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Rezension zu
Die Gestirne

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Die Gestirne

Von: Martina Ernst aus Bremen
27.11.2015

2013 wird Eleanor Catton im Alter von 28 Jahren für ihren zweiten Roman „The Luminaries“ mit dem Booker Prize ausgezeichnet. Sie ist damit die jüngste Booker Prize-Trägerin aller Zeiten. In der deutschen Übersetzung hat Melanie Walz den Zauber des Buches unter dem Titel „Die Gestirne“ eingefangen. Neuseeland, Hokitika, im Jahr 1866, der 27jährige Walter Moody hat sich im Crown Hotel einquartiert. Er will sich einen Brandy und ein bisschen Ruhe gönnen und platzt unversehens im Rauchzimmer des Hotels in eine Geheimversammlung. Einer der zwölf Männer, der Schiffsspediteur Thomas Balfour, verwickelt Walter Moody in ein Gespräch. Die Anderen verfallen in ein befremdliches Schweigen, täuschen Aktivitäten vor. Moody geht auf Balfours seltsame Fragen ein. Kann er die Situation entschärfen? Was planen die Männer? Sternenbilder und Planeteneinstellungen, das Verzeichnis der handelnden Personen in „Sterne“ und „Verwandte Häuser“ eingeteilt, schon auf den ersten Seiten wird deutlich, dass es sich bei „Die Gestirne“ um ein ungewöhnliches Buch handelt. Eine sehr bildhafte, einzigartige Sprache entführt den Leser ins Jahr 1866 zur Goldgräberzeit in Neuseeland. Der direkte Einstieg mit Walter Moodys Hineinplatzen in eine Geheimversammlung sorgt sofort für Spannung. Wird sich die Situation zuspitzen? Erzählt Walter Moody zu viel? Die verzwickte Lage der Hauptfigur reißt mit. Erst nach und nach wird deutlich um welche Männer es sich in dem Rauchzimmer handelt. Was hat Walter auf seiner schrecklichen Reise erlebt? Im Gegenzug zu Walter Moody plaudert auch Schiffsspediteur Thomas Balfour aus dem Nähkästchen. Hinweise und Andeutungen, ein toter Einsiedler und eine bewusstlose Hure steigern die Spannung. Schicksalhafte Begegnungen, Berechnung, Intrigen, Verrat, Lügen, jeder einzelne Charakter spielt in dieser Geschichte eine wichtige Rolle. Die Verwicklungen sind anfangs undurchsichtig. Es türmen sich gleich mehrere Rätsel auf und im Laufe der Geschichte kommen weitere dazu. Warum hat Walter Moody beim Auslaufen der „Godspeed“ acht, später auf der Reise aber neun Passagiere an Bord festgestellt? Was ist der Grund für die Geheimversammlung? Nicht nur Walter Moody tappt im Dunkeln. Die zwölf Männer im Rauchzimmer können nicht unterschiedlicher sein. Lange Zeit bleibt die Kulisse die gleiche. Berichte und Erzählungen geben erste Anhaltspunkte. Autorin Eleanor Catton fesselt den Leser mit einem raffinierten Plot. Nur wenig lässt sich vorhersehen. Die Geschichte hat viele Überraschungen parat. Bewundernswert menschlich sind ihr die Charaktere gelungen. Jeder hat mit seinen Abgründen zu kämpfen. Es gibt eine große Menge an Hauptfiguren und nur sehr wenige Randfiguren. Die kantonesische Sprache, das Goldgräberleben, Druckarbeiten bei der Zeitung, Schmerzmittel, Waffen, Kleidung, Gewohnheiten, für die Details war viel Recherche notwendig. Die astrologischen Aspekte werden zur Herausforderung. „Die Gestirne“ bietet gleich mehrere Abenteuer in Einem. Schnell entwickelt sich das Buch zum Pageturner. Humor fließt mit ein. Der ein oder andere Schlagabtausch und sprachliche Missverständnisse steigern den Unterhaltungswert. Auch die Spannung findet immer wieder Höhepunkte. Im letzten Drittel des Buches bringen die Auflösungen den Leser zum Staunen. Nicht ganz so gelungen und teils überflüssig sind die kurzen Kapitel zum Schluss. Der Ausklang dagegen setzt einen würdigen Abschluss. Das Cover mit dem Frauengesicht im Mond wirkt mysteriös. Es verrät nichts bis auf das Außergewöhnliche des Buches. Das sandfarbene Beige und der goldenen Titel passen gut zum Inhalt. Mit 1038 Seiten ist „Die Gestirne“ ein echter Wälzer. Es lohnt sich, diese fesselnde Lektüre in Angriff zu nehmen. Der Roman hat Stil und eine besondere Klasse. Er überrascht mit allen seinen Facetten und einem kniffeligen Plot.

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