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Rezension zu
Ein Garten über der Elbe

Eines meiner Jahreshighlights

Von: Barbara
05.04.2023

Von diesem Buch schwärmten die Hosts von eat.READ.sleep., dem Bücherpodcast des NDR. Ich las in die Leseprobe des Verlags rein und wollte sofort dieses Buch lesen. Das habe ich die letzten Wochen auch getan ( ich habe aktuell nicht immer sooooo viel Zeit zum lesen von Romanen). Die Geschichte beginnt in Hamburg 1912 als Hedda ihre Stelle als Obergärtnerin bei der jüdischen Bankiersfamilie Clarenburg antritt. Anfangs wird Hedda sehr distanziert als neue Obergärtnerin angenommen. Die Mitarbeiter sind ausschließlich männlich und sind es nicht gewöhnt, von einer Frau Anweisungen zu erhalten. Dennoch akzeptieren die Männer die Entscheidung Ludwig und Adele Clarenburgs, eine Frau auf diese Position gebracht zu haben. Hedda erweist sich in den nächsten Jahren als überaus begabte und engagierte Gartenarchitektin, die Clarenburgs Garten in einen gepriesenen und geachteten Ort verwandelt. Es gibt prachtvolle Rosenanlagen, ein Theater, Terrassierungen. Sehr gekonnt lässt Marion Lagoda hier Gartenarchitektur, Natur und zwischenmenschliche Beziehungen miteinander als Geschichte leben. Denn neben den wirklich schönen und interessanten Beschreibungen rund um das Thema Gartenbau, erleben wir mit Hedda ihre Freund- und Liebschaften, eingerahmt in die Ereignisse dieser Zeit. Um eines vorweg zu nehmen und sicherzustellen, dass nicht der Gedanke aufkommt, das Buch würde schmonzettenhaft über Freund- und Liebschaften erzählen: Hedda hat mit Menschen so ihre Schwierigkeiten. Sie hat einen einzge Freundin und das Einlassen auf eine Liebe fällt ihr sehr schwer. Dennoch schafft sie es, in Rahmen ihrer Möglichkeiten, beides zu leben. Besonders gefiel mir ihr Briefwechsel mit ihrer einzigen Freundin Elisabeth, die in England lebt. Die Briefe haben mir richtig Lust gemacht, meinen Brieffreundinnen zu schreiben und ihnen auch von dem Buch zu erzählen. Ebenfalls spannend und wunderschön zu lesen, war ihre Liebschaft zu Lorenz, einem der Gärtner. Eine verbotene Liebe mit tragischem Ende. So viel darf ich hier verraten. Oder auch die Freundschaft zu Ludwig Clarenburg, der immer mal wieder mit Hedda Spaziergänge durch die Gartenanlagen unternahm. Sie unterhielten sich über das Weltgeschehen und persönliche Erlebnisse Clarenburgs, die er ihr anvertraute. Ganz wunderbar geschildert. Aufschlussreich waren für mich die Schilderungen, wie dieser riesige Lustgarten in Blankenese während der Weltkriege immer wieder zum Teil zum Nutzgarten werden musste. Oder auch, was ich nicht wusste, dass zeitweise während der Nazi-Diktatur Blumen in den Gärten verboten waren, die als nicht arisch eingestuft wurden. Wie verrückt. Ich wusste gar nicht, dass dieser Wahn soweit gediehen war! Das Buch hat mich so begeistert, dass ich mich sogar sonntags morgens im Bett mit den historischen Hintergründen des Buches beschäftigt habe. Denn die Figur Hedda ist angelehnt an Else Hoffa, die in der Tat die erste Obergärtnerin Deutschlands war und Römischen Garten in Hamburg-Blankenese konzipiert hatte. Für die Familie Clarenburg stand dadurch die Bankier-Familie Warburg Pate, der das Anwesen damals gehörte. Am Rande sei erwähnt, dass diese, in dem fiktiven Roman als so wunderbar geschilderte Familie, ganz aktuell in einen Steuerskandal verwickelt ist, der, so wie es im Moment aussieht, sogar unseren akutellen Bundeskanzler Olaf Scholz betrifft. Marion Lagoda ist im Bergischen Land aufgewachsen. Sie hat Kunstgeschichte studiert und arbeitete für Tageszeitungen und schrieb bereits einige Gartenbücher. Auch Reportagen für Magazine hat sie mehrere verfasst. Sie lebt mit ihrem Mann in Hamburg und hat zwei Kinder.

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