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Rezension zu
Die Kolonie

Ameisen und Altruismus

Von: welterlesen
22.03.2023

Literatur eröffnet uns neue Welten, erschließt uns neue Kulturkreise und andere Denkweisen. Mit China ist das jedoch immer so eine Sache. Vieles erscheint noch immer allzu fremd und wenig nachvollziehbar. Und so ahnte ich auch, dass „Die Kolonie“ von Wang Jinkang zu lesen, für mich eine Herausforderung sein würde. Der Autor wird zu den großen Sci-Fi-Autoren Chinas gezählt, doch in diesem Roman führt er uns zurück in eine der dunkelsten Zeiten des Landes, in die 70er-Jahre, als die Kulturrevolution ihren Schrecken verbreitet. Die Studentin Guo Qiyun und ihre Jugendliebe Yan Zhe begegnen sich wieder, als sie zur Umerziehung aufs Land geschickt werden. Hier erzählt der Autor, der die Zeit am eigenen Leib miterleben musste, sehr eindringlich, wie grausam Menschen in solchen Ausnahmesituationen werden können. Wie Bespitzelung und Denunzierung zu Mord und Selbstmord führen. Und mehr als einmal war ich erstaunt, wie offen und kritisch der Autor über die Schrecken dieser Zeit spricht. Mein Lesefluss wurde jedoch immer wieder etwas unterbrochen und das lag sicher nicht an der Übersetzung. Die Struktur der chinesischen Sprache ist so anders, dass die Sätze – zumindest für mich – sehr sperrig klangen. Die chinesischen Namen haben mir die Lektüre auch nicht erleichtert. An der Stelle hätte ich das Buch lieber in Papierform statt am Kindle gelesen, um leichter zurückblättern zu können. Doch zurück zur Geschichte. Yan Zhes Vater hatte in der Vergangenheit ein Ameisenserum entwickelt, durch das die Menschen so altruistisch wie eben jene Tiere werden sollen. Dieses Serum versucht Yan Zhe mithilfe von Qiyun wieder herzustellen. Denn durch die Verabreichung des Serums erhoffen sie sich, den Egoismus und die Grausamkeit der Menschen zu beseitigen. Doch bald schon erfahren die beiden, dass die Aufseher ihrer Arbeitsgruppe beabsichtigen, Yan Zhe zu töten. Ich fand die Geschichte spannend, wenn auch für mich manchmal schwierig zu lesen. Fast noch spannender fand ich aber zu sehen, wie deutlich der Autor Kritik an der Zeit übt, aber eben nicht an allem. So wird die Anfangsidee des „Großen Sprungs nach Vorn“ durchaus positiv gesehen, aber nicht, wie sich die Idee entwickelt hat. Denn auch dort waren irgendwann „some animals more equal than others“. Vielleicht ist aber die Tatsache, dass die Grundidee Maos nicht kritisiert wird, sondern nur deren Auswüchse der Grund dafür, dass der Autor unzensiert doch recht kritisch über die Kulturrevolution schreiben kann.

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