In der heutigen Zeit, die geprägt ist durch Neid und Egoismus wäre das nahezu unvorstellbar und schrecklich. Leider wird der Leser bis zum Ende hin im Dunkeln gelassen und die Frage wird unbeantwortet bleiben, was für mich persönlich schon eine große Enttäuschung war. Die Kulisse des düsteren Londons zur viktorianischen Zeit wurde hier von dem bisher mir noch unbekannten Autor sehr authentisch und bilderreich beschrieben. Da ich für diese Zeitepoche sowieso ein großes Faible hege, trat ich dem Buch zunächst auch sehr kritisch entgegen, wurde jedoch durch den tollen Schreibstil und die spannende Handlung vollauf überzeugt. Manchmal wirkt die Handlung etwas verwirrend, jedoch denke ich, dass dies vom Autor gewollt ist. Man soll sich als Leser schon seine Gedanken machen und die Thematik auf unsere heutige Zeit projizieren. Daher hatte das Buch auch einen ganz speziellen Nachklang bei mir, als ich es beendete. Die Charaktere sind allesamt recht unterschiedlich, wirken jedoch alle auf ihre Art sehr realistisch und auch sympathisch. Das Buch an sich ist nicht so leicht zu verdauen und regte im Nachhinein zum Nachdenken an. Ich fühlte mich während des Lesens bestens unterhalten und es wurde zu keiner Zeit langweilig. Da meine Hauptfrage wie schon erwähnt leider unbeantwortet blieb, war das Ende des Buches für mich leider nicht ganz so zufrieden stellend und es blieb ein großes Fragezeichen zurück. Mein Fazit: Das Buch bot mir ein großes Potential an Unterhaltung und war für mich definitiv mal etwas Neues im Genre „Fantasy“. Das Ideenreichtum des Autors hat mich hier angenehm überrascht, so dass ich hierfür und für den tollen Schreibstil 4 von 5 möglichen Büchersternchen vergebe.

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Der Plot ist zwar ein wenig schockierend, weil er dem Leser die Bosheit der Menschen vor Augen führt, ist aber gleichzeitig erfrischend anders. Mehrer Plottwist halten sowohl die Geschichte, als auch die Spannung am Leben. Der Schreibstil ist großartig. Dadurch, dass das Buch im Präsens geschrieben ist und meist auf einen allwissenden Erzähler zurückgreift, vermittelt es den Eindruck, dass man direkt neben Thomas und Charlie steht. Perspektivenwechsel erleichtern es, die Charaktere zu verstehen, auch wenn sie am Anfang ein wenig verwirrend sind. Die `Charaktere sind sehr sympathisch, auch wenn Thomas mit seinen "Das-Mörder-sein-liegt-mir-im-Blut-Gejammer" schon ein kleines bisschen nervt. Den Rest der Zeit ist er allerdings ein stiller, etwas aufbrausender Junge, der zwar viel raucht, aber für seine Freunde durchs Feuer gehen würde. Charlie ist sein komplettes Gegenteil. Er ist ruhig und sanft, hält aber genau wie Thomas zu seinen Freunden, steht trotz dessen Fehlern zu Thomas und beruhigt ihn, soweit er kann. Livia ist in der ersten Hälfte des Buches alles andere als sympathisch. Sie ist kalt und abweisend, verbietet sich selbst jede noch so kleine Sünde und behandelt Thomas und Charlie wie Parasiten. Im Laufe der Geschichte entwickelt sie sich allerdings zu einem freundlichen, offenen Mädchen. Die Geschichte spielt in London gegen Ende des 19. Jahrhunderts, also zur Zeit der Industrialisierung. Dieses Zeitalter ist geschickt gewählt, es steht schließlich für den Fortschritt der Wissenschaften, die sich in Smoke auch mit dem Rauch und seiner Entstehung beschäftigen.

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Das Konzept des Rauchs und der Gesellschaftsordnung die dahinter steht, finde ich sehr interessant. Auch dass Dan Vyleta durch Charles Dickens auf die Idee gebracht wurde, diese Geschichte zu erzählen, finde ich super. Dem Buch ist ein Zitat aus Dickens‘ Dombey & Sohn vorangestellt, aus dem sich die Idee herauskristallisiert. So richtig habe ich das Zitat allerdings erst, als ich das Buch zu Ende gelesen hatte. Eigentlich hatte ich gerade vor, „die Geschichte an sich ist nichts wirklich Neues“ zu schreiben, aber dann musste ich mich selbst korrigieren: Ja, der Rahmen (zwei Jungs kämpfen um das gleiche Mädchen, versuchen die Welt zu retten, in der sie leben und decken allerhand Geheimnisse auf) ist bekannt. Das Setting macht es allerdings noch einmal zu etwas ganz anderem. Nicht ganz Steampunk (Elektrizität ist nicht bekannt und raffinierte Gerätschaften finden sich auch nicht), trotzdem ließ mich die Atmosphäre an dieses Genre denken. Alles ist irgendwie düster und mysteriös, geheime Machenschaften und einzigartige Charaktere treten auf den Plan. Bis zum Schluss weiß man nicht so recht, wohin die Geschichte eigentlich führen soll. Ja, zwischendrin hatte die Handlung mal einen Hänger und die Handlung schien ein wenig wie ein Hin und Her, aber gegen Ende hat sie sich dann wieder gefangen. Zu den Hauptcharakteren hätte ich mir ein wenig mehr Bindung gewünscht, aber trotz allem gewinnt man sie doch lieb und hofft das Beste für sie.

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Das Cover gefällt mir sehr gut. Abgebildet ist London, eingehüllt in Rauch - was einen direkt auf die Geschichte einstimmt und eine etwas düstere Atmosphäre schafft. Im Buch geht es um Thomas und Charlie, die die Sommerferien bei Lady Naylor verbringen. Während Charlie sich mit Livia, der Tochter von Lady Naylor, anfreundet wird Thomas von Lady Naylor über den Rauch unterricht. Dadurch erfahren beide Details über den Rauch, die sie an den Lehren ihrer Schule zweifeln lassen. Doch plötzlich hat es jemand auf sie abgesehn und sie müssen sich entscheiden auf welcher Seite sie stehen wollen und wie sie zum Rauch stehen. >Ist der Rauch das Böse? Oder der Mensch hinter dem Rauch?< Mein Lieblingscharakter war Livia. Ich finde sie macht im Verlauf der Geschichte die größte Entwicklung und wächst mehr als einmal über ihre Grenzen hinaus. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und ist gelungen umgesetzt. Die Idee, dass ein Mensch bei einer Lüge oder bei boshaften Gedanken anfängt zu Rauchen finde ich sehr spannend und regt zum Nachdenken an. Je tiefer man in die Geschichte eintaucht, je mehr erfährt man über den Rauch. Denn woher kommt der Rauch? Gab es ihn schon immer? So viele Fragen die es herrauszufinden gibt. Als sich am Schluss die Ereignisse überschlagen kam ich leider nicht mehr ganz mit. Etwas überrascht war ich davon, wie es zwischen Thomas, Charlie und Livia weitergeht - zwar nicht unbedingt schlecht aber doch unerwartet. Eine wundervolle Idee, spannend umgesetzt.

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Inhalt Thomas und Charlie sind in einer Welt aufgewachsen, in der jede Sünde als Rauch sichtbar wird und aus dem Körper des Sünders tritt. Es gibt verschiedene Formen des Rauches, aber jeder kann sehen, wenn man eine Sünde begangen hat. Sie sind Schüler eines Eliteinternats und haben sich an Regeln und Gesetze zu halten. Doch eines Tages finden sie heraus, dass mehr hinter dem Rauch steckt und das was sie seit jeher eingetrichtert bekommen nicht alles ist. Auf der Suche nach der Wahrheit geraten sie in eine Welt voller Intrigen und Gefahren. Meine Meinung "Smoke" konnte vor allem durch sein ansprechendes Cover meine Neugierde wecken. Außerdem liebe ich Bücher, die im viktorianischen London spielen, was hier der Fall ist. Die Idee des Rauches finde ich grandios. Dadurch zählen Babys und Kinder automatisch als Sünder, da sie zu der Zeit Rauch ausstoßen und es erst im Laufe des Lebens lernen den Rauch zu kontrollieren. Das birgt einigen Stoff zum Nachdenken und so befasst sich das ganze Buch ganz nebenbei mit Ethik und Moral, Gut und Böse und ist gesellschaftskritisch und facettenreich. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist riesig. Das Setting finde ich somit sehr gelungen, auch wenn es sehr düster und bedrückend ist. In dieser Welt leben Thomas und Charlie, zwei Freunde die zusammenhalten und schließlich dem Rauch auf die Spur kommen wollen. Ich mochte beide sehr, auch wenn sie etwas distanziert dargestellt wurden. Sie sind überraschend tiefgründig und facettenreich und ich mochte ihre Art zu denken und sich in der Welt zurechtzufinden. Auch die anderen Figuren des Buches fand ich gut dargestellt. Der Plot wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, wobei mal die Ich-Perspektive und mal die personale Erzählperspektive gewählt wurde. Das fand ich zwar manchmal verwirrend, aber alles in allem sehr passend. Unterstützt wird das Ganze durch einen detaillierten Schreibstil, der sich leider manchmal etwas in die Länge zieht. Der Schreibstil passt wunderbar ins Setting und konnte mich alles in allem überzeugen. Das Buch wirft fragen zur Menschlichkeit auf und was ist richtig und was falsch, was lebenswert? So regt es wirklich zum Nachdenken an. Zwar hat das Buch wie schon erwähnt seine Längen und ist eher ruhiger, aber der Plot an sich konnte mich mitreißen und überzeugen. Es ist ein ungewöhnliches Buch, das garantiert nicht jedem gefallen wird, aber ich mochte es. Das Ende konnte mich zwar nicht ganz überzeugen, aber dennoch kann ich das Buch empfehlen. Fazit "Smoke" ist ein Buch das nicht für jeden etwas sein dürfte, denn es ist ungewöhnlich und hat seine Längen. Ich mochte es gerade, wegen dem Setting und der Idee sehr und kann es insgesamt empfehlen.

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Mal was anderes

Von: Flidra

01.05.2017

Vorab: Ich habe das Buch als Rezensionexemplar von Carl's Books bekommen im Austausch für eine offene und ehrlich Meinung zum Buch. Smoke ist so gar nicht mein Genre. Von daher ist es für mich sehr schwer es mit anderen zu vergleichen oder gar zu sagen es ist schlecht oder gut für das Genre. Deshalb orientiere ich mich einfach mal an meinem Gefühl, wie ich es gelesen habe. Zu Anfang muss ich aber erst einmal das super tolle Cover loben ! Es ist ein Eyecatcher schlechthin und gibt eigentlich sehr gut wieder, welche Stimmung das Buch beherrscht. Der Big Ben wurde fantastisch in Szene gesetzt. Der Erzählstil wechselt. Mal ist es eine Person, mal ein Erzähler - es ist teilweise etwas, woran man sich sehr gewöhnen muss. Manchmal musste ich zurückschlagen, um zu begreifen, wer da gerade etwas erzählt. Die Charaktere sind sehr feingliedrig und man erkennt dann auch schnell beim zurückschlagen, welcher Charakter da nun was erzählt. Nun, die Themen sind vielseitig und ich hatte das Gefühle eher eine Gesellschaftskritik zu lesen, als einen Krimi, Thriller oder Sci -Fi Roman. Es ist sehr philosophisch teils poetisch, weshalb ich mir auch etwas länger Zeit nehmen musste und es ist durchaus nicht einfach zu lesen, da es sprachlich wie auch inhaltlich recht komplex ist. Angesprochen hat mich vor allem - schon von der Beschreibung her - dass das Buch sich mit der Frage beschäftigt "Was ist gut- was ist böse?". Die Protagonisten sind zwar komplex, aber mich haben sie leider nicht immer erreichen können bis auf Charlie. Charlie ist mein Lieblingscharakter in diesem Buch. Den Rauch als Indikator für böses Denken oder Fühlen zu nehmen, empfinde ich als die beste Idee in diesem Buch! Wenn ich mir Comics angucke, in denen eine Figur wütend wird, dann schießt oftmals auch Rauch aus den Ohren oder der Kopf raucht. Ich finde die Symbolik sehr gelungen, zumal Rauch nicht nur das Schlechte in einem verkörpert, sondern zusätzlich recht düster wirkt. Diese ganze Idee dann in den Kontext des 19.Jh. in England einzubauen, fand ich sehr gewagt, weil der Aspekt alleine, schon recht viele Denkansätze gibt. Das Buch ist mit knapp über 600 Seiten recht langatmig. An manchen Stellen hätte ich es mir durchaus kürzer gewünscht, wobei dann wahrscheinlich das sprachliche Niveau gesunken wäre. Das muss man dem Autor lassen: Auf der sprachlichen Ebene waren diese 600 Seiten plus wirklich auf sehr hohem Niveau und sehr anspruchsvoll, was mich durchaus das ein oder andere mal begeistert hat! Ich muss dazu sagen, ich habe es in einem längeren Zeitraum gelesen, weil ich nicht jeden Tag einen Kopf für diesen Sachverhalt hatte. Ab und an verliert sich meiner Ansicht nach der Faden und fängt sich ab und an später wider auf. Um dieses ganze Buch also zu begreifen und am Ende zu sagen, dass man es verstanden habe, muss man wirklich mit einem klaren Kopf lesen. Insgesamt muss ich sagen, auch wenn dies ein sehr untypisches Buch für mich ist, dass es mir auf eine Art und Weise gefallen hat. Das Buch hat durch die Komplexität Schwächen: den Faden zu Ende zu spinnen und der Charakterwechsel lässt einen ab und an schwanken. Die Idee ist sehr gut, wäre aber mit mehr Fokus auf eine gerade Linie in der Geschichte ansprechender. Wem würde ich es empfehlen ?: Oftmals wird angegeben, dass es für Jugendliche sei. Dem würde ich nicht zustimmen. Auch wenn die Protagonisten nicht alt sind, würde ich dieses Buch nicht jedem unter zwanzig empfehlen. Jedem der Gesellschaftskritische Themen mag und es mag sich damit auseinanderzusetzen, der ist hier wirklich gut aufgehoben. Jeder der eine leichte Lektüre wünscht, sollte die Finger davon lassen. Hier ist nämlich Aufmerksamkeit und Verständnis von komplexen Sachverhalten erforderlich.

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Dan Vyleta ist ein Kind des Potts. Ja, ihr habt richtig gelesen! Sein Weg führte ihn zwar über England in die USA und bis nach Kanada, aber er wurde 1974 als Sohn tschechischer Einwanderer im Ruhrgebiet geboren. Ich frage mich, wie viel Pott noch in ihm steckt. Seinen aktuellen Roman „Smoke“ verfasste er jedenfalls nicht in Deutsch, sondern in Englisch. Unseren Markt erreichte das Buch durch die Random House Gruppe, die es mir als Rezensionsexemplar anbot. Ich nahm das Angebot an, da der Klappentext wirklich interessant klang. Meine Neugier war geweckt. Thomas und Charlie sind privilegiert. Als Schüler eines elitären Internats werden sie auf ihr späteres Leben an der Spitze der Gesellschaft vorbereitet. Sie sind normale Jungen – doch ihre Gedanken sind unrein. Jeder weiß es, denn der Rauch zerrt all ihre Verfehlungen ans Tageslicht. Der Rauch brandmarkt die Menschen als Sünder, er dringt aus Poren und Körperöffnungen und hinterlässt schmierigen Ruß, der an der Haut klebt, Kleidung befleckt und Gebäude in einen schwarzen Schleier hüllt. Jede Lüge, jede Gehässigkeit, jede Missetat wird unweigerlich offengelegt. Der Rauch ist der sichtbare Graben zwischen Oberschicht und Pöbel. Niemals wäre es Thomas und Charlie eingefallen, seine Gesetze zu hinterfragen, bis ein verstörender Schulausflug nach London die Freunde ratlos zurücklässt. Wieso würde jemand den Ruß von Mördern sammeln? Wie ist es möglich, dass ein Mensch kein einziges Fädchen Rauch absondert? Aufgewühlt begeben sich Thomas und Charlie auf die Suche nach den Ursprüngen des Rauchs und stoßen auf eine Verschwörung nationalen Ausmaßes, die sie vor eine haarsträubende Entscheidung stellt: ist ihre Welt es wert, gerettet zu werden? Uff. Nach der Lektüre von „Smoke“ musste ich mich erst einmal zurücklehnen, tief durchatmen und darüber nachdenken, was ich da eigentlich gerade gelesen hatte. Dieser Roman ist weit bedeutungsvoller und philosophischer, als ich erwartet hatte. Es ist definitiv kein leichter Mystery-Thriller, sondern eine erstaunliche komplexe Gesellschaftskritik. Dan Vyleta entführt seine Leser_innen in das 19. Jahrhundert, zeigt England auf dem Höhepunkt der industriellen Revolution und konfrontiert sie mit einer alternativen Realität, die sich vor allem in einem offensichtlichen Punkt von der unseren unterscheidet: die Menschen rauchen. Starke Gefühle wie Zorn, Neid, Lust, aber auch Freude und Glück lösen eine biochemische Reaktion im Körper aus, deren Resultat der Rauch ist, der aus allen Körperöffnungen dringt. Folglich ist der Rauch die visuelle Manifestation des menschlichen Wesens. Er ist weder gut noch böse, er ist einfach nur. Nichtsdestotrotz wird er in Vyletas Version des Vereinigten Königreichs als göttliches Zeichen und sichtbarer Beweis für das Böse in einem Menschen aufgefasst. Der Rauch wird instrumentalisiert; er dient als Legitimation, die Bevölkerung zu kontrollieren und die Klassenunterschiede stetig zu verschärfen. Die beiden jugendlichen Protagonisten Thomas und Charlie werden bereits im Internat indoktriniert. Als Elite des Landes müsse die Oberschicht mit gutem, sauberen Beispiel vorangehen, um das gemeine Volk führen zu können. Wer aus dem Adel stammt, sollte idealerweise niemals rauchen. Selbstkontrolle als Religion. Natürlich können weder Thomas noch Charlie dieses Ideal erfüllen, obwohl Charlie ihm deutlich näherkommt als sein Freund. Thomas ist ein reizbarer, leidenschaftlicher junger Mann, dessen Gefühle schnell überkochen. Dementsprechend raucht er stark und viel, während Charlies gutmütige, ehrliche und offene Persönlichkeit eher selten kleine Rauchfähnchen produziert. Sie verkörpern vollkommen verschiedene Formen von Rauchern. Betrachtet man die beiden als die Endpunkte einer Skala, kann man getrost behaupten, dass ihnen auf ihrer Suche nach Antworten die Myriaden Zwischenstufen dieser Skala begegnen. Sie lernen unterschiedliche Lebensweisen mit und Herangehensweisen an den Rauch kennen, was ich als sehr spannend empfand. Ich denke, Dan Vyleta konstruierte für „Smoke“ absichtlich eine sich selbst treibende Handlung, die seitens der Figuren wenig Initiative bedurfte. Thomas und Charlie lenken die Geschichte nicht, sie werden von ihr gelenkt, wodurch sich zahlreiche Situationen ergeben, die ihren Horizont erweitern. Sie erleben Unrecht und Grausamkeit, Güte und Großzügigkeit und entwickeln anhand dieser Erlebnisse eine eigene Weltanschauung. Meiner Ansicht nach ist „Smoke“ daher eine ungewöhnliche, aber überzeugende Coming-of-Age-Geschichte, die den Konflikt zwischen Individuum und System erfrischend originell und tiefgründig interpretiert. „Smoke“ ist eines dieser Bücher, die weniger gefallen als faszinieren. Dan Vyleta versucht meines Erachtens nach nicht, sich bei seinen Leser_innen anzubiedern, sondern präsentiert eine subtile, feinsinnige Gesellschaftskritik, die zum Nachdenken anregt. Dafür nimmt er eine gewisse Trägheit der Geschichte in Kauf, weil diese intellektuell statt emotional mitreißen soll. Für mich hat dieses Konzept funktioniert, obwohl ich der Meinung bin, dass Vyleta haarscharf an der Grenze zur gesellschaftsphilosophischen Überladung vorbeischlitterte. Beinahe hätte er zu viel von mir verlangt. Glücklicherweise zügelte er sich, sodass ich den immensen gedanklichen Spielraum und das stimulierende Potential des Buches sehr zu schätzen wusste. Meiner Meinung nach ist „Smoke“ äußerst lesenswert, es setzt allerdings ein hohes Maß an eigenständiger, geistiger Beweglichkeit voraus. Es ist keine locker-flockige Lektüre für Zwischendurch. Stellt euch zum Warmwerden vor dem Lesen eine Frage: was bedeutete es für die Gesellschaft, wäre jede starke Emotion jedes Menschen nicht länger verborgen, sondern sichtbar? Vielen Dank an Random House und carl’s books für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars im Austausch für eine ehrliche Rezension!

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