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Rezension zu
Räuber

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ich habe vergessen, wie sexy ein guter Roman sein kann.

Von: Johan Nickelsen aus Bad Homburg
21.04.2021

In den letzten Jahren habe ich mich immer wieder über die Zaghaftigkeit zeitgenössischer Autoren beschwert. Warum haben sie so viel Angst davor, die großen Themen unserer Zeit anzupacken? Warum konzentrieren sie sich auf kleine Dramen oder enge Fragen der Selbstidentität (all diese langweiligen Nabelschau-Erkundungen von Geschlecht oder sexueller Identität)? Warum gibt es keine zeitgenössischen Buddenbrooks? Oder "Der große Gatsby"? Oder "Stolz und Vorurteil"? Oder "Mitternachtskinder"? Und wo ist das zeitgenössische Äquivalent von "Der Tod des Artemio Cruz"? Es war eine Freude, als mein griesgrämiges Gemurre von Eva Ladipos Räuber kurzzeitig unterbrochen wurde. Endlich! Ein Buch, das sich an dem wichtigsten sozialpolitischen Thema unserer Zeit festbeißt, nämlich der außerordentlichen Zunahme von Vermögensungleichheit, die wir erleben (angetrieben von Vermögensinflation aller Art, an erster Stelle vom Boom städtischer Immobilienpreise). Es ist ein Buch mit Figuren, in die man sich wirklich verlieben (und hassen) kann. Die Protagonisten sind Menschen, die einem wichtig werden als Leser, die einen wirklich interessieren (im Guten wie im Schlechten). Das klingt einfach. Aber es erfordert großes Geschick, so viel Nähe zu erzeugen. Hat der Roman auch seine Schwächen? Durchaus - wie alle guten Romane ist er höchst unvollkommen. Aber hält er einen die ganze Nacht wach? Bringt er einen zum Lächeln, wenn man die Straße entlang radelt? Fühlt man sich dadurch lebendig? Lässt er einen vor Unbehagen zusammenzucken, wenn das Messer der Autorin zu nah am Knochen schneidet? Erinnert er einen daran, wie sexy ein guter Roman sein kann? Oh Gott, ja.

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