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Rezension zu
Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte

Magisch und herzerwärmend

Von: Buchding aus Saarland
01.11.2021

Linus Baker ist ein pflichtbewusster Beamter im Dienste des Ministeriums für magisch begabte Minderjährige. Er ist dafür zuständig, die Heime in denen elternlose oder von ihren Eltern getrennt lebende magisch Begabte aufwachsen, zu überprüfen und dafür zu sorgen, dass es den Kindern dort gut geht. Dies tut er stets äußerst gewissenhaft und hält sich dabei akribisch an die Vorschriften und Regeln des Ministeriums. Diese Arbeitsweise bleibt in der Führungsetage nicht unbemerkt. Als er vom allerhöchsten Management des Ministeriums auf eine geheime Mission zur einer abgelegenen Insel geschickt wird, gerät das sonst so wohl geordnete und unspektakuläre Leben des schüchternen Mannes in seinen Vierzigern ganz schön durcheinander. Die auf der Insel lebenden magischen Minderjährigen sind in ihrer Art so besonders, dass sie einer speziellen Betreuung bedürfen. Arthur Parnassus, der dortige Heimleiter kümmert sich zum Beispiel unter anderem um den 6jährigen Sohn des Teufels, welcher mehrmals täglich damit droht, die Welt zu vernichten. Linus wird sofort klar, dass dieser Auftrag ihm alles an Disziplin, Sachverstand und Regelkenntnis abverlangt, was er aufbieten kann. Doch seine diesbezüglichen Bemühungen werden auf eine Weise untergraben und ins Gegenteil verkehrt, die er bisher nicht mal zu träumen wagte. Nicht nur die Kinder, sondern auch der Heimleiter Mr. Parnassus lösen in dem sonst so überkorrekten Beamten Emotionen und Gedanken aus, die ihm schrecklich unkonventionell und völlig regelwidrig erscheinen. Ohne das er es will, verändern die Insel und deren Bewohner Linus Ansichten von der Welt, den Menschen und magisch Begabten und - das Allerschlimmste - von seinem Arbeitgeber. Sogar er selbst, der dickliche, spießige und unterwürfige Beamte, wird nach und nach zu einem anderen Menschen. Das führt zu inneren und äußeren Konflikten, die sich zum Ende hin soweit zuspitzen, dass Linus Welt völlig aus den Fugen gerät und er sich entscheiden muss zwischen seinem früheren Leben und einem neuen, unbekannten, völlig unberechenbaren. Inhaltlich ist diese Art von Geschichte eigentlich weder neu noch außergewöhnlich, in weiten Teilen ist sie sogar ziemlich vorhersehbar, und trotzdem ist dieses Buch ein wunderschönes Leseerlebnis, dass ich jedem ans Herz legen kann. Das Besondere an dem Buch sind nämlich die Charaktere, die Art und Weise, wie sie sich gegenseitig beeinflussen und wohin sie sich entwickeln. Die Geschichte spricht eine Vielzahl von Gefühlen an bzw. löst diese beim Lesen aus und das allein durch das was die handelnden Personen erleben, entscheiden oder reflektieren. Im Grunde geht es um das Anderssein und den Umgang damit, sowohl aus einer gesellschaftlichen als auch aus einer persönlichen Perspektive betrachtet. Es geht um die Angst vor dem Unbekannten und die Konflikte die daraus entstehen und natürlich darum, was passiert, wenn man sich öffnet und aus dem Unbekannten etwas Vertrautes werden lässt. Der Ausgang der Geschichte bildet fast schon eine Idealvorstellung ab, was den Umgang mit Andersartigkeit angeht. Auch die Entwicklung der Charaktere ist davon nicht ausgenommen. Insofern ist es eher ein modernes Märchen mit Happy End. Aber sowas muss man doch einfach mögen, oder? Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung für dieses Buch. Es ist handwerklich und sprachlich solide und einfach herzerwärmend schön.

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