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Rezension zu
Zur See

Inseleinsamkeit

Von: bookish poetry
10.01.2023

Nun habe auch ich Dörte Hansens „Zur See“ gelesen. Ich glaube, zum Inhalt muss ich kaum mehr etwas schreiben, da es hier ja schon sehr viele Besprechungen dazu gab. Darum nur kurz: In ihrem dritten Roman entführt uns Dörte Hansen auf eine fiktive norddeutsche Insel und stellt uns nach und nach die verschiedenen Bewohner vor. Den Mittelpunkt der Geschichte bildet dabei das Schicksal der Familie Sander. Sie und ihre Vorfahren lebten und leben seit bald drei Jahrhunderten auf der Insel, abhängig von Wind, Gezeiten, Fischfang, Bewahrung oder Schicksalsschlägen. Die aktuelle Familie besteht aus der Mutter, drei erwachsenen Kindern und dem von ihnen getrennt lebenden Vater. Kapitelweise bekommen wir Einblick in den Alltag und das Seelenleben der Protagonisten, die allesamt einen Weg gefunden haben oder noch finden müssen, wie sie im Einklang mit oder auch im Widerspruch zu ihrem Inselzuhause zurechtkommen. Oder daran zerbrechen. Dörte Hansens Roman ist ein wunderbares und trauriges Buch, das mich sehr bewegt hat und ich auf jeden Fall empfehlen möchte. Ich war und bin überwältigt von der unglaublich berührenden Art und Weise, wie Dörte Hansen schreibt. Da sitzt jeder Satz. Es ist diese scheinbar nüchterne und schnörkellose norddeutsche Art zu formulieren und ebenso auch mit den eigenen Gefühlen umzugehen, die ich so gut kenne. Pragmatismus und Gegen sich selbst angehen können sind ein Charakterzug, der von Kleinauf gelernt wird, vielleicht auch gelernt werden muss. Dies gepaart mit einer gewissen Schicksalsergebenheit im Wissen um die eigene innere und äussere Begrenztheit. Es war für mich nicht immer einfach, das zu lesen, denn diese Art zu leben kann einem auch zu viel abverlangen. Und so geht es eben auch den Figuren im Buch. Sie lieben ihre Insel, lieben die Abgeschlossenheit und Einsamkeit, sehen aber auch die Schäden, die so ein Leben anrichten kann. Ebenso wissen sie, dass sie die Touristen brauchen. Aber das Leben der Einheimischen wird zunehmend verändert, überdeckt und dominiert von den zahlreichen Inselurlaubern und den Neuzugezogenen, die auf der Insel das suchen, was sie auch dort nicht finden werden. Ich fand die Lektüre dieses Buches nicht einfach, weil mir die Protagonisten sofort ans Herz gewachsen sind und ich Seite um Seite miterleben konnte, wie sie in ihrem Dasein gefangen sind. Dennoch ist das Buch ein absolutes Highlight für mich.

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