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Rezension zu
Das Kaffeehaus - Falscher Glanz

Adel verpflichtet - beste Unterhaltung bei Mokkaprinzentorte und Mandelmelange

Von: Kado aus Bad Soden am Taunus
17.05.2021

Die Vorfreude auf den zweiten Band steigt mit dem Auspacken. Auch der zweite Band ist wieder elegant gestaltet und die abgebildete junge Dame mit leicht abgewandtem Blick macht neugierig darauf, wie es mit Sophie von Werdenfels weitergeht. Sophie von Werdenfels tritt ihren Dienst als Hofdame der Kaiserin Sisi an. Die zweifelhafte Ehre wird ihr zuteil, um damit ihr Stillschweigen über die Tragödie von Mayerling zu erkaufen. Sophie lernt das Leben bei Hofe kennen und stellt schnell fest, dass nichts ist wie es scheint und ihre Vorstellungen vom Leben am Hof sich wenig mit der erlebten Realität decken. Während Sophie auf langen Wanderungen zunehmend das Vertrauen der Kaiserin gewinnt, ihre spirituellen Rituale kennen lernt und ihr auch deren Schönheitsgeheimnisse nicht verborgen bleiben, wird die Situation im Kaffeehaus zunehmend brenzliger. Ihr Patenonkel und verlässliche Stütze ihres Lebens, Stephan Danzer, erkrankt. Die Aufseherin Mina Löb unterstützt nach Kräften, doch Sophies Loyalitätskonflikt wird immer größer. Ihr Herz schlägt nach wie vor für die Arbeit im Kaffeehaus und sie würde so gerne ihrem Onkel und auch Mina unter die Arme greifen und ihre Arbeit dort wieder aufnehmen. Gleichzeitig fühlt sie sich der Kaiserin verpflichtet und durch deren Vertrauen auch geehrt. Ihre große Liebe, Richard von Löwenstein, arrangiert sich derweil mit der geplanten Heirat mit Amalie von Thurnau. Beruflich findet er Erfüllung durch seine neue Tätigkeit als Sonderbeauftragter des Militärs, der gravierende Missstände aufdeckt und ahndet. Durch eine zufällige Begegnung mit der ehemaligen Zofe von Mary Vetsera, Agnes Jahoda erfährt er von der prekären Situation der Arbeiter bei der Wiener Tramway-Gesellschaft. Er stellt daraufhin Nachforschungen an und lernt so Irene Gerban und ihren Schwiegervater Graf von Sterenberg kennen und schätzen. Durch ihr Wissen um die Geschehnisse von Mayerling bleiben Sophie und Richard verbunden. Es kommt immer mal wieder zu Treffen der beiden im Kaffeehaus oder bei gesellschaftlichen Anlässen in der Hofburg. Die verschiedenen Handlungsstränge bewegen sich im Verlauf des Buches stetig aufeinander zu und es kommt zum Showdown, der einen atemlos zurücklässt und die Vorfreude und Spannung darauf, wie es im dritten Band weitergeht, weiter wachsen lässt. Mir hat am zweiten Band sehr gefallen, dass Sophie und Richard erwachsen werden, sich mit den Rahmenbedingungen arrangieren, ohne sich auszuliefern und ihr Schicksal in die Hand nehmen und den Handlungsspielraum nutzen, der sich ihnen bietet. Marie Lacrosse gewährt einen Einblick in das Leben bei Hof, in dem die sogenannte feine Gesellschaft vor nichts zurückschreckt um die eigenen Privilegien zu erhalten und auszubauen. Ihre Protagonistin Sophie von Werdenfels bewahrt sich ihren gesunden Menschenverstand und einen klaren Blick auf diesen „falschen Glanz“. So gelingt es ihr am Ende von Band 2 sich freizuschwimmen und den Übergang in ein selbstbestimmtes Leben zu schaffen. Auch die Verbindung zwischen der Weingut-Saga und der Kaffeehaus-Trilogie finde ich gelungen und mit großer Selbstverständlichkeit in die Handlung des Kaffeehauses eingewebt. Wir treffen Irene Gerban wieder als Arbeiterführerin des Tramway-Streiks in Wien und ihren Schwiegervater Graf von Sterenberg, genannt der „rote Graf“ der Richards zukünftigen Schwiegervater Graf von Thurnau lehrt, was der Satz „Adel verpflichtet“ im Grundsatz bedeutet. Wie stets in den Büchern von Marie Lacrosse ergänzen sich sorgfältige und ausführliche Recherche, historische Begebenheiten und schriftstellerische Phantasie wunderbar selbstverständlich und mühelos. Genauso könnte sich alles zugetragen haben. Beste Unterhaltung!

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