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Rezension zu
Unsere Freundschaft ist wie ein Traum

Einsamkeit, Melancholie, Sehnen

Von: Lesereien
07.11.2022

Die Protagonistin von Aysegül Savaş' Roman “Unsere Freundschaft ist wie ein Traum” verschlägt es nach Aufenthalten in London und Istanbul nach Paris. Dort trifft sie bei einer Lesung auf den von ihr bewunderten Autoren M., dessen Romane in Istanbul spielen. Sie fühlt eine Verbindung zu seinen Werken, die sich nach der Lesung in Form einer Freundschaft fortsetzt. Die beiden beginnen sich Emails zu schreiben und durchwandern die Stadt auf langen Spaziergängen. Dabei erzählen sie sich Alltägliches, aber auch das, was sie ausmacht, was sie geprägt hat. Bei Nurunisa legt dieser Austausch vieles frei und sie erzählt M. in Form von Geschichten über ihre Kindheit und Jugend. Diese Geschichten bewegen sich zwischen Wahrheit und Fiktion, spiegeln das Verhältnis der Protagonistin zu ihrer eigenen Identität wieder und sind ein Spiegelbild ihrer Einsamkeit. Denn das ist es, was den Roman meiner Meinung nach auszeichnet, die Wiedergabe von Einsamkeit und vor allem von Melancholie. Es liegt ein unbestimmtes Sehnen in ihm, das sich nicht nur dem Leser, sondern auch den Figuren selbst entzieht. Es fehlt der Protagonistin an etwas Festem und Greifbaren. Die Geschichten sind nur bis zu einem gewissen Grad ein Ersatz dafür. Erwähnenswert finde ich außerdem die Beschreibungen von Istanbul. Savaş schafft es, die Stadt mit ihren Ecken und Kanten, mit den Veränderungen der letzten Jahrzehnte wiederzugeben. Das hat mich stellenweise fasziniert und ist viel gelungener, als beispielsweise die Darstellung von Paris, die kulissenartig bleibt. Sowieso ist vieles, was erzählt wird, schemenhaft, flüchtig und wird lediglich umrissen. Ich habe die gesamte Lektüre wie in schwarz-weiß empfunden, in der Melancholie zu jedem Zeitpunkt die Atmosphäre bestimmt. Es ist sicherlich ein schriftstellerischer Verdienst, das zu schaffen. Doch als Leser gestaltet es sich dadurch als schwierig, überhaupt eine Bindung zum Erzählten aufzubauen. Ich bin deshalb nach dieser Lektüre zweigespalten und bleibe mit einem Gefühl zurück, das sich irgendwo zwischen Faszination und Distanziertheit bewegt. Übersetzt aus dem Englischen von Vanessa Kreitlow.

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