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Rezension zu
Die Gestirne

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Überaus beeindruckend!

Von: Elke Heid-Paulus
08.12.2015

2013 wurde mit gerade einmal achtundzwanzig Jahren die neuseeländische Schriftstellerin Eleanor Catton für ihren zweiten Roman „The Luminaries“ („Die Gestirne“, so der Titel der deutschen Übersetzung) mit dem renommierten Man Booker Prize ausgezeichnet. Catton war die bisher jüngste Autorin, der diese Ehrung zuteilwurde, und ihr Roman war der umfangreichste in der langen Reihe der Preisträger. In einem Interview mit ihr habe ich zwar gelesen, dass sie diese beiden Attribute nicht mehr hören kann, aber dennoch sollen sie hier nicht unerwähnt bleiben. Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, Hokitika, eine Siedlung auf der neuseeländischen Südinsel. Das ist der Handlungsrahmen von Cattons Roman „ Die Gestirne“. Es geht das Gerücht um, dass es dort riesige Goldadern gibt, die nur darauf warten, geschürft zu werden. Daraufhin nehmen zahlreiche Glücksritter aus dem fernen Europa die Strapazen der mehrwöchigen Schiffsreise auf sich, um ihr Glück zu machen. So auch Walter Moody, der Schotte, der in dem Hotel am Platz die Bekanntschaft von zwölf Männern macht, die alle in irgendeiner Weise in mysteriöse Vorkommnisse innerhalb dieser Goldgräberstadt verwickelt sind. Kommen deren Erzählungen anfangs als zusammenhanglose Einzelaspekte daher, vereinigen sich diese aber mit fortschreitender Geschichte zu einem vollkommenen und schlüssigen Ganzen. Und so klären sich nach und nach die Gemeinsamkeiten zwischen so unterschiedlichen Personen wie einem Geistlichen, einem Politiker, einem Gefängniswärter, einem Goldsucher, einer Wahrsagerin und einer Prostituierten, mit der sie in irgendeiner Weise alle verbunden sind. Gut und Böse, Liebe und Tod – es gibt nichts, was es nicht gibt. Der Titel des Romans nimmt Bezug zu Planeten und Sternen, die im Zeitraum der Handlung am neuseeländischen Nachthimmel zu sehen sind. So dienen diese der Autorin als Vorlage für die Einteilung und Charakterisierung ihrer Personen. Und ähnlich den Positionen, die sie einnehmen und verändern, bewegen sich auch die Menschen in Cattons Roman. Das nimmt auch Einfluss auf die Erzählweise. Permanente Perspektivwechsel und zeitliche Sprünge präsentieren dem Leser ein und dasselbe Ereignis in unterschiedlichen Versionen, sodass man sich genötigt sieht, die Schilderungen immer wieder zu hinterfragen und neu zu bewerten. Eleanor Catton ist mit „Die Gestirne“ beeindruckendes Werk ganz in der Tradition der großen britischen Romanciers gelungen. Sie fordert jedoch die Aufmerksamkeit des Lesers immer wieder neu heraus, was der ausführlichen und verschachtelten Erzählweise geschuldet ist. Kein literarisches Fast Food, sondern ein Roman zum Abtauchen und Genießen.

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