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Rezension zu
Männer und Frauen

"Männer und Frauen"- Essays einer beeindruckenden Feministin, Verfechterin von Demokratie und Gleichberechtigung und geistigen Vorkämpferin

Von: Buch_zeit
19.02.2023

Die Japanerin Yosano Akiko (1878-1942) war eine beeindruckende Frau, literarisch innovative und produktive Tanka-Dichterin, Feministin, Publizistin, vehemente Verfechterin von Demokratie und Frauenrechten und eine Schlüsselfigur des kulturellen Lebens Japans zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Mir war diese faszinierende und weitsichtige Frau vor der Lektüre des von Eduard Klopfenstein aus dem Japanischen übersetzten und zusammengestellten Essaybands „Männer und Frauen“, erschienen am 23. Mai 2022 im @manesse.verlag, keinerlei Begriff! Vielen lieben Dank an den Verlag und @bloggerportal für dieses überaus bereichernde Rezensionsexemplar, das im Rahmen der Initiative #MehrKlassikerinnen herausgebracht wurde. In „Männer und Frauen“ finden sich Essays und Zeitungsartikel zu zentralen Themen Yosano Akikos literarischem Schaffen, die primär in den Jahren 1911-1920 entstanden sind. Eduard Klopfenstein hat die Artikel im vorliegenden Band in vier Kategorien sortiert. Zunächst finden sich zwei sehr persönliche Essays in denen Yosano Akiko ihr literarisches Schaffen und ihr Selbstbild als Schriftstellerin ebenso reflektiert wie ihre Rolle als (dreizehnfache!) Mutter und die Erfahrungen von Wochenbett und dem Verlust eines Kindes. Im zweiten Abschnitt schließen sich ihre Gedanken zur Beziehung der Geschlechter, der Stellung der Frau und ihrer Gleichberechtigung an gefolgt von ihren Ausführungen zu Politik und Demokratie und der weiblichen Teilhabe an Bildung und dem politischen Leben. Abgeschlossen wird der Essayband mit zwei Artikeln, die Akikos Pandemieerfahrungen während der Spanischen Grippe 1918-1920 in Japan widerspiegeln. Ergänzt werden die Essays durch eine ausführliche chronologische Biographie und ein sehr gelungenes und erhellendes Nachwort des Übersetzers, das Yosako Akiko und ihr literarisches Werk in den gesellschaftlichen und zeitlichen Kontext seiner Entstehung einbettet. Das Verhältnis von Mann und Frau, Liebe, Ehe, Sexualität, Mutterschaft und die Gleichberechtigung von Frauen sowie ihre Teilhabe am öffentlichen Leben, an Bildung und Politik sind zentrale Themen in Yosano Akikos Werk und auch der Fokus dieses Essaybandes. Diese Schriftstellerin setzte sich unermüdlich für Veränderungen in Politik und Gesellschaft ein, forderte selbstbewusst, reflektiert und ihrer Zeit weit voraus eine Gleichstellung der Geschlechter, äußerte sich kritisch zu Freiheit und Individualität, Erziehung und Bildung, Arbeit, Politik und Demokratie, Krieg und Frieden. Akikos Argumente sind stichhaltig und weitsichtig. Sie äußerte mutig und klug ihre Ansichten und versuchte unermüdlich ein Umdenken in gesellschaftlichen und politischen Fragen anzustoßen und trat für die Selbstermächtigung und gleichberechtigte Teilhabe der Frau und ein Aufbrechen tradierter Rollenmuster ein. Diese über hundert Jahre alten Essays haben sich für mich unglaublich modern gelesen und sind leider in vielen Punkten noch immer aktuell und sprechen Themen, vor allem in Hinblick auf die chronische Unterschätzung und Benachteiligung von Frauen in der Gesellschaft an, die leider immer noch relevant sind. Sie plädierte für die Gleichstellung der Geschlechter, die noch immer überfällig ist, und ist darum noch immer höchst lesenswert. Besonders beeindruckt hat mich, wie weitsichtig und mutig sich diese Frau für ihre Überzeugungen eingesetzt hat und wie anachronistisch ihre Ansichten im Japan des beginnenden 20. Jahrhunderts gewesen sein müssen, welche radikalen Tabubrüche ihr gesellschaftliches und politisches Engagement in der damaligen patriarchalen Gesellschaft dargestellt haben muss! „Männer und Frauen“ ist ein Essayband voller Elan und kluger Argumente, der noch immer gesellschaftlich höchst relevante Themen in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter, weibliche Teilhabe, Politik und Gesellschaft mit sehr persönlichen Erfahrungen der Dichterin zu Liebe und Mutterschaft, ihrem literarischen Selbstverständnis und Pandemieerfahrungen vereint. Ein Band, der aktuelle feministische und gesellschaftliche Themen aufgreift und gleichzeitig eine neue Facette Japans beleuchtet. Ganz klar, ein horizonterweiternder, lesenswerter Band! Ich würde gerne auch das lyrische Werk der profilierten Tanka-Dichterin Yosano Akiko kennen lernen, die mich hier als Frauenrechtlerin, Kritikerin und geistige Vorkämpferin beeindruckt hat!

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