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Rezension zu
Penelope und die zwölf Mägde

Mythos endlich aus weiblicher Perspektive!

Von: jasmin_lesewelten
02.11.2022

Mythologie scheint 2022 überaus en vogue zu sein, denn man kommt kaum um Romane, die mythologische Heldenfiguren auf dem Cover zeigen, herum! Auch auf der Buchmesse sah ich einen Tisch, auf dem jene glänzenden Bücher ausgelegt waren und die ich bereits kenne. Margaret Atwood (bekannt geworden mit ,,Report der Magd") gab mir mit ihrer Neuerscheinung ,,Penelope und die zwölf Mägde" wirklich zu denken! Denn es stimmt schon - die Mythologie ist letztlich von Männern gemacht (Homer, Herodot, etc.) und die männliche Perspektive stets überwiegend! Nun ist es aber zu Recht an der Zeit, Mythen neu aufzurollen, ihnen einen neuen Touch zu verleihen und die Frauen zu Wort kommen zu lassen. Über 200 Seiten hinweg erzählt Penelope salopp von den Jahrzehnten, in denen sie auf ihren Gatten Odysseus wartet, der sich nach zehn Jahren trojanischen Kampfgeschehens auf eine lange Irrfahrt begibt. Interessant ist, dass dieser Held entheroisiert wird, beispielsweise berichtet Penelope von seinem ,,Fasskörper", den ,,kurzen Beinen", seiner Unwissenheit und der Zwangsheirat mit 15 Jahren, infolge derer sie ihm jedoch in Liebe zugetan gewesen sei. Sie erscheint als starke Frau, die ihr Königreich Ithaka während der Abwesenheit des Odysseus vor übergriffigen jungen Männern bewahrt. Wen sie vor Gewaltakten jener nicht schützen kann, sind ihre Mägde, und dafür macht sie sich ewig verantwortlich! Sie selbst entwirft ein Bild von sich mit Ecken und Kanten, kritisiert oftmals konstruktiv ihren Sohn Telemachos und rechnet selbst mit den Geschichtsschreibern ab, da sie deren Auslegung ihrer Person als naives und stets treues Anhängsel des Odysseus negiert. 👍🏻 Perspektivisch neu ist zudem, dass Penelope rückblickend auf ihr Leben berichtet, da sie sich im Hades, also in der Unterwelt, befindet. Letztlich werden die männlichen Helden in diesem Werk infrage gestellt und von ihrem Thron gehievt. Penelope als weibliche Repräsentantin kommt eine tragende Rolle zu, indem sie alle Makel offenlegt, sich selbst als fehlbar beschreibt und großzügig soziokulturelle Kritik übt. Das ist definitiv ein neuer Ansatz der Mythenrezeption und denjenigen, die mit der Entzauberung der bekannten Helden leben können, kann ich dieses Buch empfehlen!

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