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Rezension zu
Ich bin niemand

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Im Strudel ungeklärter Ereignisse

Von: Michael Lehmann-Pape
02.05.2017

Zunächst scheint es so, als wäre der Professor der Geschichte mit Spezialisierung auf die „Überwachung“ in der DDR nach dem zweiten Weltkrieg einfach ein wenig vergesslich geworden. Da wird ein Termin mit einer Doktorandin per Email verlegt, ohne dass sich Jeremy O´Keefe an seine selbst geschriebene Erklärung erinnern kann. Da trifft er einen jungen Mann, der sehr vertraut mit ihm tut, aber beim besten Willen kann er jenen Michael Ramsey nicht einordnen als auch nur entfernt Bekannten. Untersuchungen bei einer „Gedächtnisspezialistin“ (die Jeremy überaus attraktiv im Übrigen findet), bringen kein klares Ergebnis. Und dann tauchen da Kartons auf. Gefüllt mit hunderten, tausenden Blättern Papier mit zunächst kryptischen Zeichen. Und dann steht da dieser Mann vor dem Fenster. Und ein Geschäftsinhaber läuft ihm sogar auf offener Straße hinterher, um ihn zu warnen, dass er beobachtet wird. Psychische Labilität? Gespeist aus dunklen Ereignissen der Vergangenheit an der Columbia Universität und in Oxford, die bisherigen Stationen seiner wissenschaftlichen Karriere? Oder eine echte Überwachung, eine ernste Bedrohung und, wenn ja, warum? Was für den Leser lange Zeit, wenn man genau liest bis zum Ende hin, nicht wirklich klar wird. Denn O`Keefe verschweigt Dinge. Sich und dem Leser. Es könnten also echte Verdrängungen sein. Oder doch ein Bespitzeln? Ob Verbindungen zu dunklen Gestalten, wenn auch, wie O`Keefe betont, nur indirekte Verbindungen? Oder eine persönliche Rache irgendeines sich zurückgesetzt fühlenden Studenten mit Hackerkenntnissen, der von den Web-Seiten bis zum Email Verkehr bis zu den Telefondaten alles über den Professor zu wissen scheint. So tappt der Leser tatsächlich lange im Dunklen, bekommt keine andere Perspektive auf die Dinge geliefert und verirrt sich mit O`Keefe das ein um das andere Mal in breit dargelegten, bis in unwichtige Kleinigkeiten (die LKW vor dem Haus in Oxford) hinein dargestellte Einzelheiten an Erinnerungen, die vor allem immer eines sind: absolut subjektiv. Bis zu faustdicken Überraschungen, was die familiäre Situation des Mannes angeht, was seine nicht immer saubere Trennung zwischen privat und Beruf angeht und ebenso, was die Verbindung zu einem (vermeintlichen?) „echten“ Spion betrifft. Sprachlich ist es durchaus anregend, Flanery in diese sich verwirrende und verdrehende innere Welt zu folgen, gerade weil fast mäandernde Sätze den stetigen Fluss der Gedanken des Professors oft (nicht immer) gut emotional vermitteln. Spannende Momente gibt es durchaus, wenn nachts auf dem Lande im Dunklen an die Tür geklopft wird und wenn sich dann, zumindest ein wenig, die Fäden verbinden, kommt auch weit genug Licht in das Dunkle all dieser Ereignisse, um die hintergründigen, in der Vergangenheit verankerten Vernetzungen all der Ereignisse mindestens zu erahnen. Trotz mancher schwierig zu ertragenden Längen im Buch und einer endlosen „Erinnerungsorgie“ fast, die mit den Ereignissen der Gegenwart des Romans sich vernetzt und korrespondiert, diese Bedrohung, dass „einer“ alles über einen selbst zu wissen scheint, dass weder Telefon noch Email noch das „normale“ analoge Leben sicher zu sein scheinen und von allen Seiten unerklärliche Ereignisse sich zu einer zunehmenden Bedrohung ballen ist doch ein interessantes Sujet. Alles in allem ein interessantes, aktuelles Thema in einer besonderen Form mit ganz eigener Atmosphäre durch die Konzentration auf eigentlich nur eine Figur gesetzt,

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