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Rezension zu
Das zweite Geheimnis

Thriller aus dem Kalten Krieg gibt es viele ...

Von: der Michi
08.04.2023

... doch nur wenige erzählen aus dem Inneren des Ostblocks. Häufig sind es idealistische West-Agenten, die in die Fänge unmenschlicher sozialistischer Geheimdienste geraten und die Ideale von Freiheit und Völkerverständigung hochhalten. Schon deshalb ist die Spionin-Reihe lesenswert, eben weil sich die Protagonistin im ersten Band nicht bequem in den Westen absetzt sondern unter anderem aus Verantwortung gegenüber ihrer Familie in der DDR bleibt, trotz drohender Gefahr und der frisch errichteten Mauer. Langeweile kommt schon deshalb nicht auf, weil die Handlung des zweiten Bands in einer neuen Epoche spielt. Die Welt ist im Jahr 1973 eine andere als noch 1961: Die Blockstaaten haben sich konsolidiert, Bürger in Ost und West sind mehr oder weniger an die deutsche Teilung gewöhnt und in der DDR greift der Erste Sekretär des ZK der SED nach der Macht - ein gewisser Erich Honecker. Dann gibt es auch noch Gerüchte um einen ostdeutschen Spion im engsten Umfeld des beliebten Bundeskanzlers Willy Brandt und die Stasi will die "Weltfestspiele der Jugend" für ihre eigenen Zwecke nutzen. Genug zu tun also für Ria Nachtmann - und doch kommt vieles anders als erwartet. Einmal mehr stehen sich Rias Doppelleben als (Ex-)Spionin und ihre privaten Angelegenheiten im Weg. Eine verbitterte Stasi-Agentin der alten Garde hat sich an ihre Fersen geheftet - das Katz-und-Maus-Spiel der beiden sorgt in weiten Teilen für die spannenden Szenen, ebenso wie der Handlungsstrang um Rias Schwager Henning, der seinen Dienst an Waffe und Grenze nicht länger mit seinem Gewissen vereinen kann. Stark, dass Titus Müller neben der Meta-Ebene der rivalisierenden Großmächte auch den Menschen ein Gesicht gibt, die sich bewusst gegen das System stellten, wohl wissend, dass es sie das Leben kosten kann. Wie so oft sorgen die unzähligen, hervorragend recherchierten Details und geschickt erzählten Szenen der historischen Ereignisse für die nötige Atmosphäre, ohne dass sich die Geschichte in ausufernden Nebenhandlungen verlieren würde. Im Gegenteil, als häufiger Leser historischer Romane ahnt man, dass andere Autoren allein aus den in diesem Band beschriebenen Ereignissen eine mehrbändige Saga konzipiert hätten, inklusive unnötig ausgewalzter Techtelmechtel und noch tieferer menschlicher Abgründe. Beides gibt es hier zwar, doch immer im Dienste der Geschichte, der Effekt wird nie zum Selbstzweck. So vergehen die gut vierhundert Seiten wie im Flug und dank der Gastauftritte von Persönlichkeiten wie Willi Brandt (beim Urlaub in Norwegen) oder Erich Honecker (beim Beinahe-Krach mit Gattin Margot) lernt man sogar noch einiges über die politischen Vorgänge hinter den Kulissen. Ob es nun genauso war oder hätte sein können ist letzlich egal, denn es harmoniert perfekt mit den Erlebnissen der fiktiven Figuren. Und jetzt Band drei, bitte! Bonusmaterial: historische Anmerkungen, Literaturverzeichnis

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