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Rezension zu
Anna und der Schwalbenmann

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Tiefsinnig und poetisch

Von: Elif
23.03.2016

Meine Meinung Romane, die im Zweiten Weltkrieg angesiedelt sind, ziehen mich magisch an. So war es keine große Überraschung, dass es sich mit „Anna und der Schwalbenmann“ genauso verhielt – kaum hatte ich erfahren, dass das Buch erscheint, wollte ich es schon lesen. Ich gebe zu, dass der letzte Weltkriegsroman, den ich gelesen habe, die Messlatte ziemlich hoch gesetzt hat („Salt To The Sea“ von Ruta Sepetys), aber auch „Anna und der Schwalbenmann“ konnte mich von sich überzeugen – wenn auch mit ein paar Schwächen. Zunächst gefiel mir die Sprache und der Schreibstil unglaublich gut. Savit kann schreiben, keine Frage. Nicht nur bildlich, und tiefsinnig, sondern auch metaphorisch, auf eine unkomplizierte Art und Weise – genau so, wie ich es mag. "Anna wusste, dass verschiedene Sprachen mit ihren Ausdrucksnuancen verschiedene Grade an Direktheit erzeugten. In einer Sprache sagte man klipp und klar, was man wollte, in einer anderen waren Taschenspielertricks nötig, geheimnisvolle Metaphern, um die Tiefe von Gefühlen oder Metaphern nur anzudeuten." (S.35) Auch die Charaktere haben mir gefallen und für einige Grüblerei gesorgt. Besonders Anna selbst war sehr beeindruckend, mit ihrer Sprachbegabung und ihrem scharfen Verstand, und obwohl eigentlich gar nicht so viel passiert und sie und der Schwalbenmann „nur“ versuchen, in den Wäldern zu überleben, war das Buch durchweg spannend. Im Laufe des Buches vergehen viele Jahre und der Leser kann mitverfolgen, wie Anna heranwächst, sich weiterentwickelt und zur jungen Frau wird - und damit verbunden noch anderen Gefahren trotzen muss. Schade fand ich, dass Anna aber keinen Gedanken mehr an ihren verschwundenen Vater verschwendet hat und dieser auch nicht nochmal erwähnt wurde. Natürlich war sie zu Beginn des Buches sehr jung und womöglich hat sie ihn einfach vergessen, aber dafür schien mir deren Bindung zu stark. Eine weitere Sache, die mich unbefriedigt zurückgelassen hat, war, dass das ganze Buch sehr vage ist. Der Schwalbenmann ist ein unheimlich interessanter Charakter, aber man erfährt quasi nichts über ihn. Die wenigen Häppchen, die Savit einem reicht, machen nicht satt. Wenige Sätze mehr hätten mir schon gereicht und das Ende weniger abrupt erscheinen lassen, aber so war es doch eher unzufriedenstellend. Dabei hatte das Buch wirklich viel Potenzial, makellos zu sein. Doch auch, wenn Savit das in meinen Augen nicht geschafft hat, ist sein Debütroman absolut lesenswert – sogar eher für ältere, als für jüngere Leser, da ich denke, dass diese die bedrückende Atmosphäre und die unterschwellige Tragik besser erfassen können. Was Sprache und Schreibstil angeht, ist das Buch jedoch auch durchaus für ein jüngeres Publikum geeignet. Wahrscheinlich ist eine Altersbeschränkung ohnehin überflüssig; jeder Leser wird hier auf seine Kosten kommen. Zumal auch jüngere Leser nicht zu unterschätzen sind, wie auch im Buch klug gesagt wird: "(...) Menschen, die versuchen, ohne Hilfe der Kinder die Welt zu verstehen, sind wie Menschen, die ohne Hilfe von Hefe Brot backen." S. 52 Fazit „Anna und der Schwalbenmann“ hat mich beeindruckt. Was Sprache und Schreibstil angeht, habe ich rein gar nichts auszusetzen. Im Gegenteil – der Roman besticht durch ein wunderschönes Spiel mit selbigen. In Bezug auf die Handlung und die Charaktere hatte ich ein paar Kritikpunkte zu vermerken und hätte mir einfach ein paar mehr Informationen gewünscht. Insgesamt war ich aber trotzdem zu keinem Zeitpunkt gelangweilt und habe das Buch verschlungen. Savit ist es gelungen, auf minimalistische Art und Weise viel zu vermitteln – bis hin zur bedrückenden Atmosphäre. Wer gerne tiefgründige Kinder- & Jugendliteratur über den Zweiten Weltkrieg liest, wird mit „Anna und der Schwalbenmann“ auf seine Kosten kommen. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen für dieses gelungene Debüt.

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