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Rezension zu
Das ungeschminkte Leben

Die afrikanischen Jahre der Maryse C.

Von: buecherundschokolade
28.09.2023

Als Maryse Condé im Jahr 2018 den Alternativen Literaturpreis der Neuen Akademie - quasi den Ersatz für den in diesem Jahr skandalbedingt ausgefallenen Nobelpreis - erhielt, würdigte die Jury sie als große Geschichtenerzählerin, die in ihrem Werk die Verwüstungen des Kolonialismus ebenso wie das Chaos in den unabhängigen afrikanischen Staaten überwältigend schildere & damit Weltliteratur schaffe. Ihre Romane habe mich schon länger beschäftigt & daher begannen mich auch ihre biografischen Hintergründe zu interessieren. Mit der Autobiografie Das ungeschminkte Leben hat Condé Zeugnis vor allem für ihre Jahre in Westafrika in den 1960ern abgelegt. Dabei schreibt sie so spannend wie mitreißend über diese für Staaten wie Guinea, Ghana oder Senegal formativen Jahre, voller Aufbruchstimmung, Befreiung von den Kolonialherren, sozialistischer Experimente, aber auch bitterer Armut, dem Wandel der Freiheitskämpfer von einst zu grausamen Diktatoren, von Menschenrechtsverletzungen & roher Gewalt. Und immer wieder wirft sie die Frage auf, was es bedeutet eine schwarze Frau zu sein. Zu dieser Zeit jagen z.B. viele Afroamerikanerinnen in Ghana dem Traum hinterher, der Rückkehr zu den Wurzeln ihrer einst versklavten Vorfahren, zu einem freien & authentischen Leben. Was sie bekommen, ist vor allem Folklore für harte Dollar, aber das durchschauen sie nicht & kehren reich an Eindrücken zurück nach Brooklyn oder Iowa. Condé, die zunächst mit einem Guineer verheiratet ist & diesem nach Conakry folgt, sieht klarer. Sie, die schwarze Frau aus Guadeloupe, kann in einer von Stammesdenken geprägten Gesellschaft keinen sonderlichen Eindruck machen. Sie schreibt ehrlich über ihr Leben. Über ihre Affären, die Vergewaltigung, der sie zum Opfer fällt, ihrer Zeit als politische Gefangene in einem ghanaischen Gefängnis. Über ihre Selbstwahrnehmung als schlechte Mutter. Und auch über ihre ersten Gehversuche als junge, mittellose Autorin mit vier Kindern. Ein gelungenes Buch, das diese tolle Autorin noch besser verstehen lässt & ohne Schönfärberei auskommt

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