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Rezension zu
Das verborgene Leben der Farben

zart, bezaubernd und wunderschön

Von: Kerstin aus Obernbeck
12.11.2023

„Die Telefonzelle am Ende der Welt“ gehört zu meinen Herzensbüchern und ich war sehr gespannt auf den neuen Roman von Laura Imai Messina mit diesem wunderschönen Titel und Cover. Mio ist ein besonderer Mensch. Ihre Familie betreibt ein Atelier, in dem Kimonos hergestellt werden und Farben spielen im Alltag eine große Rolle. Schon als Kind ist für sie gelb nicht einfach gelb, sondern „ein gelb, das Ringelreihen tanzt“ und ein helles blau wird zu „einem sechs Jahre alten himmelblau“. Aber sie findet nicht nur Namen für die Farben der Stoffe und Garne, Mio sieht auch die geheimen Farben der Menschen. Aoi ist ebenfalls ein besonderer Mensch. Seiner Familie gehört ein Bestattungsunternehmen, eine Branche, die in der Gesellschaft wenig Ansehen genießt. Nach dem Tod des Vaters übernimmt er als junger Mann das Unternehmen. Aoi ist sensibel und feinfühlig und hat ein gutes Gespür für Menschen, er erkennt ihre Bedürfnisse, Wünsche und Sorgen oftmals auf dem ersten Blick. Mio und Aoi – eines Tages begegnen sich diese beiden besonderen Menschen bei „Pigment“, dem Unternehmen, für das Mio tätig ist. Sie gibt dort Kurse zur Farbenlehre und erarbeitet Farbkonzepte für Innendekorationen. Aoi möchte seine Geschäftsräume umgestalten und so treffen die beiden aufeinander – aber dieses Aufeinandertreffen ist kein Zufall. „Das verborgene Leben der Farben“ ist ein besonderes Buch! Mio und Aoi sind außergewöhnliche Charaktere und ihre Leben, ihre Geschichte zu verfolgen war ein fantastisches Leseerlebnis. Die Autorin geht die Erzählung langsam an, führt in aller Ruhe in die Leben von Mio und Aoi, ihrer Familien und Umwelt und so erschließt sich ihre Einzigartigkeit. Und es braucht auch diese Ausführlichkeit, um das Handeln der Personen zu verstehen und diese Geschichte von Freundschaft und Liebe nachvollziehen zu können. Das Buch ist voller wunderbarer Aussagen und Sätze: Als er „Das Kopfkisschenbuch“ von Sei Shônagon las, dann „Vita sexualis“ von Mori Ôgai, und auch „Die schlafenden Schönen“ von Kawabata Yasunari, hatte er das Gefühl, die Welt sei noch viel größer, als er es sich vorgestellt hatte, und diese Erkenntnis – dass man durch Lesen das Leben buchstäblich größer machen konnte – hatte ihn mit Freude erfüllt. (S. 73) Wie auch bei der „Telefonzelle am Ende der Welt“ gibt es zwischen den Kapiteln Texte, Hinweise und Anmerkungen. Diese haben mir sehr gut gefallen und ergänzen das Buch ganz hervorragend. Am Ende des Buches ist ein Glossar mit allerlei interessanten Informationen zu Land, Leuten und Lebensart und auch Mios Farbennotizbuch findet sich dort. Ich merke mir ankokushoku und nõkon. Besonders gefreut hat es mich, dass es in dem Buch ein Wiedersehen mit Yui und Takesh gab, zwar als Kunden bei Aoi, aber sie wissen ja, wo das 風の電話 - Kaze no Denwa zu finden ist. Ich neige bisweilen etwas zu Ungeduld, wenn ein Buch nicht gleich auf den Punkt kommt, und diese Geschichte hat mir zu Beginn ein wenig Ruhe und Geduld abverlangt, aber es hat sich absolut gelohnt. Laura Imai Messina erzählt erneut eine sehr schöne Geschichte. Eine außergewöhnliche, sehr besondere Geschichte. Absolute Leseempfehlung!

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