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Rezension zu
Die Inklusionsfalle

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Die Inklusionsfalle – ein längst überfälliges und sehr wichtiges Buch nicht nur für Lehrer, Erzieher und Eltern

Von: Tanja Hammer
25.07.2017

Als erfahrener Gymnasiallehrer und Lehrbeauftragter in der Lehrerbildung führt der Autor ein in die Thematik der Inklusion an Schulen und die Bildungssituation an deutschen Schulen. Schon der Titel zeigt an, dass wie es um das Bildungssystem steht. Der Leser (sehr erfrischen, dass es sich endlich mal jemand traut, die „Funktion, nicht die konkrete Person“ zu meinen und auf das mit der Zeit mühsame Verwenden der weiblichen neben der männlichen Form zu verzichten [S. 10]) erfährt umfangreiche Hintergründe zur Inklusionsdiskussion von der Umsetzung der Behindertenrechtskonvention über die politische Motivation, die Einsparung von teuren wie bestens ausgebildeten Sonderpädagogen, dem grundgesetzlich verankerten Gleichbehandlungsgebot bis zum absoluten Gewinner dieser Entwicklung: dem Bildungsmarkt. Kritisch beleuchtet wird das gemeinsame beschulen von Kindern mit Behinderung unterschiedlichster Art und Form, Normal- und Hochbegabten und die Auswirkungen auf Lehrer, Schüler und Eltern. Der Autor formuliert sehr treffen, differenziert und pointiert, dabei zieht er passenden Beispiele und wissenschaftliche Studien heran. Probleme, wie das gemeinsame Unterrichten von „Lernunlustigen und Hochbegabten“ an Gymnasien, spricht er an. Er zeigt auf, dass diese keineswegs gelöst wurden, im Gegenteil. Nun gibt es die politische Idee, zusätzlich noch Kinder in diese schon heterogene Gruppe zu inkludieren, die die Ziele der jeweiligen Schulform nicht erreichen können. Die Auswirkungen, die diese Entwicklungen auf die Lehrerausbildung haben, sind schockierend und können unmöglich wirklich gewollt sein. Unterhaltsam konstatiert er, dass Deutschland doch kein armes Land sei, das sich eine Beschulung, die den unterschiedlichen intellektuellen Fähigkeiten der Kindern gerecht wird, nicht mehr leisten könne. Er plädiert für mehr Augenmaß, Vernunft und Aufbegehren der Gesellschaft im Allgemeinen und der Lehrerschaft im Besonderen. Sehr ausgewogen zeigt er Lösungen und Alternativen auf, etwa das Eingehen von Partnerschafen von Gymnasial- und Förderklassen. Er verortet seine Ausführungen häufig gut begründet in NRW. Den Rheinland-Pfälzern sollte es aber vor dem Hintergrund der flächendeckenden Einführung der Schulform IGS und der Ganztagsschulen mit zweifelhafter fachlicher und finanzieller Ausstattung die Augen öffnen bei folgendem Absatz: „Wenn ein entmutigtes Kind zu früh oder zu viel sich selber überlassen bleibt, wird es mit Sicherheit unter seinen Möglichkeiten bleiben. Wenn ein Pubertierender zu häufig zwischen Aufgaben wählen kann, wird er das Attraktivere oft gerne dem Mühsameren vorziehen. (S. 123)“ Michael Felten hat die Thematik komplett durchdrungen, das zeigt er auch daran, dass er auch an die Hochbegabten und leistungsstarken Schüler denkt, die ja in der Inklusionsdebatte häufig vergessen werden. Sachsen rechnet er an, dass dort auch für diese Kinder Fördermöglichkeiten geschaffen werden. Hier muss natürlich noch weiter gedacht werden, denn hier tut sich ein gesamtgesellschaftlich relevantes Thema auf. Deutschland braucht Leistungseliten, zukünftige Ingenieure, Ökonomen, Juristen. Das Niveau in der Schule dauerhaft abzusenken oder durch Zieldifferenzierung viel Zeit „zu verschwenden“, kann sich eine Industriegesellschaft auf Dauer nicht leisten. Moralisch muss auf den Prüfstand, ob eine Wertegemeinschaft tatsächlich gut daran tut, Förderung zu reduzieren und einen geschützten Rahmen aufzulösen zugunsten einer ideologischen Gleichmacherei. Fazit: Dieses Buch geht jeden an!

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