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Rezensionen zu
Die Spur des Schweigens

Amelie Fried

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"Was denn der normale Rahmen sei, fragte Julia. Anzügliche Sprüche, eine harmlose Berührung. Das gäbe es doch überall, wer sich darüber aufregt, habe wohl selbst ein Problem." (S. 217) Julia ist um die 40, freie Journalistin und schlägt sich von Auftrag zu Auftrag durchs Leben. Ihr Leben ist geprägt durch das Verschwinden ihres Bruders vor mehr als 10 Jahren. Dieses Trauma hat sie nie recht verkraftet und das wirkt sich auch auf ihren Alltag und ihr Beziehungsmuster aus. So hat sie einen erhöhten Drang zu Alkohol; gesunde Ernährung und ein regalmäßiger Tagesauflauf sind für sie Fremdwörter, ebenso hält sie es mit Männern nicht lange aus. Als sie ihren Chef bittet, ihr Mal einen "spektakulären" Auftrag zu erteilen, schlägt dieser vor über sexuelle Übergriffe in einem renommierten Forschungsinstitut zu forschen. Eher halbherzig und etwas genervt von der "MeToo" Debatte fängt sie an zu recherchieren und merkt schnell, wie eng die Seile in dem Institut geknüpft und ausgeprägt die Hierarchien sind. Anfänglich stößt sie nur auf Schweigen und Verleumdung, doch sie lässt nicht locker. Mit Erfolg. Schon bald findet sie Opfer und als auch noch Spren auftauchen, die eine Verbindung zwischen ihren Bruder Robert, der ebenfalls an diesem Institut tätig war, und einem Selbstmord einer jungen Doktorandin des Instituts, aufdeckt, ist Julias Ehrgeiz geweckt und die ist bereit, mit allen Mitteln die Wahrheit aufzudecken. Meine Meinung: Das Buch spricht ein wichtiges Thema an, welches viel zu verschwiegen ist. Ich war immer wieder schockiert, mit was für ein Netz aus Macht, Unterdrückung und Erpressung dieses Institut gestrickt ist. Natürlich ist dieser Roman Fiktion, aber wer sich ein bisschen mit dem Thema beschäftigt weiß, dass dies durchaus der Realität entspricht. Die Autorin schafft es sehr gut, eine Entwicklung der Protagonistin herauszuarbeiten. So ist Julia anfänglich von "MeToo" genervt und hält dies für übertrieben. Aber als sie sich mehr mit der Materie beschäftigt, mit Opfern spricht und die Missbrauchsstrukturen erkennt, ändert sie ihre Einstellungen komplett. Für mich ist das ein tolles Mittel auch die LeserInnen zum Umdenken zu bringen. Die Geschichte mit ihrem Bruder bringt Spannung hinein, allerdings wurde sie gegen Mitte zäh und leider hervorsehbar, obwohl sich gegen Ende alle Stränge zu einem gelungen Ende zusammentun. Auch hat mir Julia als Protagonistin nicht gefallen. Ich war von ihrem Lebensstil genervt und gelangweilt. Ihr Privatleben, welches großzügig in dem Buch portraitiert wird, hat mich daher nicht sonderlich interessiert. Die Probleme ihre Freundinnen waren so klitcheehaft, die steigende Demenz ihre Mutter tragisch, aber für mich nicht essenziell für das Buch. Zusammenfassend würde ich sagen, dass das Buch ruhig etwas kürzer hätte ausfallen können, weniger uninteressantes Privatleben und doch mehr den Fokus auf die Recherche. Der Vermisstenfall ist eine gute Idee, allerdings nicht wirklich spektakulär ausgearbeitet. Trotzdem ein gutes Buch, welches ich empfehlen würde, wenn einem ein ausschweifendes Privatleben nicht stört, denn das Thema sexueller Missbrauch in einem doch männlich dominierten Methier ist hier gut herausgearbeitet und leistet Aufklärung darüber, in welch einer prekären Situation sich die Opfer befinden.

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