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Rezension zu
Billy Summers

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

- unspektakuläre, aber großartig erzählte und komplexe Lebensgeschichte eines Auftragskillers -

Von: Janko / LACK OF LIES aus Fischbachtal
31.10.2022

Red Bluff, Mississippi, in der Trump Ära. Billy Summers, 44 Jahre alt, Kriegsveteran und ehemaliger Scharfschütze erhält den Auftrag den kaltblütigen Mörder Joel Randolph Allen zu töten. Eine unwiderstehlich hohe Abschussprämie steht im Raum, die Billy, dem man neben einer neuen Identität als Schriftsteller, ein voll möbliertes Haus, sowie eine Bürosuite im ortsansässigen Gerard Tower verschafft hat, ungern ausschlagen mag. Nach Erfüllung dieses lukrativen und vermeintlich einfachen Jobs will er endgültig Schluss machen und sich zur Ruhe setzen. Der Auftragskiller Billy Summers metamorphosiert also zum Schriftsteller David "Dave" Lockridge. Selbiger entwickelt sich zu einem sympathischen, geschätzten, gerne gesehenen Nachbarn und einem interessanten, angenehmen Gesprächspartner unter dem arbeitenden Volk im Gerard Tower. Lediglich was seine schriftstellerische Pseudotätigkeit anbetrifft, hüllt sich Dave in absolutes Schweigen. Billy Summers alias David Lockridge kundschaftet derweil die Gegend rund um seinen Einsatzort aus, mietet Wohnungen und Fahrzeuge zu seiner Sicherheit an, trifft allerlei Vorbereitungen auf den eigentlichen Anschlag und verschmilzt detailgetreue mit seiner neuen Umgebung. Um sich die Zeit bis zur Erfüllung seines Auftrages ein wenig zu vertreiben, fängt er tatsächlich mit dem Schreiben an. Summers verfasst eine Art Autobiografie, die für ihn zu einer regelrechten Passion gerät. So schwenkt der 1947 in Portland, Maine geborene Autor Stephen King geschickt hinüber und mitten hinein in die vertrackte Vergangenheit des Killers Billy Summers. Auf diese Weise verpackt der King Of Horror weitere Geschichten in seiner eigentlichen Geschichte. Man erfährt von Billys verkorkster, von Gewalt bestimmter jüngster Kindheit, seinem zerrütteten Elternhaus, seiner Jugend im Heim, seiner Zeit bei der Army und seinen schrecklichen Erlebnissen im Irak-Krieg. Das Ganze ist derart empathisch und lebensnah verfasst, als wäre man live dabei. Die 736 Seiten umfassende Taschenbuchausgabe, des 2021 im Original ebenfalls unter dem Titel "Billy Summers" erschienenen Romans, ist beinahe durchgehend im Präsens und aus der Sicht eines stillen Beobachters geschrieben. Als Leser ist man augenblicklich von dem dynamisch fließenden Storyboard, seiner subtilen Spannung und dem intelligenten, komplexen Aufbau der einigermaßen authentischen Handlung ergriffen. Das Kopfkino setzt sich ohne lange Umschweife in Gang und man erhält tiefe Einblicke in die Psyche, die Gedankengänge, die Lebensumstände, sowie die Wesenheit des, paradoxerweise äußerst sympathischen Killers, Billy Summers. Die Frage nach dem Gut oder Böse kommt auf und hält einen bis zum Schluss gefangen. Wie man es von Stephen King gewohnt ist, holt selbiger weit aus, schreibt jedoch mit einer fulminanten Leichtigkeit und verpackt das Umfeld, sowie seine Charaktere in eine interessante, lebendige und packende Erzählung, der es stellenweise ein wenig an Action mangelt. Das wäre aber auch schon der einzige Kritikpunkt, den man bedenkenlos anbringen kann. Echte Horror-, Mystery- oder übernatürliche Elemente sucht man innerhalb des Romans "Billy Summers" zwar ebenfalls vergebens, doch der literarische Trip nährt sich vielmehr von seiner atmosphärischen Tristesse, seiner leidenschaftlichen Trostlosigkeit, sowie seiner empathischen Rührseligkeit. Irgendwann während der laufenden Operation wird Billy Summers misstrauisch. Misstrauisch gegenüber dem Vermieter seines Büros, dem gleichzeitigen Besitzer des Gerard Towers. Misstrauisch gegenüber seinem indirekten Auftraggeber Nick Majarian und misstrauisch gegenüber dessen Fluchtplan nach dem Attentat. Billy hat so seine Prinzipien, denen er stur folgt und er denkt immer ein Stückchen voraus. Das sind seine beiden wichtigsten Lebensversicherungen. Als Leser spürt man nur zu deutlich, dass sich da irgendetwas zusammenbraut und die ganze Sache aus dem Ruder zu laufen droht. Haben ihn seine Auftraggeber absichtlich hinters Licht...

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