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Rezension zu
Lightseekers

Gute Sozialstudie

Von: Sabine Ibing
19.11.2022

Der erste Satz: «Die Oktobersonne ist heiß wie das Blut des wütenden Mobs.» Ein Lynchmob massakriert in einem Vorort der Großstadt Port Harcourt, Nigeria, drei Studenten und ein Vater will wissen, wie es dazu kommen konnte, dass sein Sohn getötet wurde. War er ein Dieb? Verkaufte er wirklich Drogen, gehörte er ernsthaft einem Kult an? Das alles passt nicht zu dem Bild, das enge Freunde von dem Studenten haben. Wurde der Mob etwa gesteuert? Wie kann es sein, dass plötzlich eine Menschenmenge drei junge Männer ergreift, ihnen Autoreifen überstülpt, sie mit Benzin zu übergießt und anzündet? Einige der Täter wurden gefasst und stehen vor Gericht. Die ganze Geschichte ergibt keinen Sinn. So engagiert der wohlhabende Vater eines Opfers Philip Taiwo, der Nachforschungen zum Ablauf der Handlung stellen soll, die Gerüchte auf Wahrheit überprüfen. Taiwo stammt aus Nigeria, er ist forensischer Psychologe aus den USA, eine Koryphäe zum Motiv Massenpsychologie und Gewalt. Das Thema des Romans betrifft genau das: Wie werden Menschen aufgehetzt, bis hin zu zornigen Gewalttaten? «In diesem Land ergibt nichts einen Sinn» Taiwo ist erst kürzlich nach Nigeria zurückgekehrt, er wohnt mit seiner Familie in der Hauptstadt Lagos. Vieles ist ihm in seiner Heimat fremd geworden. Sein Auftraggeber, Chiemeka Nwamadi, Geschäftsführer der drittgrößten Bank Nigerias, stellt Taiwo einen Chauffeur und Begleiter zur Seite, Chika, der weit mehr Qualitäten an den Tag legen wird. Wer ist dieser Mann, fragt sich Taiwo bald? Auf keinen Fall ein schlichter Fahrer mit Ortskenntnissen und guten Manieren. Kaum beginnen die beiden ihre Ermittlungen, stoßen sie auf Feindseligkeit. Niemand will mit ihnen reden, nicht einmal die Polizei, und die Hotelführung setzt das Paar nach einem Tag vor die Tür, obwohl die Zimmer im Voraus bezahlt wurden. Warum macht die gesamte Stadt dicht, wenn Ereignisse um den Lynchmob angesprochen werden? Taiwo stochert im Nebel. Das Duo ist nicht willkommen - und jemand setzt alles daran zu verhindern, dass sie die Wahrheit aufdecken. Und das wird brandgefährlich für das Team! Dieser literarische Thriller ist sehr komplex, da er nicht nur das Thema der Aufhetzung von Massen auf das Korn nimmt. Immer wieder fließen sozialpolitische Probleme Nigerias ein. Korruption, bittere Armut gegen Reichtum, Rassismus, Kriminalität, religiöse Konflikte, studentische Kulte. Der Roman basiert auf einen wahren Fall aus dem Jahr 2012, bei dem ein Lynchmord durch eine aufgestachelte Menschenmenge begangen wurde: Im Südosten Nigerias wurden vier Studenten von einer aufgebrachten Menge durch die Stadt gejagt und angezündet. Man nennt es «necklace killing», bei dem den Opfern Autoreifen übergestülpt werden, die mit Benzin übergossen sind und angezündet werden. Eine bekannte Foltermethode oder Bestrafung, die in Nigeria mehrfach angewandt wurde. Insgesamt ist es ein guter Thriller, der Einsicht in die nigerianische Gesellschaft gibt. Bei Taiwo habe ich mich stets gefragt, warum er seine Ausbildung nicht nutzt. Ein Psychologe hätte anders gefragt, mehr interpretieren können. Er benimmt sich eher wie ein unsicherer Privatdetektiv. Die weiblichen Figuren sind schrecklich stereotyp. Neben Taiwo als Icherzähler gibt es einen zweiten Erzähler (kursiv), der mit katholischer Internatsgeschichte doch auch recht abgedroschen ist. Fein sind die Wendungen und die Unterschiedlichkeit des Duos. Taiwo war lange in den USA, sieht heute sein Land aus der Distanz, ärgert sich über holprige Straßen, auf denen ständig die Polizei Straßensperren errichtet. Nur wer Wegegeld zahlt, wird durchgelassen. Gewalt und Korruption, etwas, das Taiwo erzürnt, das Chika aber als selbstverständlich akzeptiert. Chika, der Mann mit Charisma, umwoben von Geheimnissen. Ein insgesamt komplexer und fesselnder literarischer Thriller, der sich auf sozialkritische Themen konzentriert. Empfehlung! Femi Kayode wuchs in Nigeria auf. Nach dem Studium der Klinischen Psychologie an der University of Ibadan in Lagos arbeitete er viele Jahre in der Werbebranche. Er war Stipendiat an der University of Southern California und der University of Washington, Seattle. Seine Arbeiten fürs Fernsehen wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. 2017 schloss er das renommierte Creative Writing Programm der University of East Anglia mit Auszeichnung ab. Kayode lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Windhoek, Namibia.

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