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Rezension zu
Scham

Ein wichtiger Roman für alle, die schwere Themen nicht scheuen

Von: Lesereien
03.04.2024

Eine Mutter bringt ihren Sohn mit einem vergifteten Apfel um. Auch ihren Mann hat sie versucht zu vergiften und nimmt sich zuletzt selbst das Leben. So beginnt Inès Bayards Roman "Scham". Was ist passiert? Diese Frage drängt sich natürlich nach diesem brutalen Romanbeginn auf. Und das umso mehr, da die Protagonistin auf den ersten Blick ein geregeltes Leben führt. Sie hat Eltern, die sie lieben und unterstützen, eine stabile Ehe und eine erfüllende Arbeit. Zumindest bis zu dem Abend, an dem sie ihr Fahrrad nach der Arbeit zertrümmert vorfindet, ihr Chef ihr anbietet, sie nach Hause zu fahren und sie dann im Auto brutal vergewaltigt. Über das Erlebte schweigt die Protagonistin. Das Trauma spiegelt sich zwar in ihrem Verhalten wider, doch das scheint niemand wahrzunehmen. Am allerwenigsten ihr Ehemann, der ihre Schmerzen und ihre Abwesenheit überhaupt nicht bemerkt. Schließlich ist die Protagonistin schwanger, ob von ihrem Mann oder dem Vergewaltiger, weiß sie nicht. "Scham" ist keine leichte Kost, im Gegenteil. Es ist teilweise wirklich hart zu lesen, weil es Bayard gelingt, die Emotionen der Protagonistin auf überzeugende Weise wiederzugeben. Der Schmerz, die Angst vor dem Stigma, die Tabuisierung, das Alleinsein mit der Situation und den Gefühlen, all das ist greifbar und Teil jeder Szene, die auf die Vergewaltigung folgt. Der Roman porträtiert, wie die Gewalttat eines Menschen das Leben dreier anderer zerstören kann. Er zeigt, welche psychischen Auswirkungen eine Vergewaltigung hat und wie wenig Rückhalt die Gesellschaft im Allgemeinen und sogar das eigene soziale Umfeld bieten. Der Roman hat mich natürlich durch sein Thema, aber vor allem auch durch seine Intensität an "Macht" von Heidi Furre erinnert. Allerdings habe ich "Scham" als noch eindringlicher empfunden. Ein wichtiger Roman für alle, die schwere Themen nicht scheuen und die es ertragen können, in die psychische und emotionale Welt einer traumatisierten Protagonistin einzutauchen.

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