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Rezension zu
Wer braucht schon Wunder

Ein sanfter, unaufgeregter „Coming of Age“-Roman…!

Von: Andreas Kück - LESELUST
12.07.2023

Vor beinah genau fünf Jahren traf Anne Müllers Erstlingswerk Sommer in Super 8 bei mir einen Nerv: Wie durch einen Sog fühlte ich mich beim Lesen in meine eigene Vergangenheit zurück katapultiert. Längst vergessene bzw. verschüttete Erinnerungen kamen wieder an die Oberfläche und sorgten für aufgewühlte Emotionen. Nicht ganz so gewaltig aber durchaus ähnlich erging es mir mit ihrem neusten Roman. Standen bei „Sommer in Super 8“ die 70er Jahre im Mittelpunkt, spielt die Handlung von „Wer braucht schon Wunder“ nun in den 80ern. Sommer 1983: Lika hat endlich das Abitur in der Tasche. Bevor sie die norddeutsche Heimatstadt Kappeln, ihren Vater und kleinen Bruder verlassen und in ein neues Leben eintauchen wird, fängt sie als Bedienung bei Fränki im Kakadu an. Kellnerin Biggi ist hier die gute Seele, auch wenn es privat alles andere als rund läuft bei ihr. Der Kakadu wird für Lika schnell zu einer Art Ersatzfamilie. Das liegt auch am französischen Koch, der sie mit seinem Charme und seinen Kochkünsten umwirbt. Ob Picknick beim Segeln oder nächtliches Schwimmen, durch Antoine entdeckt Lika in diesen sommersatten Wochen ganz neue Facetten der Liebe. Aber es wird auch ein Sommer der schmerzlichen Wahrheit, denn Lika erfährt etwas über ihre verstorbene Mutter, was sämtliche Gewissheiten erschüttert. (Inhaltsangabe der Homepage des Verlages entnommen!) Abermals fängt Anne Müller gekonnt den Flair eines Jahrzehnts ein. Jede*r, der selbst in dieser Zeit in einem ähnlichen Alter wie die Protagonistin war, wird sich an diese Jahre deutlich erinnern. Die Autorin schuf einen unaufgeregten, beinah sanften „Coming of Age“-Roman. Unsere Heldin hat das Abitur in der Tasche und jobbt, um die Zeit bis zum Beginn des Studiums zu überbrücken. Es ist eine Zeit der Abnabelung: Die Kindheit scheint noch existent, das Erwachsensein klopft schon an der Tür des eigenen Lebens. Äußerlich passiert im Grunde recht wenig, zumindest nichts, was für eine dauerhafte Spannung in der Handlung sorgen könnte. Doch innerlich durchleben die Protagonist*innen über ihre Gefühle und Gedanken wahre Berg- und Talfahrten, die mir nur allzu vertraut waren und mich mitfühlen und -leiden ließen. Die Autorin zeigt hier abermals ihr Können, wertschätzend und respektvoll glaubhafte Charaktere zu porträtieren und deren Geschichte in einen Hauch Melancholie, der gepaart ist mit einem Quäntchen Wehmut, zu tauchen. Eine beinah schwebende Atmosphäre ist spürbar, und der Sommer scheint unendlich. Doch wir alle wissen nur allzu genau, dass dies täuscht. Auch unsere Heldin macht diese Erfahrung: Ein einziger Sommer kann ein Leben verändern.

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