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Rezension zu
Botschaften an mich selbst

Die Dinge beim Namen nennen

Von: frieading
21.12.2022

In ihrer autobiographischer Essaysammlung "Botschaften an mich selbst" schreibt Emilie Pine von Selbstreflexion und Selbstdefinition. Die Dinge beim Namen zu nennen erfordert Wut und Mut. Von beidem hat sie reichlich und bricht in ihrem mitreißenden Debutbuch Tabus rund um die Themen Schmerz und Scham. Sie berichtet von der Verantwortungsverschiebung, die sie immer wieder erleben musste, ob beim victim blaming oder bei der Parentifizierung. Sie spricht ehrlich über emotionale Ambivalenzen, besonders die, die sie ihrem alkoholkranken Vater gegenüber empfindet. Auch über ihre turbulente Jugend, voll emotionaler Isolation, Gewalt und der Suche nach Bestätigung an falschen Orten, um das Gefühl der Wertlosigkeit loszuwerden, redet sie fast schon brutal offen. Im Buch werden zahlreiche triggernde Themen angesprochen, darauf sollte man vorbereitet sein. Trotzdem und vielleicht sogar gerade deshalb möchte ich, wenn ausreichende emotionale Kapazitäten vorhanden sind, dazu ermutigen, dieses Buch zu lesen, denn all diese Themen verdienen mehr Raum und weniger Stigmatisierung. Treffend beschreibt Pine die Erfahrung des gleichzeitigen Still- und Lautseins. Darüber, wie ihr ihre eigentlich starke Stimme genommen, wie sie zum Schweigen gebracht wird und sie damit ihre Macht verliert - ein Erlebnis, das viele marginalisierte Menschen kennen. In einigen ihrer Anekdoten habe ich mich gesehen gefühlt. Ich konnte vieles von dem, was sie erzählt, nachempfinden. Ihre Worte haben bei mir Spuren hinterlassen. Besonders das Kapitel zu Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten hat mich sehr bewegt und bei mir sogar ein paar Tränen fließen lassen. "Botschaften an mich selbst" ist herzzerreißend und heilsam zugleich und schafft es definitiv auf meine Jahreshighlightliste!  Ein einziger Punkt, den ich bei einer selbsternannten (wenn auch unfreiwilligen und müden) Feministin kritisieren muss: der Jungfernhäutchenmythos wird leider reproduziert. Wer immer noch glaubt, dass dieses wirklich existiere: bitte "Das Jungfernhäutchen gibt es nicht" von Oliwia Hälterlein lesen und die Info verbreiten, danke!  [Werbung: kostenloses Rezensionsexemplar] 

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