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Rezensionen zu
Die Spur des Schweigens

Amelie Fried

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Es tut mir immer weh, eine schlechte Bewertung zu geben, da ich selbst schreibe und weiß, wie lange man an einem Buch sitzt und wie viel Mühe und Zeit man dafür investiert. Allerdings enthält „Die Spur des Schweigens“ ganz viele Passagen, die ich äußerst problematisch, wenn nicht gar menschenverachtend finde. Mir ist es wichtig, darauf hinzuweisen, wenn ich etwas moralisch verwerflich finde. „Die Spur des Schweigens“ – Inhalt Die neununddreißigjährige Julia hat es als freie Journalistin nicht leicht und freut sich, als sie endlich eine Story wittert, in der sie einen sexuellen Skandal in einem berühmten Forschungsinstitut aufdecken könnte. Anfangs noch sehr kritisch, stößt sie mit der Zeit auf immer mehr Hinweise und braucht zum Beweis nur noch Betroffene, die sich trauen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Leider werden ihr immer mehr Steine in den Weg gelegt, bis sie am Ende entscheiden muss, was ihr wichtiger ist – die Geschichte, oder ihr Ruf? „Die Spur des Schweigens“ – Rezension (enthält Spoiler) Ich starte mal mit dem Positiven. Das Buch ist unterhaltsam. Trotz der knapp fünfhundert Seiten habe ich es innerhalb von drei Tagen beendet, weil es die meiste Zeit spannend geblieben ist. Besonders sehr mochte ich die unterschiedlichen Handlungsstränge; so geht es zum Einen um den Missbrauchsfall, zum Andern auch um die Geschichte ihres verschollenen Bruders. Auch die verschiedenen Beziehungen der Protagonistin verleihen der Handlung immer wieder neuen Schwung. Was ich jedoch etwas unrealistisch finde, ist, dass Julia die Hinweise praktisch zugeflogen kommen. Sie selbst hat fast gar nichts herausgefunden, da dies immer nur Zweite oder Dritte für sie erledigen. Und nun zu meiner Kritik an der Protagonistin: Julia – unsympathisch, unprofessionell, unsensibel Selten habe ich ein Buch mit einem so unsympathischen Charakter gelesen. Julia ist kalt und zynisch und vor allem sehr, sehr unsensibel. Obwohl sie versucht, einen Missbrauchsfall aufzudecken, ist ihr Umgang mit den Opfern einfach nur grauenvoll. Genauer gesagt ist sie das Klischee aller Klischees. Ich spreche von den üblichen „Bildest du dir das nicht ein?“ und „Woher weiß ich, dass du nicht lügst?“ – Fragen bis hin zu Aussagen wie „Du musst reden, sonst machst du dich mitschuldig!“ Nein! Kein Opfer macht sich mitschuldig, wenn es nicht die Kraft besitzt, über sein Trauma zu reden. Kein Opfer hat die Pflicht, über die Gewalt, die Scham und den Schmerz zu sprechen. Kein Opfer muss sich immer wieder von Neuem rechtfertigen und sich sogar von einer Person, die eigentlich helfen will, anhören, dass sie*sie sich irgendwas einbildet oder gar lügt. Wenn schon dieses Thema aufgegriffen wird, dann sollte es mit ganz viel Sensibilität behandelt werden. Ich fand es zwar sehr spannend, die Geschichte aus der Sicht einer Frau zu lesen, weil es oft heißt, dass nur Männer die „unsensiblen Ärsche“ sind. Trotzdem hat mich ihre Sicht erschüttert, zumal sie im Laufe der Handlung nur eine kleine Entwicklung durchwandelt hat. Julia bleibt bis zum Schluss problematisch und haut so unprofessionelle Sprüche raus, bei denen ich mich frage, wie das dem Lektorat entgehen konnte. Ich dachte immer, dass es bei einem so ernsten Thema mindestens eine*n Sensitivity Leser*in gibt. Stattdessen kam es mir vor, als würde die Autorin das Thema sexuelle Gewalt ohne viel Hintergrundrecherche aufgreifen. Ich kritisiere es außerdem vom Verlag, dass das Buch keine Triggerwarnung enthält. Fast jede siebte Frau in Deutschland erlebt sexualisierte Gewalt, und fast jede dritte Frau in Europa. Ich finde es daher schon angebracht, eine kleine Anmerkung anzubringen. Der Klappentext allein reicht meiner Meinung nach nicht. Gute Idee, schlechte Umsetzung Der Plot hat wirklich sehr viel Potenzial, der sich leider etwas verspielt hat. Alles wäre viel besser gewesen, wenn die Protagonistin ihr Verhalten besser reflektiert und sich ihre anfänglichen Vorurteile eingestanden hätte. Stattdessen schien es, als ginge es ihr weniger um die Menschlichkeit als um die Aufdeckung des Skandals, damit sie eine krasse Story hat. Ich rate Betroffenen von sexualisierter Gewalt dringend davon ab, das Buch zu lesen, da der Umgang damit sehr triggernd ist! Ansonsten ist es eine unterhaltsame Lektüre, in die man gern mal reinschmökern kann.

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