Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Das Krokodil

Fjodor M. Dostojewski

(4)
(1)
(1)
(0)
(0)
€ 24,95 [D] inkl. MwSt. | € 25,70 [A] | CHF 34,50* (* empf. VK-Preis)

Fjodor Dostojewski ist vor allem für seine fünf großen Romane bekannt, doch neben Der Idiot oder Die Brüder Karamasow hat der Autor auch 14 Erzählungen verfasst, die deutlich weniger beachtet werden. Diese schön gestaltete Sammlung bietet nun die Gelegenheit fünf davon zu entdecken. Das ist teilweise sehr witzig und manchmal auch tragisch-melancholisch. Im Einzelnen: Ein bitterböser Briefwechsel zwischen zwei vermeintlichen Freunden eskaliert immer weiter. Ein Beamter, der von einem Krokodil verschlungen zur Attraktion wird, beginnt aus dem Magen heraus große Reden zu schwingen. Ein General beschließt spontan die Hochzeit eines Untergebenen zu beehren und löst damit eine Kaskade peinlicher Schrecklichkeiten aus. Ein Witwer setzt sich nach dem Suizid seiner Frau mit seiner Ehe auseinander. Ein kleiner Junge erlebt bei einer Landpartie zwischen Schönheiten, Geheimnissen und Feiern seine erste Liebe. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Erzählungen nicht das Niveau von Dostojewskis großes Romanen wie etwa Schuld und Sühne (in der Neuübersetzung Verbrechen und Strafe) erreichen. Großen Spaß haben sie mir aber trotzdem gemacht und begeistert konnten mich gerade auch die humorvollen unter ihnen. Nach vergleichbar grotesken Stories muss man in der Gegenwart schon sehr lange suchen (vielleicht wird man bei T. C. Boyle fündig). Daher kann ich diesen wunderschönen Band in Krokooptik (unecht natürlich) von ganzem Herzen empfehlen, gerade auch für Dostojewski-Neuleser, denen seine Wälzer bisher zu dick waren.

Lesen Sie weiter

Die Klassiker haben heutzutage einen schweren Stand. In Zeiten der Neuerscheinungs-Fülle, im Frühjahr und im Herbst ist es immer so weit, müssen sie hervorstechen oder als Schullektüre im Gebrauch sein - sonst gehen sie nicht selten unter in dem Meer neuer, junger Autoren und Autorinnen, die mit ihren Debütromanen die Bestsellerlisten erobern. Ein Verlag, der es schon seit Jahren schafft, die Aufmerksamkeit dennoch auf sein (überragend gut aufgestelltes) Klassikerprogramm zu lenken, ist der Schweizer Verlag Manesse. Die kleinen Bände der Manesse Bibliothek der Weltliteratur dürfen in keinem bibliophilen Haushalt fehlen und jedes Jahr aufs Neue überrascht und überzeugt der Verlag mit seinen neu-aufgelegten Klassikern in der Programmvorschau. Auch dabei: "Das Krokodil" von Fjodor Dostojewski, ein Band mit Erzählungen, der uns den altbekannten Autor auf eine ganz neue Weise zeigt. Der Name "Dostojewski" haucht noch jedem Literaturfreund Ehrfurcht ein. Der große Altmeister, der sich in seinen Büchern vor allem mit den Themen Schuld und Verantwortung auseinandergesetzt und der Literaturszene große Werke wie "Die Brüder Karamasow" und "Schuld und Sühne" geschenkt hat, gilt nicht gerade als leichte Kost - wozu sicherlich auch das Ausmaß seiner Romane einen erheblichen Teil beitragen. Nur vereinzelte Erzählungen des Autors erstrecken sich über weniger als 800 Seiten - Dostojewskis Romane sind Romane, auf die man sich einlassen, für die man Zeit aufwenden muss. Ganz anders ist jedoch der Band "Das Krokodil", der Dostojewski von einer bisher verborgenen Seite zeigt und sich perfekt für all diejenigen eignet, die zum allerersten Mal in die Welt des russischen Autors eintauchen wollen. Auch in diesem, im Vergleich zu seinen anderen Werken, eher schmalen Band, zeigt sich das Können des Schriftstellers, allerdings auf eine zugängliche, ja man kann fast sagen dosierte, Art und Weise. Dostojewski in Maßen - aber dafür nicht weniger spektakulär. Dabei zeichnen sich die Erzählungen hier vor allem durch eines aus: Komik und Satire - und das in fast allen möglichen Formen, auf einzigartigen Schauplätzen und mit schrägen Charakteren. So erzählt der Autor unter anderem von einem Krokodil, das in Moskau ausgestellt wird und sich aus Langweile dazu entscheidet, einen Besucher zu verschlucken - der es sich dann, zu seinem Glück noch lebendig, gemütlich im Inneren des Krokodils einrichtet und keinen Gedanken mehr an seine Rettung verschwendet - viel lieber genießt er seinen Ruf als "Star", den er durch die dramatische "Fressattacke" des Krokodils erhielt. Dostojewski erzählt von Ehefrauen, die bereits tot sind, von Ehemännern, die ihre Frauen in den Selbstmord trieben, von Freundschaften, die sich langsam in Hass verwandeln und von Beamten, die sich vor Scham verbarrikadieren und das Haus nicht mehr verlassen. Dabei sind die Übergänge zwischen den Erzählungen, trotz deren Divergenz, fast fließend, in einer jeder zeichnet sich Dostojewskis leichte, unaufgeregte Prosa ab und verlieht den Geschichten einen ganz eigenen Rhythmus. Dostojewski schreibt voller Witz und schafft es, jede noch so absurde Erzählung auf die Ebene der Möglichkeit zu heben, sie glaubhaft zu gestalten und der Realität zu nähern. Mit "Das Krokodil" schafft es Manesse uns Dostojewski wieder ein Stück näher zu bringen und das auf eine Weise, die gelungener nicht sein könnte - voller Witz, Ironie und Scharfsinn.

Lesen Sie weiter

Die Seele eines Russen ist düster und schwermütig, so lautet ein unausrottbares (Vor)Urteil. Und wenn es gilt den wahren Russen in der russischen Literatur zu benennen, wird ohne zu zögern meist der Name Fjodor Michailowitsch Dostojewski in den Raum geworfen. Allein die Titel seiner großen Romane lassen dies zwingend annehmen: Der Idiot, Verbrechen ud Strafe, Der Spieler, Die Dämonen. Dostojewski, das ist der ewige Gottsucher der verzweifelte Mystiker, der Schwer- und Schwarzdenker. Das berühmte Porträt von Wassili Perow unterstreicht dies Dostojewski-Bild nachhaltig. In der breiten Masse und auch bei mir, ich gebe es unumwunden zu, verhallen erfolglos vergangene und gegenwärtige Mahnungen, dieses festhaftende Etikett ein für alle mal abzukratzen und die heitere Seite Dostojewskis wahrzunehmen. Und noch ein Bekenntnis: viel gelesen habe ich von Dostojewski noch nicht. Hat mich die vermeintliche Düsternis abgeschreckt? Ich kann es nicht sagen. Dabei hat vor mehr als siebzig Jahren schon Thomas Mann vom Humoristen Dostojewski gesprochen, dessen Romane »eigentlich evident und unmissverständlich Leitparadigmata humoristisch-realistischer Epik vorstellen, breitflächige Muster von Humor kraft ihrer Phantastik, ihres Mutwillens, ihrer Lustigkeit des Geistes«. Aber auch Thomas Mann hat den dunklen Dostojewski nur mäßig aufhellen können. Das schöpfe ich übrigens nicht aus tiefster Kenntnis des Mannschen Werkes, sondern lasse es mir von Eckhard Henscheid in seinem kleinen Nachwort eröffnen; ein Mann übrigens, der Humor in allen Schattierungen beherrscht, von krachledern bis feinst-subtil. WO DIE KOMIK LAUERT Das vorliegende Bändchen ist gewissermaßen ein erneuter Anlauf, den »lustigen« Dostojewski vorzustellen, den Dostojewski, der ausgehend vom unverkennbar humoristischen Vorbild und Lehrer Gogol seine ganz eigene Form der literarischen Auseinandersetzung mit dem komplexen und komplizierten »System Leben« entwickelt hat. Und zur Lebensbewältigung gehört ja zwingend auch Humor. In Das Krokodil sind sechs Erzählungen versammelt, kleinere Stücke also, denen von je her entschiedener zugetraut wird, leichter und beschwingter, ergo humoristischer, sein zu dürfen. Sie können und sollen folgerichtig als eine Art Betriebsanleitung verstanden werden, den heiteren Dostojewski auch in seinen dickleibigen Großromanen zu suchen. Gleich die Auftaktgeschichte zeigt, mit welchen Techniken Dostojewski Humor erzeugt. Im Roman in Neun Briefen versuchen sich zwei gewiefte Halunken gegenseitig übers Messer zu balbieren. Dass es eigentlich nur um Geld geht, ist nicht sofort zu durchschauen, denn ihre wahren Absichten verstecken die beiden Briefeschreiber hinter komplizierten Floskeln. Die Form des Briefromans, in der ja dem Leser notgedrungen Informationen vorenthalten und Leerstellen auch nicht durch die ordnende Hand eines Erzählers ausgefüllt werden, tut ihr übriges. Das Krokodil zieht seine Kraft aus der absurden Ausgangssituation eines Mannes, der von einem Reptil verschluckt wird und es sich im Bauch des Ungetüms wohlig einrichtet. Am Ende entpuppt sich die Geschichte auch als Satire auf den Wahnsinn ausufernder Bürokratie, die einer komplexer werdenden Welt nicht mehr gewachsen ist. Der kleine Held wiederum kontrastiert die Erinnerungen eines pubertierenden Knabens mit den reiferen(?) Einsichten eben dieses Knabens als erwachsenem Mann. Hier erwächst das Humoristische aus den unterschiedlichen Perspektiven und ihrer Reflexion. Eine Ehegeschichte wird in Die Sanftmütige erzählt., in der die titelgebende Dame sich ins genaue Gegenteil verkehrt hat. Kalamitäten aller Art und natürlich Streit um Geld, Geld, Geld wirbeln hier fröhlich umeinander her. Ganz ähnlich gelagert ist die Hinwendung zum Humor bis hin zur Groteske auch in den anderen Geschichten. EINE NEUE DEUTSCHE STIMME FÜR DOSTOJEWSKI Etwa 30 Erzählungen, Kurzromane, Geschichten dieser Art hat Dostojewski hinterlassen. Sechs, also gut ein Fünftel, sind hier erneut zu besichtigen. Die kleinere Form, das wird schnell offensichtlich, diente dem Schriftsteller in erster Linie als Experimentierfeld und als Labor für ungewöhnliche Erzählsituationen und -techniken. Nicht alles ist ausgereift, manches erzähltechnisch nicht konsequent durchdacht und schlüssig konstruiert. Die Anmutung der Skizze dominiert, und wenn einige der Erzählungen als Anlauf für größer Projekte dienen sollten, so hat sie Dostojewski später verworfen. Die angeeigneten humoristischen Techniken aber hat er verfeinert und auch in seine Riesenromane hinübergerettet. Ich galube, man findet sie dort auch, wenn man genau hinschaut. Einen Versuch wäre es wert, oder?! Christiane Pöhlmann hat die sechs Erzählungen in Das Krokodil alle neu übersetzt, getreu der Maxime der Manesse Bibliothek der Weltlitertaur, große Texte in bestmöglicher und zeitgemäßer Übertragung vorzulegen. Die Qualität der Arbeit von Christiane Pöhlmann kann ich mangels Russichkentnisse nur indirekt beurteilen. Mir fällt auf, dass die Texte frisch und temporeich daherkommen, dass aber auch Brüche, Verkürzungen, Wiederholungen und Ungenauigkeiten stehen geblieben sind. Pöhlmann hat sie nach eigenem Bekunden bewußt aus dem Original herübergerettet, darauf verzichtet, zu glätten zugunsten eines »gehobenen Stils«, der dem Russen nicht gerecht würde. Genauer nachzulesen ist das in einem längeren Text, in dem Christiane Pöhlmann den Ansatz ihrer Übersetzung erläutert: Düsternis und Schwermut? Über die komischen Seiten von Fjodor Dostojewski. (http://www.randomhouse.de/SPECIAL_zu_Fjodor_Dostojewski_Das_Krokodil/aid59053.rhd?aid=59053) AUS DER REIHE GETANZT Seit über 70 Jahren setzt die Reihe Manesse Bibliothek der Weltliteratur erfolgreich Maßstäbe. Neue, moderne Übersetzungen bilden die eine Säule, die das Unternehmen erfolgreich trägt und stützt, die andere ist die gediegene und hochwertige Ausstattung der Bände und der hohe Wiedererkennungswert durch eine einheitliche durchgehende Optik. Aus dieser Reihe tanzt Das Krokodil heraus. Augenzwinkernd wurde der Wiederentdeckung des lustigen Dostojewski Rechnung getragen und der Band in dunkles Krokolederimitat gebunden (aus Plastik: No Animal was harmed) und mit giftgrün-aggressivem Schriftzug versehen. Puristen und verschworene Anhänger der Manesse Bibliothek mögen das als Frevel geißeln, mir hat es gefallen. Denn schließlich war es nicht zuletzt diese frech-frische Anmutung die mich zum Lesen verführt und mir so einen humoristischen, bissigen und alle Vorurteile widerlegenden Dostojewski nahegebracht hat. Ich kann nur raten: vergesst den düsteren Fjodor Michailowitsch und gebt dem heiteren Fido eine Chance!

Lesen Sie weiter

Für mich als Klassikerliebhaber war eine Neuauflage von Erzählungen Dostojewskis natürlich ein kleines Highlight dieses Jahr. Dieser Band wurde insofern angekündigt, als dass er die „komischen“ Seiten Dostojewskis aufzeigen sollte. Der Erzählband besteht aus fünf Erzählungen, die aus verschiedenen Wirkungsjahren des Autors stammen. Den Beginn macht der „Roman in 9 Briefen“ auf kaum 28 Seiten, in dem sich zwei Männer via Briefkorrespondenz und voller Missverständlichkeiten bis zum Bruch ihrer Freundschaft verunglimpfen. Die zweite Erzählung ist gleichsam die titelgebende: „Das Krokodil“. Ich kannte Dostojewski bisher nur von seiner schwermütigen, wenn auch oft sarkastisch-ironischen Seite, doch spätestens wenn man diese Erzählung liest, wird man einer gänzlich neuen Facette dieses Großmeisters der russischen Literatur gewahr. Er weiß es, lustig, absurd und paradox und dennoch intelligent komisch zu sein. Ich habe bei dieser äußerst gelungenen Erzählung Tränen gelacht. Darauf folgt die 3. Erzählung „Eine peinliche Geschichte“. Unsere Hauptfigur verlässt bereits reichlich betrunken das Haus seines Freundes und sieht auf den Straßen seiner Stadt eine Hochzeitsfeier. Dort heiratet einer seiner Untergebenen, was ihn dazu veranlasst, diesen moralisch zu erbauen, tatsächlich crasht er diese Feier aber komplett. Die Gedanken des Betrunkenen und die Reaktionen der Hochzeitsgäste entlocken einem doch das ein oder andere Lachen. Ich war sehr begeistert davon! Bei den letzten beiden Erzählungen weiß ich nicht, wie sie in diesen Sammelband gelangen konnten, da sie nur wenig humoristische Elemente aufzeigen. „Die Sanftmütige“ ist ein innerer Monolog eines Mannes, dessen Frau sich vor Kurzem das Leben nahm und in „Ein kleiner Held“ lernt ein 11-jähriger die Freuden und Leiden des ersten Verliebtseins kennen. Letztere Erzählung erinnerte mich stark an Turgenjews „Erste Liebe“ und trug zudem große Anspielungen auf Shakespeare sowie grandiose Naturbeschreibungen mit sich. Wenn man Dostojewskis städtische Schilderungen gewohnt ist, trifft einen diese zarte Natur ganz besonders ins Herz. Ich empfand all diese Erzählungen als wichtig, erbauend und facettenreich. So recht passten aber nur zwei davon in ein Konzept eines Erzählbandes, der die „lustigen“ Seiten Dostojewskis aufzeigen sollte. Nichtsdestotrotz bekommt dieser kleine Schatz der Weltliteratur 4,5 Sterne von mir. Eine ganz klare Empfehlung also an euch, besonders wenn ihr gerade mit russischer Literatur einsteigen wollt. Ein umfangreicher Anhang-Teil erläutert ungewohnte Begrifflichkeiten und fasst in Kürze Entstehungsgeschichte und andere Zusammenhänge zusammen.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.