Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Ein Garten über der Elbe

Marion Lagoda

(3)
(1)
(0)
(0)
(0)
€ 23,00 [D] inkl. MwSt. | € 23,70 [A] | CHF 31,90* (* empf. VK-Preis)

Hamburg, 1913: Als Hedda ihre Stelle als Obergärtnerin bei der jüdischen Bankiersfamilie Clarenburg antritt, hat sie es nicht leicht. Auf dem parkähnlichen Anwesen oberhalb der Elbe ist sie die erste Frau auf diesem Posten und wird von den ausschließlich männlichen Kollegen entsprechend kritisch beäugt. Auch körperlich wird ihr viel abverlangt, denn das Anwesen über der Elbe ist riesig, und der Erste Weltkrieg fordert ihr gärtnerisches Können noch einmal besonders heraus. Trotzdem gelingt es Hedda, hier ihren gärtnerischen Traum zu verwirklichen – bis hin zum Amphitheater im römischen Stil, das zum Mittelpunkt prachtvoller Feste und Theateraufführungen wird. Doch als sich in den 1930er Jahren die Zeiten verdüstern, geraten sowohl Hedda, die jüdische Vorfahren hat, als auch die Familie Clarenburg immer mehr in Bedrängnis. Was für ein schönes Buch... Blumen, Bäume, Gemüse, davon gibt es auf dem Berg oberhalb Blankenese im großen Garten der Familie Clarenburg mehr als genug. Die in Würzburg geborene Hedda, aufgewachsen in einer Gärtnerfamilie, tritt ihre Stellung bei der jüdischen Bankiersfamilie 1913 als Obergärtnerin an. Der Anfang ist schwer, es dauert eine Weile, bis die Gärtner, alles Männer, sie als Chefin akzeptieren. Als der Große Krieg beginnt, werden die meisten Gärtner eingezogen und sie bekommt junge Frauen als Gärtnergehilfinnen zur Verfügung gestellt. Damit ist es nach Kriegsende schnell wieder vorbei, die Frauen werden wieder zu Hause für Kinder und Haushalt gebraucht, da ist kein Platz für einen Beruf. Nach dem Hedda ihre Pläne für einen prachtvollen Rosengarten und einem Amphitheater umgesetzt hat, werden die Zeiten für die jüdische Familie düster. Hitler kommt an die Macht und das beschauliche Leben auf dem Berg geht dem Ende zu. Als sie und die Familie ins Exil gehen, verkommt der Garten und damit ihre jahrelange Arbeit. Erst in den Neunziger Jahren wird der Garten von der Stadt Hamburg wiederentdeckt und es beginnen vorsichtige Erneuerungen. Heute ist ein Teil öffentlich zugänglich, aber Rosengarten & Co. sind für immer verschwunden. Die Autorin erzählt das Leben der Frau nach, deren wahrer Name Else Hoffa ist und die als erste Obergärtnerin Deutschlands den Römischen Garten in Hamburg-Blankenese geschaffen hat. Wer sich für Pflanzen und Gärten interessiert, liegt mit dem Buch genau richtig

Lesen Sie weiter

Von diesem Buch schwärmten die Hosts von eat.READ.sleep., dem Bücherpodcast des NDR. Ich las in die Leseprobe des Verlags rein und wollte sofort dieses Buch lesen. Das habe ich die letzten Wochen auch getan ( ich habe aktuell nicht immer sooooo viel Zeit zum lesen von Romanen). Die Geschichte beginnt in Hamburg 1912 als Hedda ihre Stelle als Obergärtnerin bei der jüdischen Bankiersfamilie Clarenburg antritt. Anfangs wird Hedda sehr distanziert als neue Obergärtnerin angenommen. Die Mitarbeiter sind ausschließlich männlich und sind es nicht gewöhnt, von einer Frau Anweisungen zu erhalten. Dennoch akzeptieren die Männer die Entscheidung Ludwig und Adele Clarenburgs, eine Frau auf diese Position gebracht zu haben. Hedda erweist sich in den nächsten Jahren als überaus begabte und engagierte Gartenarchitektin, die Clarenburgs Garten in einen gepriesenen und geachteten Ort verwandelt. Es gibt prachtvolle Rosenanlagen, ein Theater, Terrassierungen. Sehr gekonnt lässt Marion Lagoda hier Gartenarchitektur, Natur und zwischenmenschliche Beziehungen miteinander als Geschichte leben. Denn neben den wirklich schönen und interessanten Beschreibungen rund um das Thema Gartenbau, erleben wir mit Hedda ihre Freund- und Liebschaften, eingerahmt in die Ereignisse dieser Zeit. Um eines vorweg zu nehmen und sicherzustellen, dass nicht der Gedanke aufkommt, das Buch würde schmonzettenhaft über Freund- und Liebschaften erzählen: Hedda hat mit Menschen so ihre Schwierigkeiten. Sie hat einen einzge Freundin und das Einlassen auf eine Liebe fällt ihr sehr schwer. Dennoch schafft sie es, in Rahmen ihrer Möglichkeiten, beides zu leben. Besonders gefiel mir ihr Briefwechsel mit ihrer einzigen Freundin Elisabeth, die in England lebt. Die Briefe haben mir richtig Lust gemacht, meinen Brieffreundinnen zu schreiben und ihnen auch von dem Buch zu erzählen. Ebenfalls spannend und wunderschön zu lesen, war ihre Liebschaft zu Lorenz, einem der Gärtner. Eine verbotene Liebe mit tragischem Ende. So viel darf ich hier verraten. Oder auch die Freundschaft zu Ludwig Clarenburg, der immer mal wieder mit Hedda Spaziergänge durch die Gartenanlagen unternahm. Sie unterhielten sich über das Weltgeschehen und persönliche Erlebnisse Clarenburgs, die er ihr anvertraute. Ganz wunderbar geschildert. Aufschlussreich waren für mich die Schilderungen, wie dieser riesige Lustgarten in Blankenese während der Weltkriege immer wieder zum Teil zum Nutzgarten werden musste. Oder auch, was ich nicht wusste, dass zeitweise während der Nazi-Diktatur Blumen in den Gärten verboten waren, die als nicht arisch eingestuft wurden. Wie verrückt. Ich wusste gar nicht, dass dieser Wahn soweit gediehen war! Das Buch hat mich so begeistert, dass ich mich sogar sonntags morgens im Bett mit den historischen Hintergründen des Buches beschäftigt habe. Denn die Figur Hedda ist angelehnt an Else Hoffa, die in der Tat die erste Obergärtnerin Deutschlands war und Römischen Garten in Hamburg-Blankenese konzipiert hatte. Für die Familie Clarenburg stand dadurch die Bankier-Familie Warburg Pate, der das Anwesen damals gehörte. Am Rande sei erwähnt, dass diese, in dem fiktiven Roman als so wunderbar geschilderte Familie, ganz aktuell in einen Steuerskandal verwickelt ist, der, so wie es im Moment aussieht, sogar unseren akutellen Bundeskanzler Olaf Scholz betrifft. Marion Lagoda ist im Bergischen Land aufgewachsen. Sie hat Kunstgeschichte studiert und arbeitete für Tageszeitungen und schrieb bereits einige Gartenbücher. Auch Reportagen für Magazine hat sie mehrere verfasst. Sie lebt mit ihrem Mann in Hamburg und hat zwei Kinder.

Lesen Sie weiter

Lesenswert!

Von: Kristall86 aus An der Nordseeküste

26.07.2022

Klappentext: „Hamburg, 1913: Als Hedda ihre Stelle als Obergärtnerin bei der jüdischen Bankiersfamilie Clarenburg antritt, hat sie es nicht leicht. Auf dem parkähnlichen Anwesen oberhalb der Elbe ist sie die erste Frau auf diesem Posten und wird von den ausschließlich männlichen Kollegen entsprechend kritisch beäugt. Auch körperlich wird ihr viel abverlangt, denn das Anwesen über der Elbe ist riesig, und der Erste Weltkrieg fordert ihr gärtnerisches Können noch einmal besonders heraus. Trotzdem gelingt es Hedda, hier ihren gärtnerischen Traum zu verwirklichen – bis hin zum Amphitheater im römischen Stil, das zum Mittelpunkt prachtvoller Feste und Theateraufführungen wird. Doch als sich in den 1930er Jahren die Zeiten verdüstern, geraten sowohl Hedda, die jüdische Vorfahren hat, als auch die Familie Clarenburg immer mehr in Bedrängnis.“ Autorin Marion Jagoda nimmt uns hier mit ins schöne Hamburg. Ihre bildhaften Beschreibungen zur Stadt an sich sind in gewisser Weise sphärisch schön und anregend. Auch wenn die Zeit ab 1913 anders wird als manche damals dachten. Da haben wir Leser der Familie Clarenburg und Hedda eine Menge voraus. Dennoch war die Zeit eben anders und für Hedda war es nicht gerade einfach als Obergärtnerin ihr Gesicht zu wahren. Eine Frau auf diesem Posten! Und dennoch schafft sie es und sie meistert ihren Beruf, der eigentlich fast schon eine Berufung zu sein scheint, bestens. Das was sie im parkähnlichen Anwesen der Familie geschaffen hat, hat selbst zwei Weltkriege überstanden und ist auch heute noch ein sehr beliebter Park. Wer sich in Hamburg auskennt wir diesen Fleck nur zu gut kennen. Jagoda bringt durch ihre Wortwahl und das einweben von Pflanzenbeschreibungen aller Art der Geschichte eine ganz besondere Note mit sich. Man fühlt mit Hedda mit und das erstaunen zum Schluss der Geschichte ist deshalb umso größer. Marion Jagoda betreibt hier ein wenig Sightseeing der anderen Art bzw. gibt uns Lesern hier eine Art Parkführung an die Hand. Die Geschichte rund um Hedda zu erlesen ist wirklich sinnlich und erfreut das Gärtner-Herz. Warum es dann nur 4 von 5 Sterne von mir gibt? Mir ist einfach unbegreiflich warum der wahre Name der Hedda „Else Hoffa“ denn nicht auch verwendet wurde genau wie Familie Clarenburg eigentlich „Familie Warburg“ hieß. Fazit: ein wirklich schönes Buch über einen sehr berühmten Garten in Hamburg den man gesehen haben muss. Schlussendlich wirkt er nach beenden des Buches wie ein Denkmal für Else Hoffa, die dort ihr Herzblut gegeben hat.

Lesen Sie weiter

„Häng dein Herz niemals an Dinge, auch nicht an ein Stück Erde“ (S. 74) „Romane lesen bedeutet, mehr als ein Leben führen zu dürfen“ (S. 126) „Mit Natur haben Gärten überhaupt nichts zu tun.“ (S. 204) Hedda, eigentlich Flora Hedwiga Herzog, wird 1913 von Ludwig Clarenburg als Obergärtnerin zur Neugestaltung seines großen Anwesens in Hamburg Blankenese eingestellt. Sie ist die Tochter eines zu seiner Zeit sehr bekannten Würzburger Gärtners, der ihr das Gärtnerhandwerk nicht erlaubte und nach seinem Tod seinem einzigen Kind die Gärtnerei auch nicht vererbt. Hedda hat aber ihren Willen durchgesetzt und somit tritt sie als erste Frau Deutschlands die Stellung als Obergärtnerin an. Sie muss sich behaupten in der Männerwelt wegen ihres Berufs, wegen der Hosen, die sie zur Gartenarbeit trägt und wegen ihres Lebensentwurfs, Beruf statt Familie. Wir begleiten Hedda bei ihrer Gartenarbeit und vor meinem inneren Auge entstand der römische Garten dabei habe ich viel über Pflanzen gelernt. Wir begleiten Hedda durch den ersten Weltkrieg, fiebern mit ihr, freuen uns mit ihr in der kurzen Ruhephase nach dem Krieg bis zum Beginn der Schreckensherrschaft der Nazis. Eingelullt in ihre Blase des Gartens schätzt sie die Lage für sich falsch ein. Als Tochter einer jüdischen Mutter und Angestellte eines jüdischen Bankiers ist sie einer großen Gefahr ausgesetzt. Basierend auf wahren historischen Figuren und Orten hat Marion Lagoda einen atemberaubend schönen zeitgeschichtlichen Roman geschrieben, der nebenbei viel über Gartenkultur erzählt. Ich bin einfach so durch das Buch geflogen und habe die knapp 380 Seiten in 2 Tagen gelesen. Den römischen Garten in Hamburg-Blankenese gab und gibt es übrigens wirklich. Er zählt zu den Kulturdenkmälern der Stadt und kann heute noch bewundert werden, was ich bei meinem nächsten Besuch in Hamburg auch machen möchte.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.