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Rezension zu
Die Gestirne

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Die Gestirne im Goldgräberrausch

Von: Fräulein Julia
07.01.2016

Wie erreicht man es, den Spannungsbogen über 1000 Seiten lückenlos zu halten? Eleanor Catton schafft es! Mit dem Monumentalroman “Die Gestirne” ist ihr ein wahrer Geniestreich gelungen. Neuseeland im Januar 1866. Walter Moody, Anwalt und noch etwas grün hinter den Ohren, reist von Schottland nach Neuseeland, um dort als Goldgräber sein Glück zu versuchen. Soll ja schnell gehen, hat man gehört, hier ein Goldnugget und da noch eins und dann nur noch in seidenen Bettlaken schlafen oder so ähnlich. Doch im beschaulichen Städtchen Hokitika gerät der Jüngling – eigentlich wollte er im Raucherzimmer seines Hotels nur eine Gute-Nacht-Pfeife rauchen – unversehens in einen Kriminalfall, wie er ihn noch nie gesehen hat: Kurz zuvor hatte man einen eigenbrötlerischen Einsiedler namens Crosbie Wells tot in seiner Hütte aufgefunden – war es der Alkohol oder steckt mehr dahinter? Warum fand man an den unglaublichsten Stellen seiner schäbigen Behausung Gold im Wert von über 4.000 Pfund? Und warum zum Himmel ist Emery Staines verschwunden, Besitzer einer lukrativen Goldmine und jugendlichem Übermut? Welche Rolle spielt die Prostituierte Anna Wetherell, die am Abend des Verschwindens von Staines mit ihm zusammen war, später dann aber im Opiumrausch und bewusstlos von der Straße gekratzt wurde? Und welchen Plan verfolgt der Schurke Francis Carver, der immer wieder erwähnt wird, bis er nach rund 600 Seiten endlich mal selbst zu Wort kommt? Jede Fluse zählt Wer bei meiner kleinen Zusammenfassung wesentlicher Fragen aus dem Roman bereits den Überblick verloren hat, für den könnte die Lektüre von “Die Gestirne” zu einer echten Herausforderung werden! Denn Eleanor Catton weiß es auf geschickte und gewitzte Art, die einzelnen Biographien der Menschen in Hokitika (und davon gibt es einige) so miteinander zu verweben, dass ein riesiger Teppich entsteht, von dem sozusagen jede einzelne Fluse eine Rolle spielt. Catton_EDie_Gestirne_156650Jedes Wort, dass Person X zu Person Y im Vertrauen sagte, jeden Brief, den sie sich schrieben, jeden Blick den sie sich zuwarfen und natürlich jede Handlung, die sie begingen, ist wichtig für den Verlauf der Geschichte. Eine literarische Meisterleistung, möchte ich behaupten – und eine Meisterleistung des Lesers, wenn er bei dieser Detailwut nicht die Geduld verliert! Letzteres ist aber für Geübte Bücherwürmer kein Problem, denn auch wenn sich der Roman nur ganz selten aus dem Goldgräberstädchten Hokitika herausbewegt und sich in erster Linie um die Alltagsangelegenheiten der Städter dreht, so verliert der Spannungsbogen jedoch nie an, äh, Spannung. Die Autorin kann mit einem Ideenreichtum brillieren, der seinesgleichen sucht – und schafft es trotzdem, den Leser so in den Kosmos des wilden Neuseelands hineinzuziehen, dass man nach dem Beenden der letzten Seite am liebsten gleich wieder von vorne anfangen würde! //Geeignet für// Alle, die sich von einem ziegelsteinschweren Buch nicht abschrecken lassen; auf filmreife Geschichten stehen; gerne in der Zeit reisen & Rätsel lösen

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