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Rezensionen zu
Racheherbst

Andreas Gruber

Walter Pulaski (2)

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Jaja, der Gruber, der kann das schon mit dem Thriller-Schreiben. Dummerweise hat er mit dem freakigen Ermittler Maarten S. Sneijder die Messlatte für sich selber soooooo hoch gelegt…aber Spaß beiseite, ich versuche mal, diesen Umstand außen vor zu lassen. Maarten S. Sneijder kann nur außerhalb jeglicher Konkurrenz laufen. 😉 Bemerkenswert ist zunächst die Qualität dieser Taschenbuchausgabe von „Racheherbst“, die zum Einen optisch sehr ansprechend ist, zum Anderen nach einmaligem Lesen das Buch wie komplett neu aussehen läßt. Da habe ich schon andere Sachen erlebt: ich lese extrem vorsichtig, trotzdem sehen manche Buchrücken von Taschenbüchern nach dem ersten Lesen bereits furchtbar aus. Gruber schreibt rasant- aber nicht zu rasant, er liebt weit verzweigte Handlungen- die aber nicht wirr sind. Mir persönlich gefällt seine Art, zwei zunächst völlig unabhängig voneinander aufgezogene Handlungsstränge aufeinander zulaufen zu lassen und schlussendlich sauber zu verbinden. Das beherrscht er wirklich gut. Auch der „EU-Gedanke“ hat was: meist spielen seine Thriller in einem Teil Deutschlands und in Wien. Der Klappentext macht neugierig, nach Lesebeginn ist man sofort mitten im Geschehen und nach nicht allzu vielen Seiten kennt man auch den Täter, es ist also ein typisches „howcatchem“ Werk – das nur nebenbei für Leser, die diese Art Buch nicht mögen. Wer Gruber kennt, weiß, dass Spannung garantiert ist. Ich habe das Buch an einem Tag mit nur kurzen Unterbrechungen ausgelesen. In verschiedenen Blogs habe ich gelesen, man solle den Vorgänger von „Racheherbst“ („Rachesommer“) lesen, um besser mit Walter Pulaski und Evelyn Meyers zurecht zu kommen. Hm. Kann man vielleicht, muss man nicht, ich hatte nicht den Eindruck, dass mir da irgendwas entgangen wäre. Walter Pulaski ist ein stinknormaler Polizei-Beamter, welcher der Familie zuliebe auf eine große Karriere bei der Kripo verzichtet hat und nun im KDD (Kriminaldauerdienst) tätig ist, der evtl. Mordfälle als erster am Tatort aufnimmt, alles weitere veranlasst und dann an die Kripo übergibt. Eigentlich hat er mit dem weiteren Verlauf der Fälle dann nicht mehr viel zu tun. Wenn da nicht Mikaela wäre…die Mutter der ermordeten Natalie. Evelyn Meyers ist eine aufstrebende Anwältin am Karrierebeginn. Und da können schon mal böse Fehler bei der Einschätzung von Klienten passieren…da Meyers aber nicht dumm ist, weiß sie spätestens nach der persönlichen und tragischen Involvierung ihres Freundes in den Fall, was die Glocke geschlagen hat. So weit paßt alles ganz gut, jetzt kommt aber das große ABER. Mit der Figur Mikaela konnte ich mich überhaupt nicht anfreunden. Mikaela ist eine in Deutschland lebende tschechische Mutter, deren Töchter weggelaufen sind, weil sie nach dem Tod des Vaters die zweite Ehe ihrer Mutter mit einem deutschen (etwas windigem und vom Dienst suspendierten) Kripobeamten nicht mehr ertragen konnten, da er Mikaela schlägt. Genau ein Jahr nach dem Weggang wird die Leiche der älteren Tochter – Natalie, mittlerweile drogenabhängig und als Prostituierte tätig- gefunden. Mikaela will im Alleingang die jüngere Tochter und vor Allem den Mörder von Natalie finden. Zunächst mehr oder weniger unfreiwillig wird Pulaski durch sie in die Sache hinein gezogen, will sie von ihrem Rachetrip abbringen. Als das nicht gelingt und er realisiert, dass der Tod von Natalie kein Unfall war, schließt er sich Mikaela an, nicht zuletzt auch deshalb, um die völlig unreflektiert agierende Frau vorm völligen Eskalieren zu bewahren. Das gelingt ihm allerdings überhaupt nicht, denn obwohl die Beiden immer wieder Absprachen über ihr geinsames Vorgehen treffen, zeigt Mikaela nur unsympathische Charakterzüge: sie belügt ,betrügt und bestiehlt ihn. Ist es zunächst nur die Ermittlungsakte, steht Pulaski später im Ausland ohne Auto da, sie klaut ihm kurzerhand die Autoschlüssel aus der Jacke, die er in einem Restaurant über dem Stuhl hängen läßt, als er zur Toilette geht. Och neeeee, bitte. Trotz der ersten negativen Erfahrungen vertraut er ihr immer wieder komplett, was für einen im Umgang mit Menschen erfahrenen Beamten wie Pulaski unglaubwürdig ist, der dürfte schon ein wenig abgebrühter sein. Ebenso unglaubwürdig ist Mikaelas Express-Mutation vom verprügelten Hausputtelchen zur hasstriefenden Rache-Amazone, ermordetes Kind hin oder her. Hier hat Gruber keine Balance hinbekommen. Ausgefeilt und äußerst bizarr ist im Gegenzug dazu der Täter bzw. dessen Handeln dargestellt, hier dürften Thriller-Fans auf ihre Kosten kommen. Die Kapitel mit den wechselnden Schauplätzen, sind nie zu kurz oder zu lang, die Spannung bleibt so auf einem hohen Level. Den Umstand, dass Pulaski (trotz geklauten Autos) minutiös zum Showdown in Wien aufschlägt, werte ich als dem Plot geschuldet, irgendwie muss man ein Buch ja auch flüssig zum Ende bringen. Insgesamt ist „Racheherbst“ ein Pageturner in gewohnter Gruber-Qualität, der nicht viele Wünsche offen läßt. 4 Sterne, weil Mikaela so gar nicht ging, aber ansonsten Daumen hoch! Und nun wieder einen Maarten S. Sneijder :-), der sich mit Sabine Nemez kabbelt…

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"Racheherbst" ist der zweite Teil der Reihe um Walter Pulaski und Evelyn Meyers. Damit stellt das Buch die Fortsetzung zu "Rachesommer" dar. Wer das erste Buch nicht kennt, muss sich aber keine Sorgen machen. Es gibt zwar einige Anspielungen auf Teil 1, der erste Band hat aber keine direkten Auswirkungen auf Teil 2. Ihr könnt das Buch also auch ohne Kenntnis des ersten Buchs mit gutem Gewissen genießen :). Mein Dank geht hier an das Bloggerportal bzw. den Goldmann-Verlag, dass ich das E-Book dieses Mal so schnell auf meinen Reader überspielen konnte. Zum Inhalt: In Leipzig wird die Leiche einer jungen Frau eingeklemmt in eine Schiffsschraube gefunden. Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass die Tote eine Ausreißerin und Drogensüchtige war. Walter Pulaski, ehemaliger Angestellter des LKA und jetzt beim Kriminaldauerdienst, wird mit dem Fall betraut. Im Gegensatz zu seinen Kollegen wird ihm bald klar, dass hier mehr dahinter stecken muss und er beginnt zusammen mit Mikaela, der Mutter der Toten, zu ermitteln. In Wien übernimmt Evelyn Meyers ein neues Mandat für einen angesehenen Arzt und ahnt nicht, was sie damit für sich und Pulaski heraufbeschwört ... Meine Meinung: Das Buch lässt sich wie immer rasch und flüssig lesen, Andreas Gruber schreibt nicht extrem schwer. Im Gegensatz zum ersten Teil, wo Gruber seinem Schema "Zwei Ermittler an verschiedenen Orten" gefolgt ist, bricht er hier dieses Schema jedoch etwas auf, indem er die Mutter des ersten Opfers zusätzlich in den Vordergrund stellt. Das ist ungewöhnlich, macht es aber durchaus spannend, auch wenn ich der Frau aufgrund ihrer Dickköpfigkeit und ihrer fragwürdigen Einstellung zu fremdem Eigentum ab und zu gerne mal die Meinung gesagt hätte :D. Pulaskis Reaktion fand ich hier schon sehr nachsichtig, das passt irgendwie gar nicht zu ihm. Die Erklärung, dass Mikaela ihn an seine verstorbene Frau erinnert, war mir außerdem ein wenig zu vage. Auch habe ich mich gefragt, wie eine Leiche ein Jahr lang (wenn ich es richtig verstanden habe, denn ich kam einige Male mit den Rückblenden etwas durcheinander) auf einem Schrottplatz liegen kann, ohne dass sie jemand findet. Hätte man das nicht irgendwann einmal riechen müssen? Und wieso sie mumifiziert war, konnte ich auch nicht ganz nachvollziehen ... Die Figur des Mörders jedoch fand ich grandios. Wie man wohl gerade auf so eine Idee kommt? Zu viel ins Detail möchte ich an dieser Stelle nicht gehen, weil es sonst einen Spoiler darstellen würde - aber: Hut ab! Gruselig, krank - und doch irgendwie faszinierend, das ist, was ich mag :D. Die Geschichte entwickelt sich wie gewohnt langsam und steigert sich dann von Kapitel zu Kapitel. An manchen Stellen darf man nicht wirklich zart besaitet sein (besonders wenn es um die Auseinandersetzungen zwischen Mikaela und ihrem Ehemann geht). Jeder Abschnitt endet mit einem Cliffhanger, bevor er die Perspektive wechselt - das führt dazu, dass man irgendwie imer weiter und weiter liest und es immer schwerer fällt, das Buch zur Seite zu legen ... Das Finale empfand ich persönlich als ein bisschen too much, passte aber irgendwie trotzdem zu der Geschichte und zu der Entwicklung, die der Mörder durchgemacht hatte (sprich: zu seiner etwas verqueren Lebensanschauung). Mein Fazit: "Racheherbst" ist ein tolles Buch, das mich sehr gut unterhalten hat und das ich im Nu an einem Tag ausgelesen habe, da es mich einfach nicht losließ :D. Einige kleine Schwächen verzeihe ich da gerne, da Gruber einfach weiß, wie man einen guten Thriller aufbaut und die Leser bei der Stange hält.

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Wie im Erzählstereotyp vom Schüler, der den Meister übertrumpft, von der Kreatur, die sich über ihren Schöpfer erhebt, wird Andreas Gruber zum Opfer einer seiner Romanfiguren. Mit dem kiffenden, misanthropischen Verhaltensanalytiker Maarten S. Sneijder hat er sich einen Geist gerufen, den er nicht mehr loszuwerden imstande ist. Von all den genialen, sympathischen, aber auch traumatisierten Ermittlern, die derzeit zwischen den Buchdeckeln literarische Serienmörder zur Strecke bringen, handelt es sich um eine der originelleren Persönlichkeiten, der Gruber zu einem Teil seinen Erfolg im deutschen Sprachraum verdankt. Seine bisherigen Auftritte absolvierte Sneijder in "Todesfrist" und dem Nachfolger "Todesurteil". Ungeachtet des Erfolgs entschließt sich Andreas Gruber jedoch, eine Fortsetzung seines 2011 erschienenen Titels "Rachesommer" zu erzählen und prallt damit auf die Erwartungen seiner Leser. Ohne besagten Publikationskontext wäre "Racheherbst" ein sensationell kurzweiliger Koffeinersatz, so jedoch müssen sich alle Figuren den Vergleich mit Maarten S. Sneijder gefallen lassen - und daran scheitern. Walter Pulaski, Beamter im Kriminaldauerdienst Leipzig, auf dessen Schultern diese Last am schwersten wiegt, wird als ein liebenswerter Griesgram geschildert, blauäugig-naiv im Umgang mit der Mutter eines Mordopfers, schlitzohrig-schlau gegenüber Tatverdächtigen und uniformierten Kollegen. Zudem aus Leipzig stammend, erinnert er auffällig an den Titelhelden der TV-Krimiserie "Stubbe - von Fall zu Fall." Als eine der tragenden Figuren des Romans verbleibt dieser sächsische Columbo jedoch zu durchschnittlich, kann seine Stärken zu wenig ausspielen. Gegenüber seinem ersten Auftritt in "Rachesommer" hat Pulaski an Farbe verloren. Ähnlich ergeht es seiner an einem ganz anderen Schauplatz agierenden Partnerin Evelyn Meyers, auch sie wirkt im Vergleich zu ihrem ersten Treffen mit dem Leipziger weniger spritzig. Immerhin setzt der Autor weiterhin auf jene Handlungselemente, die mittlerweile zu seinem Markenzeichen geworden sind. Den Ausgangspunkt seiner Thriller bildet jeweils eine Reihe ebenso grausamer wie bizarrer Ritualmorde, und auch in "Racheherbst" ist der Leser hin- und hergerissen zwischen Staunen ob der Kreativität des Autors und Schaudern ob der Brutalität des Täters. Letztere wird jedoch durch knochentrochenen Humor wieder relativiert, wodurch beruhigenderweise die Fiktionalität der Geschichte betont wird. So antwortet etwa Evelyn Meyers auf die Frage "Sind Sie wirklich Anwältin?" mit einem sarkastischen "Nein, Schuhverkäuferin." Weiters setzt Gruber auf zwei parallel verlaufende Handlungsstränge, die einander zunächst gar nicht berühren. Im Wissen, daß der Erzähllogik folgend, diese beiden lediglich unterschiedliche Aspekte desselben aufzuklärenden Falles repräsentieren, wird die Neugier des Lesers geweckt. Diese wird sodann ins Unermeßliche gesteigert, indem die harmonische Vermählung bis zum Finale hinausgezögert wird. Als Trauzeugen fungieren dabei - auch das ist ein Markenzeichen Grubers - ein Protagonistenteam aus Deutschland und eines aus Österreich. Während nun in "Racheherbst" die beiden Handlungsstränge sich gleichgetaktet nebeneinander entwickeln, tritt in der Motivik der Hauptfiguren eine Spiegelung auf: Sowohl für Pulaski, als auch für Meyers wird die Geschichte durch die Beschäftigung mit einer Klientin, respektive einem Klienten vorangetrieben, in beiden Fällen wird diese so persönlich, daß gegen das jeweilige Berufsethos verstoßen wird. Während die Motive von Pulaskis Begeleitfigur, der Mutter eines Mordopfers, jedoch aufrichtig sind (sie will ihre zweite Tochter aus den Fängern des Mörders befreien), trägt sich der Schönheitschirurg Dr. Konstantin mit unredlichen Absichten. In der erwähnten Spiegelung stehen einander somit selbstloses und selbstsüchtiges Handeln gegenüber. So harmonisch die einzelnen Handlungselemente letztendlich auch miteinander verwoben und behutsam mit Symbolik verziert sind, irritiert doch der Titel des Romans. Zweifellos ist dem Verlag daran gelegen, die Verbindung zum Vorgängerband herzustellen. Wo das Motiv der Vergeltung in "Rachesommer" jedoch handlungsbestimmend war, kann es hier nur mit viel Phantasie entdeckt werden. Der Titel wirkt somit nicht nur identitätsstiftend für die Reihe, sondern auch verwirrend. Fazit Obwohl bei "Racheherbst" nicht Maarten S. Sneijder die Ermittlungen führt, vermag der Roman mit routiniertem Spannungsaufbau und origineller Handlung zu fesseln. Könnte man Autoren auf entgangenen Schlaf verklagen, hätte Andreas Gruber eine gute Rechtsschutzversicherung bitter nötig.

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