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Rezension zu
Penelope und die zwölf Mägde

Eine entlarvende Neuerzählung, überragend als Hörbuch umgesetzt

Von: Wandern zwischen Büchern
09.12.2023

Nachdem mir „Klytämnestra“ im November so gut gefallen hatte, wollte ich gerne einen weiteren Ausflug in die griechische Sagenwelt unternehmen. Die Wahl fiel auf „Penelope und die zwölf Mägde“ von Margaret Atwood – eine Neuerzählung der Geschichte von Penelope, der Frau des griechischen Helden Odysseus. Über seine Heldenreise weiß vermutlich jede und jeder zumindest ein bisschen – doch wie ist es in den ersten Ehejahren und während seiner Abwesenheit eigentlich seiner Frau ergangen? Atwood lässt Penelope ihre eigene Geschichte erzählen und legt, was mir besonders gut gefällt, moderne Maßstäbe an das große Heldenepos an. Denn Penelope tritt als Ich-Erzählerin auf, die nach ihrem Tod im Hades „lebt“ und so jahrtausendelang mitverfolgt, wie sich die Welt wandelt. Das gibt ihr die Möglichkeit, ihr Leben und das des großen griechischen Helden aus einer anderen, einer neuen und modernen Perspektive zu betrachten. Das macht die Erzählung für mich so interessant, denn es entlarvt die patriarchale und misogyne Sichtweise, von der die großen Epen der Antike durchdrungen sind und auf der sie fußen – nicht nur in Bezug auf adelige Frauenfiguren wie Penelope, sondern auch mit Blick auf die Sklavinnen und Mägde, die ihren Herren schutzlos ausgeliefert waren. Es ist eine sehr feministische Betrachtungsweise, mit der Atwood wichtige Ereignisse aus der „Odyssee“ und das Schicksal Penelopes und ihrer Mägde in den Blick nimmt. Und das gefällt mir unglaublich gut, denn es zeigt uns, dass wir Klassiker nicht unreflektiert auf ein Podest stellen, sondern durchaus auch hinterfragen sollten. Was „Penelope und die zwölf Mägde“ außerdem besonders macht: Atwood bedient sich einiger Elemente aus dem Heldenepos (z. B. des Chors) und lässt neben Penelope auch die Mägde wiederholt zu Wort kommen. Die Hörbuchfassung ist dabei einfach überragend umgesetzt, mit Gesangseinlagen und szenischen Episoden, die fast schon wie ein Hörspiel anmuten. Auch wenn mir am Ende das Fünkchen zum Highlight gefehlt hat, vielleicht weil Penelopes Erzählpassagen teilweise doch etwas langatmig und monologartig sind, hat mich vieles an Margaret Atwoods Erzählung überzeugt. Für mich ein absolut hörenswertes Hörbuch, das einen etwas anderen und vermutlich realistischeren Blick auf die griechische Antike erlaubt.

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