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Rezension zu
Haie in Zeiten von Erlösern

Das wahre Hawaii

Von: tausendmund
06.08.2023

Was wissen wir eigentlich über Hawaii? Was von seiner Geschichte (pre-USA)? Außer Bilder eines touristischen Sehnsuchtsortes und Aloha-Klischees ist da (zumindest bei mir) nicht viel los. Mit dir sollte sich das ändern, denn Kawai Strong Washburn hat hier nicht weniger getan, als einen Herzschlag der hawaiianischen Inseln einzufangen. Als der siebenjährige Nainoa bei einem Ausflug auf dem Pazifik über Bord geht und ihn Haie im offenen Maul unbeschadet zu seiner Mutter zurückbringen, verrutscht das Gefüge der Familie Flores endgültig. Gebeutelt von einem Leben in Armut klammern sich Nainoas Eltern an die Hoffnung, ihr Sohn stehe in der Gunst der Götter. Und tatsächlich scheint Nainoa übersinnliche Kräfte zu besitzen, denn die Menschen stehen plötzlich Schlange, um von ihm geheilt zu werden. Seine Geschwister Dean (ein aufstrebender Basketballspieler) und Kaui (ein Tech-Genie) verblassen neben Nainoa und der Bedeutung, die ihm für die Zukunft Hawaiis aufgebürdet wird. Du bist ein Text übers Überleben. Überleben von und in verschiedenen Systemen – wie die eigene Familie, Spiritualität, die erkrankte und ausgebeutete Wirtschaft Hawaiis, die Gesellschaft, alte Mythen, Zukunftsvisionen. Besonders berührt und fasziniert war ich von deinem Fokus auf die Beziehung unter den Geschwistern: Sie alle gehen irgendwann (getrennt voneinander) aufs US-amerikanische Festland, um das eigene Glück zu finden und sich zu fragen: Wie stehen wir eigentlich zueinander? Welchen Beitrag können/ welche Opfer müssen wir leisten, um der Heimat ein Stück dieses Glücks zurückzubringen? Kawai Strong Washburn versteht es, magischen Realismus einzusetzen, der nie in den Kitsch abdriftet. Sensibel und mit kritisch-offenem Blick macht der hawaiianische Autor jene Bänder sichtbar, für die wir keine Sprache haben. Nach der Lektüre bin ich zwar kein Hawaii-Profi, aber so dankbar für diese Perspektive!

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