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Rezension zu
Penelope und die zwölf Mägde

Geistreiche Neuinterpretation griechischer Mythologie

Von: mari_liest
06.11.2022

„Sie waren wie Geier, die sich nach und nach auf dem Kadaver einer toten Kuh niederlassen.“ (S. 106) Margaret Atwood, bekannt von ihrem Roman „Der Report der Magd“, hat griechische Mythologie einfach mal so sprachlich in die Neuzeit transportiert. Und ich muss, zu Beginn war ich etwas irritiert. Doch nach und nach habe ich richtig Gefallen daran gefunden. Die Geschichte des Odysseus kennen viele von uns. Immer erzählt aus Sicht des Akteurs, des Kriegers. Doch wie ging es denn Penelope in dieser Zeit? Penelope, spartanische Prinzessin, treue Ehefrau, Mutter, Frau. Eine Frau, die nie beherrscht werden wollte, sich dennoch aber der Heirat mit Odysseus beugen musste. So erzählt sie die Geschichte der langen Jahre, während derer sie auf seine Heimkehr wartete. Während sie Ithaka vor den Geiern behütete, sich selbst vor übergriffigen Männern beschütze, sie mit Heimtücke und List an der Nase herumführte. Ihre einzigen Anker waren ihre 12 Mägde, die ihr immer zur Seite standen, die sie auch unter ihren Schutz nahm. Doch gab es auch Zeiten, wo sie selbigen nicht bewahren konnte. Auch der gemeinsame Sohn Telemachos wird älter, versucht sich die Hörner abzustoßen und als „Mann“ seinen Rang einzunehmen. Atwood gibt Penelope eine Stimme! Und so wird die Geschichte auch aus ihrer Sicht erzählt, im Hintergrund mit Unterstützung ihrer 12 Mägde, als Chor. Dieser Chor spannt mit Gesängen und Gedichten den Bogen auf die Missstände dieser Zeit hin und den damit einhergehenden tödlichen Folgen die jungen Mägde. Die Hauptkulisse, aus der Penelope aktuell spricht und weilt, ist der Hades. Wie ich finde eine extrem geile Idee. Mit sarkastischem Humor, spitzer Klinge, bissigem Ton überrollt die Erzählung die vermeintlich heldenhaften Männer mit ihrem eigensinnigen, patriarchalen Verhalten und nimmt ihnen so die Ernsthaftigkeit, auf die diese ja immer so beharrten. Schlau und sehr geistreich hat Atwood diese sagenumwobene Geschichte neu interpretiert. Sie gibt den Frauen eine Stimme, klagt das Patriarchat an und lässt die Größe der Männer, durch die Erzählungen aus Penelope’s Sicht, in ihrer Größe schrumpfen. Atwood legt den Finger mit einer großen Notwendigkeit tief in die Wunde. Eine kurzweilige, amüsante Geschichte; scharfzüngig und witzig, dennoch auch sehr kritisch, anklagend und aufrüttelnd. Und eine große #Leseempfehlung!

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