Rezension zu
Schattenzeit
Schattenzeit
Von: Frau Lehmann liestDeutschland 1943. Terrorherrschaft. Krieg. Der junge Pianist Karlrobert Kreiten sitzt bei Kaffee und Kuchen zusammen mit einer Bekannten seiner Mutter. Ihre Hitlerhörigkeit reizt ihn zu der Äußerung, Hitler seie geistesgestört. Ein halbes Jahr später ist er tot. Erhängt. Schlaglichtartig beleuchtet Oliver Hilmes Schicksale und Ereignisse des Jahres, in dem Goebbels den totalen Krieg ausruft, in dem der Feuersturm Hamburg zerstört, der Kampf um Stalingrad das Ende des Dritten Reichs einläutet. Es ist inzwischen schon fast eine Mode, sich geschichtlich relevante Jahre herauszupicken und zu versuchen, mosaikartig über Ereignissplitter das Lebensgefühl wieder wachzurufen, quasi durchzuzappen. Keine trockenen endlosen geschichtlichen Abhandlungen, sondern Schicksale, Zitate, Einblicke in Gesellschaft, Mode, Kunst, Politik. Selten gelingt das so wie hier. Meistens gelingt es nämlich gar nicht, sondern ist nur spannend für Menschen mit einer geringen Aufmerksamkeitsspanne. Oliver Hilmes aber schafft es, die Mosaikteilchen zu einem Gesamtbild zusammenzustellen. Und so sitze ich nach Beenden des Buches hilflos weinend auf dem Sofa. Weinend um diesen jungen Künstler, der im Grunde noch ein Kind war und so grausam und sinnlos sterben musste. Es braucht mehr Bücher wie diese, mehr Erinnerung und Aufarbeitung dieser Zeit, gerade und besonders in den Schulen, mehr Bildung, um rechtes Gedankengut zu erkennen, damit in Deutschland nie wieder Nationalsozialisten an die Macht kommen.
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